Ein Unfall ereignet sich auf der Autobahn, die linke Fahrspur ist blockiert, und der Stau damit auch bei mässigem Verkehr unabwendbar – wir kennen es zur Genüge und begegnen diesem wiederkehrenden Phänomen meistens genau dann, wenn wir einen Termin einhalten sollten. Dass nun in weiser Voraussicht der Verkehr mit gedrosseltem Tempo an die Unfallstelle herangeführt wird, macht sehr viel Sinn. Dank automatischer Anzeigesysteme wie leuchtender LED-Wechselverkehrszeichen oder – an neuralgischen Punkten seit Langem anzutreffen – klassischer, mechanischer Prismawender, die nur drei verschiedene Anzeigen ermöglichen, kann das Tempo relativ einfach und der überraschenden Situation entsprechend schnell gedrosselt werden, damit der Verkehr möglichst flüssig bleibt. Über die immer häufiger zu sehenden LED-Anzeigen lassen sich zudem entsprechende Zusatzinformationen einblenden. Der Hinweis «Unfall» beispielsweise macht darauf aufmerksam, dass mit Bergungs- oder Rettungsfahrzeugen zu rechnen und es darum mit grösserer Wahrscheinlichkeit notwendig ist, eine Rettungsgasse zu bilden. Eine gute Sache und damit sinnvoll eingesetztes Geld. Mehr noch, es macht um ein Vielfaches mehr Sinn, die modernen Informationssysteme für solches zu verwenden, als allerorten mangels relevanter Informationen altkluge Belehrungen auf den Anzeigetafeln einzublenden, die auf den Autobahnen in den vergangenen Jahren für teures Geld installiert worden sind. «Bleiben Sie zu Hause!» Wer erinnert sich nicht daran, wie er dachte: «Schön wärs ja»? Oder: «Blinken beim Spurwechsel» – dies gehörte den fraglichen Sündern direkt im Sichtfeld in die Windschutzscheibe eingeätzt. Vielleicht täte etwas Fantasie gut, wenn dem Zuständigen sonst nichts Gescheites einfällt. Gut, vielleicht fehlt einem da irgendwann etwas die Gelassenheit. Wie wäre es mit Fussballresultaten? Zurück zum Ernst des Alltags.
Vielleicht, oder doch nicht?
Am 14. Dezember des vergangenen Jahres war es wieder einmal so weit, ein Unfall zwischen Niederbipp und Wangen an der Aare BE führte zu einem Stau bis zurück nach Oftringen AG. Um etwa zehn Uhr morgens leuchteten die Geschwindigkeitstafeln auf der Fahrspur Richtung Bern immer noch hell und deutlich. Nachdem bereits der halbe Aargau seit 23. November tempogedrosselt durchfahren werden muss, doch dazu später.
Zu dieser Zeit war aber der Verkehr wieder flüssig, der Autofahrer hingegen blieb in ständiger Alarmbereitschaft, weil ja der angedrohte Stau nächstens kommen musste, immerhin wurde ihm dies in leuchtendem Gelb auf die Retina gebrannt. Ausgerechnet ab Härkingen SO aber – in Richtung Bern sonst stets ein Garant für zumeist unerklärliche Stockungen (ist es die lange Gerade, die zum Handorgeleffekt bei zu dichtem Auffahren führt?) – rollte der Verkehr völlig normal, keine Spur von einem drohenden Stau. Noch deutlicher war die Situation ab Niederbipp, wo sich keine Spur mehr eines Unfalls erkennen liess. Nur die Tafel zeigte weiterhin gemütliche maximale 80 km/h mit dem Hinweis «Unfall» an. So blieb es denn auch bis zur Kantonzgrenze kurz vor der Raststätte Deitingen SO – die Zone bei der Einfahrt von Wangen an der Aare ist ein regulärer 100er-Abschnitt . Zugegeben, man sollte das Ereignis positiv sehen: Der Stau war bereits vorbei. Dass man jedoch genötigt ist, die gesamte A1-Strecke zwischen Suhr AG und Deitingen mit höchstens 80 bis 100 km/h zu fahren, bei trockener Strasse und bester Sicht, bei flüssigem Verkehr und längst aufgeräumtem Unfall, ist nervig.