Smart #5: Beeindruckende Leistung an der Ladesäule

Klaus Justen | 18.06.2025

Ein ausgewachsenes Familien-SUV, das ist der Smart #5. Über 600 PS bringen die beiden Elektromotoren souverän auf die Strasse. Noch bemerkenswerter ist das, was das dritte Modell im Programm der chinesisch-deutschen Tochter von Geely und Mercedes beim Laden demonstriert.

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Man fühlt sich ein wenig an den australischen Krokodiljäger erinnert, als dem ein New Yorker Kleinkrimineller mit seinem Messer vor der Nase herumfuchtelt und Mick «Crocodile» Dundee lakonisch antwortet: «Ein Messer? Das ist ein Messer!» und sein Jagdmesser im XXXL-Format zückt. Was das mit dem neuen Smart #5 zu tun hat?

Wann immer auf den meisten Präsentationen neuer Elektroautos die Hersteller stolz die Ladeleistung ihres Modells präsentieren, möchte man mit Hinweis auf den Smart #5 antworten: Eine Ladekurve? Das ist eine Ladekurve!

Der chinesisch-deutsche Hersteller unter dem Dach des Geely-Konzerns hat sein neues Spitzenmodell mit ultraschneller Ladetechnik ausgestattet und damit Smart den Vorzug gegeben vor den beiden anderen wichtigsten Marken für Europa, Polestar und Volvo.

Dass der Smart #5 mit Allradantrieb, 100 Kilowattstunden grosser Batterie und mehr als 640 PS Leistung auf der Strasse bella figura abgibt, ist die eine Sache. Die andere ist, wie lange der Zwischenstop an der Ladesäule dauert.

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Mit mehr als 400 Kilowatt Leistung zieht der #5 Strom aus einer entsprechend dimensionierten Ladesäule. Und das nicht nur für ein paar Minuten für eine Peakleistung, mit der sich am Stammtisch punkten lässt. Während der Ladedemonstration im Zuge der Fahrvorstellung hielt der #5 eine Ladeleistung jenseits der 200 kW bis zum Batterie-Ladestand von über 70 Prozent. 200 kW – das ist für viele Fahrzeuge aktuell immer noch der Ladepeak, der irgendwo zwischen 10 und vielleicht 25 Prozent erreicht wird. In 18 Minuten lädt der Smart von 10 auf 80 Prozent, das sind dann 70 Kilowattstunden Strom, genug für mehr als 300 Kilometer.

Denn das ist die nicht ganz so herausragende Seite des 4.70 Meter langen und 1.70 Meter hohen, kantig gestylten SUV: Niedrige Verbrauchswerte können andere Hersteller besser. 19.9 kWh/100 Kilometer gibt der Hersteller nach WLTP an, aber das ist im speziellen Fall doch eher ein optimistischer Wert. Im Bergland um das Douro-Tal im Norden Portugals hält sich der Verbrauchswert lange bei 30 kWh/100 km, erst am Ende der Rundstrecke pendelt er sich bei 25 kWh ein.

Da sind dann auch Autobahnpassagen mit Schweizer Limit dabei – wie sehr der Batterieladestand zusammenschnurrt, wenn man es dann tatsächlich mal auf die 210 km/h Höchstgeschwindigkeit anlegen würde, liess sich nicht überprüfen. Und man muss zugeben: Relevant für den Alltag ist dieser Vmax-Bereich auch nicht.

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Das Fahrwerk des Smart #5 wurde im Schwäbischen fit für europäische Strassen gemacht

Im Alltag zählen andere Qualitäten, und von denen haben die Ingenieure bei Smart in Renningen bei Stuttgart einige hineingepackt bei der Anpassung für den europäischen Markt. Mit der Fahrwerksabstimmung in China hat der europäische Smart wenig bis nichts zu tun bis hin zu völlig anderen Dämpfern, die in Europa verbaut werden.

Herausgekommen ist ein ausgewogenes, komfortables Fahrverhalten. Auch der Brabus ist nicht sportlich-hart geraten – und wenn man ehrlich ist, will man gelegentlich mit dem kantigen SUV gern mal etwas zügiger fahren, aber stundenlanges Kurvenräubern auf Passstrassen dann doch eher nicht.

Er schiebt gutmütig durch die Kurven, das Wanken hält sich in Grenzen, aber die rund 2.3 Tonnen Lebendgewicht (ohne Familie an Bord) lassen sich auch nicht so einfach wegignorieren. Durch die Auswahl seiner Teststrecken im Norden Portugals zeigt der Hersteller durchaus auch Mut: Kopfsteinpflaster, mässig bis nicht geflickte Strassen, Auswaschungen und Verwerfungen verlangen dem Fahrwerk einiges ab. Der Smart #5 Brabus kommt mit Bravour durch.

