Die Zeit der ­Trittbrettfahrer

Simon Tottoli | 22.02.2024

Editorial

Tottoli Simon RGB

Simon Tottoli, Chefredaktor

Jetzt steht sie also vor der Tür, die Geneva International Motor Show (Gims). Oder einfach der Autosalon, wie der Anlass im Volksmund heisst. Dass bei der Messe von 26. Februar bis 3. März 2024 die meisten grossen Hersteller nur mit Abwesenheit glänzen, ist längst bekannt. Lediglich Renault, Dacia, BYD, Lucid und MG zeigen vor Ort ihre Modelle. Dazu kommen noch Nutzfahrzeug­spezialisten wie Isuzu und Beeway sowie einige Kleinserienhersteller. Und ja, mit Microlino ist sogar eine Schweizer Marke in Genf dabei.

Das wärs dann? Nicht ganz! Unsere Redaktion hat auch einige Einladungen grosser Marken erhalten, die zwar nicht in den Palexpohallen präsent sind, aber dafür um sie herum. Vor allem die Importeure wollen die Gunst der Stunde nutzen und ihre Produkte ins Gespräch bringen, wenn schon die ganze Autojournalistenschar in der Stadt versammelt ist. Das passiert vorwiegend in Seminarräumen von Hotels in der Umgebung.

Natürlich hätten die Gims-Organisatoren mehr davon, wenn diese Events direkt am Salon stattfänden. Aber so funktioniert der Anlass (noch) nicht. Er ist, wie es der Name schon verrät, eine internationale Automesse mit internationalen Teilnehmern und keine Show von Importeuren und Garagisten. Wenn die Hersteller aus aller Welt schon nicht in Genf dabei sein wollen, ist es aus Sicht der Importeure aber durchaus sinnvoll, wenigstens den Rahmen des Salons zu nutzen. Sie sind damit eine Art gute Trittbrettfahrer, denn sie nützen dem Salon zwar nicht, schaden aber auch nicht.

Was sind denn schlechte Trittbrettfahrer? Die Genfer Hotels, zum Beispiel. Die machten gern die hohle Hand, als der Salon noch etwas galt. Wenn rund 700 000 Besucher aus aller Herren Länder – darunter Tausende Medienvertreter – nach Genf kamen, erhöhten viele Hotels die Zimmerpreise massiv und liessen teils nur Buchungen von mindestens zwei Wochen Dauer zu. Mit dem marktüblichen Mechanismus von Angebot und Nachfrage hatte das nicht mehr viel zu tun, eher mit Wucher à la WEF in Davos. Alles unter der freundlichen Beobachtung der schon länger vorwiegend links-grünen Stadtregierung. Diese ist äusserst autofeindlich, nahm das Geld, welches der Salon über Jahre in die Stadt spülte, aber natürlich gern an.

Werfen wir lieber einen Blick auf schönere Traditionen. Eine davon ist die jahrzehntelange Verbindung der AR mit dem Autosalon. Dieses Jahr haben wir zwar keinen eigenen Stand, aber unsere Redaktion ist selbstverständlich im Palexpo vor Ort, um aus erster Hand zu berichten. Vielleicht treffen wir dabei den einen oder anderen Leser persönlich? Wir würden uns freuen!

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