Clickbaiting bei Autohemen

Simon Tottoli | 21.03.2024

Editorial

Tottoli Simon RGB

Simon Tottoli, Chefredaktor

Dass nicht alles, was im Internet steht, den Tatsachen entspricht, ist den meisten sonnenklar. Besonders frappant zeigt sich das auf Social Media. Vielleicht gehören auch Sie zu jenen, die Facebook und andere soziale Medien regelmässig nutzen – nur schon um die Kanäle der AUTOMOBIL REVUE zu verfolgen? Dann haben Sie sicher auch schon bemerkt, was für abstruse Dinge da (nicht bei der AR natürlich) manchmal zu lesen sind. Völlig überdrehte Schlagzeilen schrecken geübte Social-Media-Nutzer genauso schnell ab wie die Ankündigungen von Millionengewinnen per Mail.

Doch es gibt auch etwas dazwischen. Irreführende Titel, die seriös klingen. Wer sich von ihnen verlocken lässt, erfährt allerdings etwas ganz anderes als erwartet. Unter dem Bild eines Hollywood-Stars in seiner Oscar-prämierten Paraderolle steht beispielsweise: «Diese Rolle würde er niemals mehr spielen». Einen Klick und die Ablehnung zahlreicher Datensammelwünsche später geht es aber bloss um einen Auftritt in einem Werbespot.

Dieses Vorgehen nennt sich Clickbaiting, und es richtet sich nicht nur an Filmfans, sondern deckt so ziemlich alle gängigen Interessensgebiete ab. Das Automobil und verwandte Themen scheinen hier immer beliebter zu werden. Besonders oft zu sehen sind neugierig machende, ja regelrecht provozierende Beiträge zur Elektromobilität. Die einen übertrieben negativ, die anderen unverhältnismässig positiv. Es kann aber auch um Marken, Modelle, Verkaufszahlen oder Verkehrspolitik gehen. Hauptsache, in der Teaser-Überschrift steht etwas völlig anderes als nachher im Artikel.

Weil die Social-Media-Betreiber ziemlich genau wissen, was ihre User interessiert, findet der geneigte Autoenthusiast eine ausserordentlich grosse Auswahl solcher Beiträge. Aber die Social-Media-Kanäle sind nur die eine Seite dieses falschen Spiels, eine andere sind die Betreiber der Zielseiten selbst. Es ist schier unglaublich, wie viele Websites mit Autobezug es mittlerweile gibt. Einige sind durchaus seriös, die meisten haben aber leider den Wahrheits­anspruch des Staatssenders einer Diktatur. Es geht wirklich nur darum, möglichst viele Menschen auf die Seite zu locken, um die Werbeeinnahmen zu erhöhen.

Natürlich freuen wir von der AUTOMOBIL REVUE uns sehr, wenn sie uns auch online besuchen und unsere täglich aktualisierten Inhalte konsumieren. Aber es ist uns selbstverständlich ein zentrales Anliegen, nur Tatsachen zu verbreiten. Auch wenn diese vielleicht etwas weniger Klicks generieren als provokative Halbwahrheiten.

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