Die neuen Ziele von Paris

Ramon Egger | 08.02.2024

Egger & Kanten

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Ramon Egger ist Autor und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Paris erhöht die Parkgebühren für SUV». Das war die Schlagzeile, die man in diesen Tagen überall lesen konnte. Wer hinter den Clickbait-Titel las, was heute ja kaum mehr jemand tut, merkte schnell: Das ist nicht die Wahrheit. Die ist noch viel schlimmer. Die Schlagzeilen hätten nämlich auch einfach lauten können: Paris erhöht die Parkgebühren. Und zwar für alle Autos, die schwerer sind als 1.6 Tonnen, was heute für ziemlich jedes Auto gilt, das grösser ist als ein VW Polo. Eine Ausnahme gibt es übrigens für Elektroautos, die gelten für die Pariser nämlich nicht ab 1.6, sondern erst ab zwei Tonnen als SUV. Ein Hyundai Kona Hybrid ist also ein SUV, ein Kona Electric nicht. Kann man nicht verstehen. Muss man auch nicht, schliesslich geht es darum, ein Zeichen zu setzen.

54.5 Prozent der Pariser stimmten offenbar dafür. Also 54.5 Prozent derjenigen, die abgestimmt haben, die Stimmbeteiligung soll überragende 5.6 Prozent betragen haben. In anderen Worten – oder eben Zahlen: 97 Prozent der Pariser sprachen sich nicht dafür aus. Eingeführt werden soll die Regelung trotzdem, so funktioniert nun einmal Demokratie. Das minimale Interesse hat wohl einen einfachen Grund. Für die Pariser selbst gelten die hohen Tarife nicht, für Lieferwagen von Handwerkern ebenso nicht. Und die paar Auswärtigen, die leichtsinnig genug sind, mit ihrem Auto nach Paris zu fahren, sollen halt bezahlen. Ob der Ertrag daraus die Kosten für Einführung und Kontrolle verschiedener Parkgebühren tragen kann, darf man sich fragen.

Und schon hat man auch in der Schweiz wieder Blut geleckt und will die Pariser Idee am liebsten gleich umsetzen. Erstaunlicherweise ruhig verhalten hat sich bisher der Grünen-Nationalrat Bastien Girod, im Jahr 2008 bekannt geworden mit der Anti-Offroader-Initiative und seinem Kampf gegen SUV in den Schweizer Städten. Und dann wieder 2023 als Aushängeschild der Zürcher Klimakompensations­händlerin South Pole. Der vorgeworfen wurde, in grossem Stil CO₂-Ablassbriefe verkauft zu haben, ohne dafür Busse zu tun. Zu den Kunden von South Pole gehört unter anderem auch Bentley – ein Unternehmen, das nicht eben bekannt ist dafür, Kleinwagen zu bauen. Das neue Pariser Klimaziel von 1.6 Tonnen unterbieten die Briten auf jeden Fall nicht.

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