Das Ende des ­Autos?

Ramon Egger | 11.01.2024

Egger & Kanten

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Ramon Egger ist Autor und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

In den vergangenen Jahren nahm der Motorisierungsgrad in der Schweiz stetig zu. Wie die «Aargauer Zeitung» in einem Artikel vom vergangenen Wochenende schreibt «trotz stetigem Ausbau des öffentlichen Verkehrs». Der stetige Ausbau des ÖV ist auch nur zur Hälfte der richtige Weg, um die Leute zu einer Abkehr vom Auto zu zwingen. Die andere Hälfte ist kein Geheimnis: Es ist die Einschränkung des Individualverkehrs. Funk­tioniert hat es offensichtlich nicht, die Schweizer fahren immer mehr Auto. Doch schon sehr bald soll der Wendepunkt erreicht sein. Schreibt die «Aargauer Zeitung». Und bezieht sich auf eine «repräsentative Studie» (wird oft mit «wahr» verwechselt) des Beratungsunternehmens Deloitte. Bereits in zehn Jahren besässen die meisten Schweizer kein Auto mehr, will es herausgefunden haben.

Das mag jetzt etwas kleinlich wirken, aber bereits heute hat die Mehrheit der Menschen in der Schweiz kein eigenes Auto. Was man aber eigentlich meint: Die Anzahl Haushalte mit mindestens einem Auto sinke in den kommenden zehn Jahren von 80 auf 40 Prozent. Die Studie suggeriert damit, dass sich der Motorfahrzeugbestand in der Schweiz in den nächsten zehn Jahren einfach so halbiere. Da ein Auto in der Schweiz deutlich über zehn Jahre im Verkehr ist, müssten die Schweizerinnen und Schweizer jetzt, also sofort, aufhören, Autos zu kaufen. Eine Prognose, die die Autohändler wohl kaum auf dem Schirm hatten, sie gehen nämlich weiterhin davon aus, dass der Markt im Lauf des Jahres weiter wachsen wird.

Und sogar wenn die doch eher unrealistische Prognose eintreten sollte und die meisten Schweizerinnen und Schweizer schon bald auf ein eigenes Auto verzichteten, wird der Strassenverkehr kaum einfach so abnehmen. Denn gleichzeitig, so hat man auch herausgefunden, soll gerade die Anzahl junger Kunden von Ridehailing-Diensten wie Uber und anderen immer mehr zunehmen. Da merkt der clevere Leser, was der Autor nicht merkt: Strassen braucht es auch in Zukunft. Denn Auto gefahren wird weiterhin, egal ob man selbst fährt oder sich chauffieren lässt. Aber ein solches Detail hindert den Autor nicht daran, zu argumentieren, dass es künftig noch mehr öffentlichen Verkehr brauche. Das macht Sinn, schliesslich ist der Ausbau des ÖV immer die Antwort. Die entsprechenden Fragen dafür finden sich auch immer – wichtig ist nur, dass man sie in «repräsentativen Studien» stellt.

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