Cadillac Lyriq – Der King lebt

Tristano Gallace | 09.11.2023

Elektro-SUV Cadillac erfindet sich neu. Ohne ­Heckflossen, ohne dicken 
V8. Aber mit Strom.

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Love me tender. Das hatte Elvis Presley offensichtlich nicht im Sinn, als er eines morgens auf seinen Cadillac Eldorado schoss. Nachdem beim Startversuch der Motor des Fahrzeugs stumm geblieben war, zückte Elvis seinen Colt, sein Zorn entlud sich im Kotflügel des Wagens. Wenn im kommenden Jahr die ersten Cadillac Lyriq in der Schweiz ausgeliefert werden, wird das Fahrzeug nach dem Starten ebenso stumm bleiben. Aber bitte nicht sofort losballern! Die Marke schliesst mit dem SUV-Crossovermodell das Verbrennerkapitel und stellt die Weichen auf die rein elektrische Markenzukunft.

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Selbstbewusste Front, stromlinienförmige Flanke und bulliges Heck: Der Cadillac Lyriq fordert Tesla sowie die deutsche Konkurrenz heraus.

Der Cadillac Lyriq bildet das erste Elektrofahrzeug der Kultmarke und basiert auf der modularen Elektroplattform Ultium des GM-Mutterkonzerns. Deren Batterie kann nicht nur modular im Bereich zwischen 50 und 200 kWh hinauf- und ­hinunterskaliert werden, sondern je nach Karosserieform vertikal (bei hoher Bodenfreiheit) oder ­horizontal (bei niedrigen Modellen) angeordnet werden.

Batterie mit 100 kWh Kapazität

Angetrieben wird jede Achse des Fahrzeugs von einem eigenen permanenterregten Synchronmotor. Zusammengerechnet bringen diese eine Systemleistung von 388 kW (528 PS) und ein Drehmoment von 610 Nm auf die Strasse. Laut Hersteller reicht die Leistung, um den knapp 2.8 Tonnen schweren Amerikaner aus dem Stand in 5.3 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Zwischen den Achsen liegt eine rund 100 kWh grosse Batterie, die eine Reichweite von maximal 530 Kilometern erlauben soll. An AC-Ladesäulen lässt sich der Cadillac mit maximal 22 kW Leistung mit Strom versorgen, an Schnellladern fliesst der Gleichstrom (DC) mit bis zu 190 kW. Damit ist die Batterie nach 28 Minuten schon wieder auf 80 Prozent Ladestand.

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Bei der Bedienung geht vieles über den grossen Bildschirm, aber dieser elektrische Amerikaner hat auch noch Tasten.

Seit Mitte 2022 ist der Cadillac Lyriq bereits auf US-Strassen unterwegs, als erstes europäisches Exportland wurde die Schweiz auserkoren. Die Gesetzeslage in Übersee erlaubt allerdings eine grosszügigere Nutzung des autonomen Fahrens, für den europäischen Markt werden hingegen nicht alle Funktionen freigeschaltet sein.

Äussere und innere Werte

Zwar hat sich der Lyriq die selbstbewusste Fahrzeugfront beim Gangster-Rapper-SUV schlechthin, dem Cadillac Escalade, abgeschaut, gibt mit seiner Lichtershow aber auch klar zu verstehen, dass es sich um einen Stromer handelt. Vom Markenlogo über den Kühlergrill bis hin zu den riesigen, vertikal angeordneten LED-Tagfahrelementen wird – «Viva Las Vegas» – einfach alles beleuchtet. Über fünf Meter erstreckt sich das SUV mit seitlich klarer statt wuchtiger Formensprache, versenkten Türgriffen und einer coupéhaften Dachlinie, die in einem kleinen Spoiler und grosser C-Säule mündet.

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Das bis weit nach hinten reichende Glasdach lässt viel Licht herein, doch die abfallende Dachlinie kostet Kopffreiheit im Fond.

Für die Heckpartie wurde wieder die kraftvolle Form der Front aufgegriffen, bei der markanten Heckbeleuchtung sind Inspirationen vom 1957er-Eldorado eingeflossen. Mit über drei Metern Radstand steht den Passagieren vorne wie hinten viel Platz zur Verfügung. Im Inneren bietet der Cadillac fünf Personen ausreichend Platz, und mit fast 800 Litern hat der Lyriq zudem einen veritablen Kofferraum, der seinen Namen verdient. Das serienmässige Glasdach lässt viel Licht herein, die im Innenraum verwendeten Materialien wirken hochwertig. Der Fahrer blickt auf einen mit viel Google-Technik ausgestatteten Bildschirm, die Soundanlage sorgt für richtig viel «Jailhouse Rock».

Rechnung bitte

Cadillac verspricht sich viel vom Lyriq und will den Negativtrend bei den Neuzulassungszahlen hierzulande mit seiner Hilfe umkehren. Wurden in der Schweiz 2021 noch 166 Cadillac immatrikuliert, waren es vergangenes Jahr lediglich 72 Neufahrzeuge. Bei der Kaufentscheidung könnte das Pendel beim wohl wichtigsten Argument zugunsten des Lyriq ausschlagen. Preislich liegt dieser bei rund 82 000 Franken. Ein All-inclusive-Preis, denn nur auf bestimmte Lackierungen verlangt Cadillac noch zusätzliche Malerkosten. Bestellt werden kann der Cadillac Lyriq ab sofort online oder in der neu eingeweihten Niederlassung an der Bahnhofstrasse in Zürich. Was immer die Cadillac-Zukunft noch mit sich bringen mag, sie wird auf jeden Fall elektrisierend. 

Fotos: Cadillac

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