Dein Freund und Helfer

Ramon Egger | 23.11.2023

Egger & Kanten

Egger Ramon RGB

Ramon Egger ist Autor und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Wir müssen einmal mehr über die Stadt Zürich reden. Die plant schon seit Längerem, die Rosengartenstrasse – eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt und, von täglich mehr als 60 000 Autos genutzt, eine der meistbefahrenen Strassen der Schweiz – sozusagen in eine Flanierzone verwandeln. Velowege soll es geben, Fussgängerstreifen, diverse Ampeln, ÖV-Bevorzugung und eine 30er-Zone. Weil es aber zu lange dauert, bis das alles sorgfältig geplant und ausgearbeitet ist, kam man in Zürich jetzt zum Schluss, dass die Belastung der Anwohner unerträglich und deshalb sofort Tempo 30 einzuführen sei.

Man war schon fast dabei, die neuen Temposchilder zu montieren, als die Kantons­polizei von der Sache Wind bekam – «aus den Medien», wie sie sagt. Sie hatte gar keine Freude daran und verbot der Stadt kurzerhand die Temporeduktion. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit wollte das Verkehrsdepartement der Stadt an der zuständigen Kantonspolizei vorbei ein neues Verkehrsregime einführen. Zuvor musste die Polizei schon einer geplanten Fahrspurreduktion auf der Bellerivestrasse, einer weiteren Hauptachse in die Stadt Zürich hinein, eine Absage erteilen.

Dabei ist es wohl kaum so, dass die Anwohner der vierspurigen Rosengartenstrasse urplötzlich vom Verkehrslärm überrascht worden wären. Seit über 50 Jahren zieht sie sich wie eine Hauptschlagader durch die Stadt, wer dort wohnt, weiss was ihn erwartet. Vor drei Jahren hatten die Zürcher die Möglichkeit, die Strasse in einen Tunnel zu verlegen. Und was taten sie? Sie lehnten das Projekt an der Urne ab – stattdessen bauen, verkaufen und beziehen sie fleissig neue Wohnungen. Vielleicht auch in der Hoffnung, bald an einer sehr teuren Quartierstrasse eine sehr günstige Wohnung zu haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Man darf sich fragen, ob jedes Quartier, jeder Innenhof mit dem Auto über eine Hauptstrasse erreichbar sein muss. Vernünftigerweise lautet die Antwort: Vermutlich nicht. Fussgängerzonen sind ebenso angebracht wie verkehrsberuhigte Quartierstrassen. An den richtigen Orten. Und solange der Verkehr auf den Hauptachsen ungehindert fliessen kann. Zum Glück sorgt dafür in Zürich wenigstens die Kantonspolizei – dein Freund und Helfer.

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