Während alle Welt neue Elektromodelle auf dedizierten Plattformen präsentiert, stellt Audi seine neue Mittelklasse auf eine modernisierte Verbrenner-Basis. Eine Entscheidung, die dem aktuellen Markttrend zu entsprechen scheint.
Audi präsentiert den neuen A5, den Nachfolger des altbekannten A4. Dabei ist er nur einer der ersten einer Reihe neuer Modelle, nachdem die Ingolstädter rund drei Jahre lang kein komplett neues Auto mehr präsentiert haben. Selbstredend spielen Elektromodelle wie der jüngst präsentierte Q6 e-tron eine grosse Rolle, sind aber noch nicht die Universalherrscher. Als Mitstreiter schickt Audi die «Premium Platform Combustion» (PPC) ins Rennen, eine dedizierte Verbrennerplattform. Kein schlechter Schachzug, hat die Nachfrage nach Elektroautos in Europa doch zuletzt einen Dämpfer erfahren. Die PPC ist keine vollständig neue Basis, sondern eine Weiterentwicklung des alten MLB. Doch zeigt es, dass nach wie vor Geld in thermische Antriebe investiert wird. Als Zeichen der Abgrenzung wird sogar die bekannte Nomenklatur umgestellt. Gerade Zahlen sind fortan für Elektromodelle reserviert, ungerade für die Verbrenner.
Kein Coupé, Cabrio und Sportback mehr
Mit dem neuen A5 wird das, was bisher als A5 bekannt war, eliminiert. Weder Coupé noch Cabriolet noch Sportback wird es geben, auch keinen Allroad. Fortan gibt es nur noch den Avant und die Limousine. Als Kompromiss hat man ihr ein Sportback-esk auslaufendes Heck gezeichnet und die Kofferraumklappe oben angeschlagen. Das erleichtert die Beladung und dürfte sowohl Limousinen- als auch die ehemaligen Sportback-Kunden glücklich stimmen. Das Kofferraumvolumen der Limousine beträgt zwischen 445 und 1299 Liter, der Avant schluckt zwischen 476 und 1424 Liter.
Die A5 Limousine hat ab sofort eine oben angeschlagene Heckklappe, wie früher der Sportback.
Dass keine Schraube unangetastet blieb, ist auf den ersten Blick sichtbar. Fliessende Linien und muskulöse Kotflügel treten an die Stelle kantiger Sachlichkeit. Bilder werden dem Auto nur ansatzweise gerecht. Live – wir konnten den A5 schon im Studio in Augenschein nehmen – sieht das Ding verboten gut aus, vor allem als Avant. Zig verschiedene Grafiken lassen sich für die Tagfahrlichter einstellen, während die OLED-Heckleuchten mit der Umwelt kommunizieren können und etwa Warnsymbole einblenden, wenn das Auto auf ein Stauende auffährt.
Hypermodern, aber nur 99 Prozent Premium
Futurismus auch im Innenraum, wo zwei Displays hinter einer gebogenen Glasabdeckung die Einheit aus Digitalcockpit und Infotainment bilden. Es kann auf die KI ChatGPT zugreifen und soll die sprachliche Interaktion mit dem System natürlicher und umfangreicher gestalten. Knöpfe gibt es praktisch keine mehr, dafür gegen Aufpreis einen zusätzlichen Bildschirm für den Beifahrer. Audi spricht von einer harmonischen Integration der Displays, was wir etwas anders sehen. Das Glaspanel wirkt aufgesetzt, der Beifahrerbildschirm daneben etwas fremd.
Die grosse Bildschirmlandschaft kennt man bereits vom Q6 e-tron.
Und dann ist da die Sache mit den Materialien, die bei Audi in Summe auch schon einmal wertiger waren. Es ist wahrlich kein billiger Innenraum, man kann getrost noch immer von Premium sprechen. Aber diese Solidität und Wertigkeit bis in den hintersten Winkel ist irgendwo ab dem Q4 e-tron ein Bisschen abhandengekommen. Touchflächen statt Knöpfe und manche Kunststoffe wirken nicht hundertprozentig wertig.
Grösstenteils fassen sich die verbauten Materialien aber sehr gut an. Echte Alu-Applikationen hier, akkurat gestepptes Leder hier. Die Stoffbezüge auf dem Bild oben bestehen aus rezyklierten PET-Flaschen und machen einen wertigen und vor allem heimeligen Eindruck.
Ein V6 im S5
Im Bug sitzen ausschliesslich Verbrennungsmotoren. Ein Vierzylinder-Benziner imit 150 oder 204 PS, ein mildhybridisierter Diesel mit 204 PS und 400 Nm Drehmoment sowie ein ebenfalls sanft stromunterstützter V6-Benziner im S5 mit 367 PS. Allesamt sauberer und verbrauchsärmer als zuvor. Serie ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb je nach Motorisierung ebenfalls.
Schön: Aus der Heckschürze ragen bei allen Modellen wieder echte, funktionale, blendenfreie Endrohre. Zu einem späteren Zeitpunkt werden noch Plug-in-Hybride und sicher wieder ein RS4 folgen. Assistenzsysteme gibt es zur Genüge. Etwa den intelligenten Fahrassistenten, der mittels Schwarmdaten die Geschwindigkeit reguliert und den Abstand zu anderen Fahrzeugen hält.
Preis steigt auf über 60'000 Franken
Auch mit Verbrenner gehört der A5 also noch lange nicht zum alten Eisen. Auf der gleichen Plattform werden noch weitere thermisch angetriebene Modelle folgen. Zumindest mittelfristig wird sich das für Audi lohnen. Ewig wird der Verbrenner aber auch in Ingolstadt nicht weiterlaufen. Spätestens Mitte der 2030er dürfte dann endgültig Schluss mit Abgasen sein.
Bestellbar ist der neue Audi A5 ab sofort zu Preisen ab gut 61'000 Franken, der Avant kostet ab 63'050 Franken. Ein Anstieg um etwa 6000 Franken gegenüber dem Vorgänger, wobei es ab sofort auch mehr Serienausstattung gibt. Preise für den S5 nennt Audi noch nicht. Die Auslieferungen beginnen im Herbst 2024.