Automobil Revue | 23.05.2024
Innovative Fahrzeugtechnik hat ihren Preis. Deshalb bleibt sie zuerst den teuren Baureihen vorbehalten. Aber irgendwann kommt sie auch in den Modellen für Otto-Normalverbraucher an. Grosse Bildschirme, Head-up-Displays oder die Möglichkeit, über die Batterie des E-Auto andere Geräte zu betreiben sind nur drei der vielen Funktionen, die der kompakte Kia EV3 vom aktuellen Topmodell EV9 übernimmt.
Der 150 kW (204 PS) starke EV3 baut auf der modularen E-Plattform E-GMP von Kia auf und kommt Ende des Jahres auf den Markt. Das maximale Drehmoment liegt bei eher bescheidenen 283 Newtonmetern, den Standardsprint von 0 auf 100 km/h erledigt der EV3 in 7.5 Sekunden, di Höchstgeschwindigkeit wird bei 170 km/h abgeregelt. Seinen ersten Auftritt hatte das ausschliesslich frontgetriebene, 4.30 Meter lange SUV (Breite 1,85 m, Höhe1,56 m, Radstand 2,68 m) auf der Mailänder Design-Woche. Der Stromer kombiniert eine massiv wirkende Karosserie mit einem grosszügigen Innenraum und organischen Materialien. „Ganz typisch für den neuen Stil von Kia ist das lange, zum Heck hin abgesenkte Dach und die im Stile einer Heckklappe entworfene Scheibe“, erklärt Chefdesigner Karim Habib. Ausserdem fällt wie beim EV9 der Kontrast von horizontalen und vertikalen Linien auf.
Tatsächlich ähnelt der EV3 seinem grossen Bruder EV9 auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen. Doch gegen das fünf Meter lange Flaggschiff der Marke, das sieben Passgieren Platz bietet und das als automobiles Statement eher für amerikanische Highways denn für europäische Innenstädte taugt, wirkt der EV3 fast schon zierlich – und optisch auch ausgewogener. Zumindest das Basismodell mit seinen matt lackierten Kunststoffplanken. Bei der Version GT-Line sind diese Teile allerdings glänzend schwarz lackiert, was schon ziemlich dick aufträgt.
Innen bekommt der EV3 das gleiche Panorama-Display wie der EV9. Die Bildschirme im EV3 summieren sich auf insgesamt knapp 30 Zoll: Jeweils 12.3 Zoll haben digitales Cockpit und der Infotainment-Touchscreen, dazu gibt es noch ein fünf Zoll grosses Klimabedienfeld. Dieses ermöglicht eine nahtlose Touch-Bedienung der Klimatisierungsfunktionen. Der Infotainment-Bildschirm erstreckt sich bis auf die Mitte des Armaturenbretts, so dass der Beifahrer Zugriff auf Unterhaltungs- und Navigationsfunktionen hat. Dazu gibt es auch noch ein zwölf Zoll grosses Head-up-Display.
Viele Funktionen des EV3, wie Fahrmodus, Tempomat, Entertainment und Navigation, können durch einfaches Berühren der Lenkradtasten aufgerufen und gesteuert werden. Eine Reihe von Tasten unterhalb des zentralen Bildschirms steuert verschiedene Funktionen wie Medien oder die Konfiguration des Fahrzeugsystems.
Karim Habib weist auf das gute Raumangebot hin. Obwohl der EV3 genauso lang ist wie der Kia Niro EV, hat man tatsächlich vorne und hinten spürbar mehr Platz. Erstaunlich, denn beim Niro stehen die Achsen sogar vier Zentimeter weiter auseinander. „Das liegt an der flachen, weit nach vorne gezogenen Frontscheibe“, sagt der Designer. „Optisch verlängert sie die Kabine deutlich.“
Auch der Kofferraum des EV3 ist einen Tick grösser (460 bis 1250 Liter) und besser nutzbar als im Niro, schon wegen der tiefen Mulde fürs Gepäck. Wer sich nicht so tief bücken, will, gleicht das mit einem Zwischenboden aus. Wird er nicht benötigt, lässt sich die Platte unten im Gepäckraumboden verstauen. Das Ladekabel dagegen findet seinen Platz im 25 Liter grossen Frunk.
Gefühlt sitzt man im EV3 etwas höher als im Niro, mit etwas stärker angewinkelten Beinen. Denn unter den Passagieren ist ein Akku mit gut 25 Prozent höherer Kapazität verbaut, der mehr Platz braucht. Seine 81 kWh sollen nach WLTP für 600 Kilometer reichen. Als Alternative bietet Kia eine Batterie mit 58 kWh an, die für 410 Kilometer gut sein soll.
Die schnelle, aber auch teure 800-Volt-Technik der grösseren E-Modelle bekommt der EV3 nicht. Das begrenzt die maximale Ladeleistung auf 102 kW beim kleinen Akku und 128 bei der grösseren Batterie.
Zu den Fahrassistenzsystemen gehört eDTVC (Electric Dynamic Torque Vectoring Control), die dafür sorgt, dass der EV3 seine Kraft gleichmässig auf die Strasse überträgt. Systeme zum Verhindern von Auffahrunfällen, Spurhalte-Assistent, Highway Driving Assist oder Einparkassistent hinten bieten zusätzliche Unterstützung und Sicherheit für den Fahrer. Der Kia Remote Smart Parking Assist ermöglicht es den Besitzern, den EV3 in enge Parklücken zu manövrieren, ohne dass der Fahrer im Fahrzeug sitzen muss.
Der EV3 ist das erste Modell mit der neuen regenerativen Bremstechnologie i-Pedal 3.0. Sie ermöglicht es dem Fahrer, den Grad der regenerativen Bremsung nach seinen Vorlieben einzustellen bis hin zum One-Pedal-Driving.
Mit dem EV3 ist Kia der erste Hersteller, der das Vehicle-to-Load (V2L)-Laden in das Segment der kompakten EV-SUVs einführt. Externe Geräte wie Laptops, kleine Kühlschränke, Kaffeemaschinen oder Haartrockner können so mit Strom versorgt werden.
Zum Preis gibt es noch keine Angaben. SP-X/AR