Versprich Gutes und sprich darüber

Ramon Egger | 14.12.2023

Egger & Kanten

Egger Ramon RGB

Ramon Egger ist Autor und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Der deutsche Klimaschutzverein Germanwatch e. V. hat kürzlich die vielbeachtete CCPI-Rangliste veröffentlicht, den Klimaschutz-Performance-Index. Als «eines der renommiertesten unabhängigen Monitoring-Instrumente für Klimaschutzmassnahmen weltweit» beschreiben die Herausgeber diesen ganz bescheiden pünktlich zur Klimakonferenz in Dubai, an der 80 000 eingeflogene Teilnehmer in hochklimatisierten Konferenzzentren darüber debattieren, wie man den weltweiten Energieverbrauch senken kann.

In der CCPI-Rangliste liegt die Schweiz auf Platz 19. Wie viel Sinn das macht, lässt sich kaum abschätzen, ohne eine Referenz zu haben. Da man sich in der Wissenschaft darauf geeinigt hat, dass der CO2-Ausstoss des Menschen den Klimawandel verursacht, müsste man ein Klimaschutzranking natürlich daran bemessen. Richtig? Falsch. Dann wäre es nämlich vorbei mit der europäischen Selbst­geisselung, wären wir plötzlich die Guten auf der Welt. Und das dürfen wir natürlich nicht sein. Nein, zu den Guten gehört unter anderem Indien auf Platz drei des Rankings. Indien, das im vergangenen Jahr 2700 Millionen Megatonnen CO2 ausstiess – im Vergleich zu den 34 Millionen Megatonnen der Schweiz. Dann ist es fairerweise ein Pro-Kopf-Ausstoss, den man misst? Aber wieso sind dann Länder wie Deutschland, die Niederlande oder sogar Estland besser als die Schweiz – obwohl sie alle einen doppelt so hohen CO2-Ausstoss haben wie wir? Ganz einfach: Im «renommiertesten Monitoring-Instrument für Klimaschutz» geht es nicht darum, was getan wird. Sondern darum, was versprochen wird. Wie es eben so ist mit dem alten «Tue Gutes und sprich darüber»: Den einen ist es wichtiger, Gutes zu tun. Den Klimapolitikern ist es wichtiger, darüber zu sprechen. Auch wenn sie im besten Fall gar nichts, allzu oft aber nichts Gutes tun. Und genau darum geht es im CCPI: «Versprich Gutes und sprich darüber». Ein wichtiger Teil sind nämlich die Klimaversprechen, die ein Land macht.

Ach ja, falls Sie die Rangliste selbst anschauen sollten oder sogar schon gesehen haben, werden Sie feststellen, dass die Platzierung der Schweiz abweicht von dem, was ich hier schreibe. Offiziell liegt die Schweiz auf Platz 22 und nicht auf Platz 19. Das liegt daran, dass die Rangliste erst bei Platz vier beginnt und nicht bei Platz eins. Um zu beweisen, dass alle Menschen schlecht sind fürs Klima. Oder dass noch niemand genügend Besserung gelobt hat.

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