Nicht alle Gesetze sind sinnvoll

Simon Tottoli | 28.03.2024

Editorial

Tottoli Simon RGB

Simon Tottoli, Chefredaktor

Ablenkung am Steuer wird zu einem immer grösseren Problem, wie der Artikel zur Verkehrssicherheit von Kollege Klaus Justen eindrücklich aufzeigt. Vor allem die verbotene Benutzung des Smartphones während der Fahrt ist ein Risiko, aber auch die Bedienung des Fahrzeugs selbst. Moderne Autos haben nicht nur viel mehr Funktionen als frühere Modelle, oft müssen diese auch noch über den Touchscreen bedient werden. Zum Glück merken die Autohersteller (wenn auch reichlich spät), dass physische Tasten und Knöpfe vielleicht doch nicht so schlecht sind. Allerdings sind sie ein Kostenfaktor, weshalb selbst brandneue Modelle zwar mit riesigem Touchscreen, aber mit nur wenigen oder gar ohne Tasten erscheinen. Einige Marken kennen gar nichts anderes. Offenbar muss man sie per Gesetz zu ihrem Glück zwingen.

Gesetzliche Vorgaben haben manchmal durchaus ihren Nutzen, aber zuweilen wäre weniger mehr. Was nämlich von Verkehrssicherheitsexperten erst am Rand thematisiert wird, ist die Ablenkung durch das nervtötende Gepiepe der Fahrassistenten. Je nach Marke und Modell ist das ein Sicherheitsrisiko, so weit lehne ich mich an dieser Stelle aus dem Fenster. Man denke nur an jemanden, der in den Ferien ein Auto mietet und sich noch nicht richtig mit modernen Fahrzeugen auskennt. Weil die Sonne vom Himmel strahlt, setzt er bald eine Sonnenbrille auf – und sofort fängt das Auto laut an zu bimmeln, weil der Aufmerksamkeitsassistent die Augen des Fahrers nicht mehr sieht. Da sind Verunsicherung und damit Ablenkung vorprogrammiert.

Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, bei denen diese (notabene vorgeschriebenen) Assistenten komplett am Ziel vorbeischiessen. Über den Tempolimitwarner, der blinkt und piept, weil er die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der befahrenen Strasse falsch gelesen hat (nämlich von jener daneben), wollen wir gar nicht reden. Ich habe mich an dieser Stelle mehrfach über die Assistenten aufgeregt, und solange sie derart unzuverlässig, ja regelrecht ablenkend agieren, kann ich Ihnen nicht versprechen, dass es heute das letzte Mal war.

Was mich persönlich an Gesetzen wie jenem zu den Assistenten am meisten stört, ist der Umstand, dass sie einfach nicht richtig durchdacht sind. Und es ist auch nicht das erste Mal. Seit nicht allzu langer Zeit schreibt die EU zum Beispiel vor, dass jeder Neuwagen mit Tagfahrlicht ausgestattet sein muss – aber blöderweise nur vorne. Um Energie zu sparen, heisst es. Nun ja, Sie haben sicher auch schon erlebt, dass Sie bei Nebel ein Auto ohne Licht vor sich hatten. Vielleicht sogar bei Nacht, denn ein Lichtsensor ist ja nicht vorgeschrieben ...

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