Strassen ohne ­Klimaschützer

Ramon Egger | 01.02.2024

Egger & Kanten

Egger Ramon RGB

Ramon Egger ist Autor und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Die Klimaproteste sind in der Versenkung verschwunden. Doch bevor sich die Bewegung mangels Aufmerksamkeit komplett totläuft, nimmt sich «Klimastreik Schweiz» jetzt offenbar auch geopolitischer Themen an und bekundet Solidarität mit den Palästinensern. Dabei gäbe es in Europa zurzeit eine Bewegung, die den Klimaschützern deutlich näher stehen müsste. Von Berlin bis Paris blockieren Bauern die Strassen und verschmieren Fassaden in einem Ausmass, an dem sich die Klimakinder noch ein Vorbild nehmen könnten.

Wieso also keine Solidarität mit den Bauern? Die Methoden des Protestes sind: dieselben. Die Ziele: müssten es auch sein, schliesslich gäbe es nichts Einfacheres zur Reduktion unserer Umweltbelastung, als die lokale Produktion zu stärken. Hühnchen vom Bauer nebenan sind, und da sind die Zahlen eindeutig, weniger klimaschädlich als Tomaten aus Uruguay. Auch wenn die vegane Fraktion das nicht gerne hört. Kann der Bauer von nebenan seine Hühner und Kühe nicht mehr halten, wenn er weniger Subventionen erhält? Die Bauern sagen Nein, die Politik meint, es wäre immer noch machbar.

Es soll hier auch gar nicht darum gehen, ob die Forderungen der Bauern gerechtfertigt seien oder nicht. Der Punkt ist: Bisher war es den moralisch Guten egal, wie viel Geld wir für den Klimaschutz ausgeben. Egal, wie ineffizient das Geld verschwendet wird. Beim CO2 zählte nur Sparen um jeden Preis. Das gilt aber offenbar nur, solange nicht die Falschen von diesem Preis profitieren. Sie könnten sich ohne Subventionen nicht mehr gegen billige Importprodukte zur Wehr setzen, klagen die Bauern. Und klagen damit über die Folgen ebenjener kapitalistischen Globalisierung, die die Klimakämpfer bei jeder Gelegenheit als Quell allen Übels beschimpfen. Jetzt plötzlich sind sie ruhig und nippen genüsslich an ihrem Soja-Chai Latte.

Wieso eigentlich? Wieso unterstützt man nicht die lokalen Produzenten und schützt 
damit das Klima? Die Antwort ist einfach: Es geht nicht ums Klima. Ging es nie. Es geht 
um sozialistische Umverteilung. Um die Ab­schaffung des westlichen Wohlstandes. Und da die ­europäischen Bauern – im grösseren Kontext – immer noch wohlhabend sind, verachtet man sie. In der Schweiz haben wir bisher noch Glück. Der eine Teil unserer Klimaschützer ist mit geopolitischen Solidaritätsbekundungen beschäftigt, der andere Teil melkt Kühe und züchtet Hühnchen. Auf der Strasse sind beide nicht. Zum Glück.

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