Citroën e-C3 – Französische Revolution

Peter Ruch | 26.10.2023

Klein-SUV Man muss es als Überraschung ­bezeichnen: Auch E-Autos können günstig sein. Stellantis prescht mit 
dem Citroën E-C3 vor – das war so nicht zu erwarten.

Selbstverständlich bezeichnet Stellantis die Smart Car-Platform, die Basis des Citroën E-C3, als komplett neu. Auch wenn technische Details bisher noch nicht kommuniziert wurden, sehen wir sie eher als Weiterentwicklung der bekannten E-CMP-Plattform, dieser eierlegenden Wollmilchsau des Stellantis-Konzerns, auf der Jeep Avenger und etliche andere Modelle von DS, Fiat, Opel und Peugeot basieren. Aber es ist auch nicht wichtig, ob sie nun ganz neu oder ­eine Evolution ist, die grosse Überraschung liegt darin, dass Stellantis anscheinend eine Möglichkeit gefunden hat, seine kleinen E-Autos deutlich günstiger als bisher anbieten zu können. Der von der Grösse her vergleichbare Opel Corsa-E (4.06 m) der ersten Generation kostet in der Schweiz 37 760 Franken, der Jeep Avenger (4.08 m) ab 37 000 Franken. Den neuen Citroen E-C3 (4.01 m) wird es für weniger als 25 000 Franken geben. Das ist schon fast eine Revolution.



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Man mag es kaum glauben, aber beim preisgünstigen E-SUV von Citroën handelt es sich um ein absolut vollwertiges, adrettes Automobil.

Nachdem der Stellantis-Konzern erst vor Kurzem mit dem Peugeot E-3008 und der neuen STLA-Plattform positiv überrascht hatte, ist die Smart Car-Platform nun der nächste Coup. Das erstaunt auch deshalb, weil Stellantis-Chef Carlos Tavares ja gerne laut ruft, dass die Energiewende viel zu früh komme und dass sich kein Geld verdienen lasse mit Stromern. Und jetzt bringt sein Unternehmen in kurzem Abstand zwei Fahrzeuge auf den Markt, die beide in ihrem Segment die Führungsrolle übernehmen. Beim Peugeot ist die Reichweite von über 700 Kilometern das wahre Brett, beim Citroën der Preis.

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Beim Innenleben hat sich Citroën auf das wirklich Wesentliche konzentriert – das Interieur wirkt aber trotzdem wohnlich.

Klar, ein 44-kWh-LFP-Akku, wie er im Cit­roën verbaut ist, kann keine technische Revolu­tion sein, die Reichweite ist mit 320 Kilometern eher bescheiden, die maximale Ladegeschwindigkeit von 100 kW begeistert auch nicht wirklich. Doch der Dacia Spring, das derzeit einzige E-Fahrzeug, das mit einem Preis ab 19 900 Franken einigermassen als Konkurrent des Franzosen betrachtet werden kann, bewegt sich in jeder Hinsicht auf einem tieferen Niveau als der E-C3. Der Citroën kommt mit immerhin 83 kW (113 PS), man wird also auch auf der Autobahn nicht zum Verkehrshindernis. Und er erhält ein Fahrwerk, wie man es von anderen Modellen der Franzosen kennt, also mit Advanced Comfort.

Vollwertiges, kleines Automobil

Mit 4.01 Metern Länge, einer Höhe von 1.57 Metern und 310 Litern Kofferraumvolumen ist der Cit­roën E-C3 ein vollwertiges Automobil, sogar ein bisschen grösser als sein konventionell angetriebener Vorgänger. Dass der Franzose nicht mehr ein Kleinwagen ist, sondern ein kompaktes SUV, ist dem Zeitgeist geschuldet, das muss wohl heute so sein. Das bedeutet aber auch: hohe Sitzposition, gute Platzverhältnisse auch hinten, ein tauglicher Kofferraum. Erfreulich ist zudem, dass er optisch einige Elemente der frechen Studie Oli übernimmt, etwa die Lichtsignatur. Gebaut wird das Fahrzeug im slowakischen Trnava, kommt also nicht aus China oder Indien.

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Beim Innenleben hat sich Citroën auf das wirklich WesentlGeladen wird mit maximal 100 kW, das ist nicht wirklich begeisternd, doch der Akku ist auch nicht besonders gross.

Im Innenraum wirkt der E-C3 sehr aufgeräumt, reduziert aufs Wesentliche. Bei den höheren Ausstattungsversionen wird es einen Touchscreen geben, der leicht zum Fahrer hin geneigt ist, die wichtigsten Daten werden in einem schmalen Streifen oberhalb des Lenkrads eingeblendet. Es wird neue, von Stellantis entwickelte Software für die Routenplanung und andere Anwendungen geben, man kann aber auch bestens sein eigenes Smartphone koppeln. Was durchaus sinnvoll scheint, nicht nur in dieser Preisklasse. Citroën geht da sehr konsequent seinen Weg weiter, Kunden- und Bedienerfreundlichkeit stehen an oberster Stelle.

Statement im Preiskampf

Auch wenn die Preise für die Schweiz noch nicht kommuniziert wurden, so sind sie doch das grosse Thema beim neuen Citroën. In Frankreich und Deutschland wird es das elektrische SUV ab 23 300 Euro geben. Das ist selbstverständlich der Preis für die einfachste, wahrscheinlich eher nackte Version – und doch ein grosses Versprechen. Denn damit ist der kompakte Franzose tatsächlich auf einem Preisniveau angelangt, das in diesem Segment auch für Benziner gilt. Ein VW T-Cross, 4.11 Meter lang und in der Basisversion nur 70 kW (95 PS) stark, kostet in der Schweiz mindestens 25 500 Franken. Der Citroën ist also sogar günstiger und der Anschaffungspreis kein Argument mehr gegen den Kauf eines E-Automobils.

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DieHöchstgeschwindigkeit ist auf 135 km/h beschränkt.

Ob das den Durchbruch für die E-Mobilität bedeuten könnte? Durchaus möglich, auch wenn man nicht davon ausgehen muss, dass der adrette Citroën nun zum meistverkauften Auto wird. Aber Stellantis wird weitere Modelle auf der Smart Car-Platform herausbringen, sehr wichtig wird der neue Fiat Panda, der für Sommer 2024 angekündigt ist. Vor allem aber wird auch die Konkurrenz nicht tatenlos zusehen, nachdem Stellantis im Preiskampf einen heftigen Pflock eingeschlagen hat. Da wird etwas passieren müssen – zumal Citroën schon angekündigt hat, im nächsten Sommer eine Variante des E-C3 auf den Markt zu bringen, die ab 19 900 Euro zu haben sein wird. 

Fotos: Citroën

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