Bentley Continental GT Speed - Stärkster Serien-Bentley

Moritz Doka | 25.06.2024

Mit Elektrounterstützung wird der neue Continental GT Speed zum stärksten und gleichzeitig nachhaltigsten Bentley aller Zeiten. Ultra Performance Hybrid nennen das die Briten ohne Bescheidenheit.

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Der Continental GT ist für Bentley nicht einfach nur irgendein Modell. Er ist ein Wegbereiter, mit dem die Briten unter deutscher Herrschaft eine neue Ära einleiteten. Eine Ära des Entstaubens, der Verjüngung und des enormen Wachstums. Mittlerweile wurde er vom Bentayga als meistverkauftes Modell abgelöst. Möglich gemacht hat das aber erst der Conti.

Kein VW mit Bentley-Logo

Er war das erste komplett unter VW-Ägide entwickelte Produkt, als die erste Generation 2002 auf den Markt kam. Inspiriert vom R Type Continental von 1952, dem damals schnellsten Viersitzer der Welt, war er ein typisches Piëch-Produkt. Fein, konsequent zu Ende gedacht und entwickelt gefühlt ohne Budgetlimit bis in die hinterste Schraube. Ignoranten nannten ihn einen VW Phaeton mit Bentley-Logo. In Tat und Wahrheit war es andersherum, der VW Phaeton war ein verkappter Bentley.

New Continental GT Speed 2

Die elegante Linie hat der neue Continental GT behalten.

Ein Beweis für höchste Ansprüche, die sich unmittelbar in Erfolg niederschlugen. Die Produktion verzehnfachte sich auf jährlich rund 10 000 gebaute Autos, bis heute wurden fast 100 000 Continental GT gebaut. Plötzlich war Bentley wieder auf dem Radar, auch bei jüngeren Käufern. Die komplett neue dritte Generation ab 2018 teilte sich die Plattform fortan mit dem Porsche Panamera. Und weil dieser kürzlich eine Komplettrevision erhielt, profitiert davon auch der Continental GT. Den Anfang macht gleich das Topmodell GT Speed.

Stärkster Serien-Bentley aller Zeiten

So einfach ist es natürlich nicht. Als erster Continental GT setzt der Neue auf einen Plug-in-Hybrid-Antrieb und strickt auch sonst einiges um. Deshalb spricht die Mannschaft aus Crewe nachvollziehbarerweise von der vierten Generation. Ein Performance-Hybrid sei es, ein Blick auf die technischen Daten erklärt, warum. Hier wird nicht der auf Effizienz getrimmte V6 aus Bentayga und Flying Spur bemüht, sondern ein Vierliter-Biturbo-V8, der selbst schon 600 PS leistet. Zusammen mit dem 190 PS starken E-Motor liegen im Falle des GT Speed dann 782 PS und 1000 Nm Drehmoment an, 120 PS und 100 Nm mehr als im letzten W12. Das macht ihn zum stärksten Serien-Bentley aller Zeiten.

In Fahrleistungen übersetzt heisst das 3,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 335 km/h Höchstgeschwindigkeit. Letzteres bewies Bentley, indem man mit ebenjenem Tempo durch den Ryfylke-Tunnel in Norwegen bretterte, den längsten Unterwasser-Tunnel der Welt. Einfach, weil man es kann, vermutlich, und weil man damit auch gleich einen Weltrekord aufgestellt hat. Rein elektrisch sind übrigens 140 km/h möglich.

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Der Speed-Schriftzug macht seiner Bedeutung alle Ehre.

Klar hebt die Batterie im Kofferraumboden das Leergewicht auf 2,5 Tonnen. Aber leicht war ein Continental GT noch nie. Zudem wirken ein aktiver Allradantrieb, die 48-Volt-Wankstabilisierung, die Allradlenkung und das elektronische Sperrdifferenzial der ganzen Masse entgegen. Dafür reichen 25,9 kWh für rund 80 Kilometer elektrische Reichweite, was den CO2-Ausstoss auf dem Papier auf 50 g/km CO2 senkt. Bis die lokalen Emissionen auf null gesenkt werden, dauert es ebenfalls nicht mehr lange. Der erste vollelektrische Bentley ist nur noch rund zwei Jahre entfernt.

Design-Anleihen vom Bacalar

So gross die Revolution unter dem Blech ist, so vertraut kommt einem das Design vor. Grösste Änderung ist das nun fehlende Vieraugen-Gesicht. Stattdessen leuchten noch zwei Scheinwerfer mit horizontalem Lidschatten die Strasse aus, ähnlich wie beim limitierten Bacalar. Mit der sportlicher gestalteten Frontschürze wanderte die Sensorik in den Kühlergrill, die inmitten all der Eleganz wie ein Fremdkörper wirkt. Seis drum, der Rest jedenfalls ist hinreissend. So konnte durch die verbesserte Aerodynamik auf einen ausfahrbaren Heckspoiler verzichtet werden. Die Heckleuchten sind nun noch flacher gestaltet, während die Endrohre nicht mehr komplett oval sind. Gleich zum Marktstart ist der Continental GT Speed als Coupé und als Cabrio erhältlich.

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Trotz Batterie im Kofferraumboden passen noch einige Reisetaschen hinein.

Eleganz und Luxus schliessen auch das haptische Erlebnis mit ein. Da erfreut es ganz besonders, dass im Cockpit nach wie vor Knöpfe, Schalter, Drehräder und die wunderbaren metallenen Stifte zur Steuerung der Luftzufuhr zu finden sind. Auch das rotierende Toblerone-Stück im Armaturenbrett, das wahlweise Infotainment, drei analoge Uhren oder Zierblende ist, kann wieder bestellt werden.

Wie gehabt lässt sich der Continental GT vollkommen frei individualisieren. Farben, Akzente, Materialien, Stickereien, Malereien; wirklich alles macht die hauseigene Manufaktur für Spezialwünsche Mulliner möglich, bei der über 60 Prozent der Bentley-Kunden vorstellig werden. Es steht zu vermuten, dass sie das auch im Falle des neuen Continental GT wieder fleissig tun werden. Vor allem, wenn nach dem Topmodell GT Speed noch «Basis»-Versionen, der auf Noblesse getrimmte Azure und unzählige Sondermodelle folgen werden.

Fotos: Bentley

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