Täuschen lassen sollte man sich übrigens nicht durch die durchaus wuchtige Optik der Brabus-Variante. Hier trägt die Mattlackierung in Anthrazit erheblich zum bulligen Auftritt bei. Die ebenfalls bei der Präsentation gezeigten weiss lackierten Ausstattungsvarianten sehen um einiges filigraner aus.

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Smart #5: Fürstliches Platzangebot auf den vorderen und vor allem hinteren Sitzen

Im Interieur spielt Smart die Premiumkarte weiter aus. Hochwertige Materialien, ein Lenkrad, über das sich viele Funktionen abrufen lassen, eine riesige Bildschirmlandschaft – das entspricht dem, was (nicht nur in China) inzwischen erwartet wird.

Im Vergleich zu den beiden ersten Smart-Modellen der neuen Ära (#1 und #3) hat sich nach Aussagen des Herstellers die Zahl der Funktionen, die sich über das Bildschirmmenü einstellen lassen, vervielfacht. Als Besitzer dürfte die eine oder andere Woche ins Land gehen, bis man alle Feinheiten der Fahrzeugkonfiguration in den Untermenüs erkundet hat.

Fahrer und Beifahrer finden Platz auf bequemen Sitzen, deren Seitenhalt ein wenig besser sein dürfte, wenn man es doch etwas schneller in den Kurven mag. Auf den hinteren Plätzen sind Kopf- und vor allem Beinfreiheit fürstlich. Hinten rechts kann man zudem den Beifahrersitz vorn elektrisch verstellen, um noch mehr Beinfreiheit oder Sicht nach vorn zu haben.

Der Kofferraum sieht kleiner aus, als er ist: 600 Liter hat das Ladeabteil, dank gerade abfallendem Heck lässt es sich auch gut laden. Klappt man die Sitze, wächst das Kofferraumvolumen auf über 1500 Liter. Dazu kommt ein Frunk, der zwischen 47 und 72 Litern fasst.

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Der Smart #5 kostet in der Schweiz ab 44'500 Franken, als Brabus 59'500 Franken

Smart-Schweiz-CEO Elias Klauser erwartet, dass der #5 seiner Marke noch in diesem Jahr einen Verkaufsschub bringt. Im vergangenen Jahr setzte die Marke in der Schweiz nicht ganz 900 Autos ab, durch das neue SUV im D-Segment erwartet Klauser ein Plus von 35 Prozent.

Als Bestseller prognostiziert er das Top-Modell, den Brabus. Der kostet knapp 60'000 Franken, doch die Baureihe setzt deutlich tiefer an. Mit 44'500 Franken ist der Smart #5 Pro eingepreist, allerdings ist er auch mit einer kleineren Batterie (76 kWh) und mit 400-Volt-Ladetechnik ausgestattet.

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Grosse Batterie und 800 Volt gibt es in den Modellen Pro+ und Premium, die zwischen 49'500 und 54'000 Franken kosten und als Hecktriebler mit einem Motor und 267 kW (363 PS) auskommen müssen – dafür aber fast 600 Kilometer Reichweite bringen.

Darüber thronen dann die zwei Allradmodelle Pulse (54'000 Franken) und Summit Edition (55'500 Franken), die 432 kW (587 PS) auf die Strasse bringen – und das Topmodell Smart #5 Brabus.

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Technische Daten

Smart #5 Brabus

Fünftüriges Elektro-SUV der Mittelklasse

Länge 4.69 Meter, Breite 1.92 Meter, Höhe 1.70 Meter, Radstand 2.90 Meter

Kofferraum 630 bis 1530 Liter, Frunk 47 Liter, Leergewicht 2370 kg

Stromerregter Asynchronmotor vorne, Permanentmagnetmotor hinten, Systemleistung 475 kW (646 PS), Drehmoment 710 Nm

Allradantrieb, 1-Gang-Getriebe

Lithium-Ionen-Batterie (NMC), Batteriekapazität nutzbar 94 kWh (100 kWh brutto), Batterienennspannung 800 Volt, DC-Ladesystem CCS, Ladeleistung 400 kW, DC-Ladezeit 10-80 % 18 min, AC-Laden mit 22 kW 10 auf 100 % 5:30 h

Fahrleistungen 0-100 km/h in 3.8 s, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, Reichweite kombiniert 540 km (WLTP)

Preis ab 59‘500 Franken

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Photos: Smart

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