Vor zehn Jahren rief Porsche die Heritage-Modelle ins Leben, Style-orientierte Autos neben Track-Waffen à la GT3. Vier waren von Anfang an geplant, alle als Hommage an eine Dekade. Zwei davon wurden bereits realisiert: Der 911 Targa 4S Heritage Design Edition huldigte in 992 Exemplaren den 50ern, der 911 Sport Classic in 1250 Exemplaren den 60ern. Folgerichtig ist das neueste Modell der Reihe den 70ern gewidmet und nennt sich 911 Spirit 70.
Porsche 911 Spirit 70 mit 5 Gramm Gold
Moritz Doka | 23.04.2025
Porsche versteht es, aus der eigenen Geschichte Geld zu machen. Warum auch nicht, wenn die Historie schon gespickt ist mit ikonischen Modellen und es zahlungskräftige Abnehmer gibt?
Auf Ebay bestellt
Zur Inspiration haben die Verantwortlichen eine Zeitreise gemacht, im Archiv nach Farbkarten und Stoffen gestöbert, die Mode, Filmposter und Plattencover der Dekade studiert. «Wir haben uns Regale gebaut und Objekte aus den 70ern darin platziert. Da waren dann Samba-Turnschuhe drin, eine Lavalampe, ein Bakelit-Telefon, ein kleines Vitra-Kussmundsofa, eine Diskokugel, und so weiter. Die Sachen haben wir teilweise bei Ebay mit unserem privaten Geld bestellt, weil wir die zur Inspiration einfach haben wollten», erzählt Boris Apenbrink, Director Limited Series & Options der Porsche Exclusive Manufaktur.
Der neu angemischte Lack Olive Neo des 911 GTS Cabrio, auf dem das Sondermodell basiert, ist eine Neuinterpretation des damals modischen Olive-Grün und soll zu den Farben der drei anderen Heritage-Modelle passen. Schliesslich soll die Kollektion gut aussehen, wenn sie bei so manchem Sammler die Garage schmücken wird. Auch die Kontrastfarbe Bronzide, welche die Felgen und andere Teile ziert, wurde neu entworfen. Hinzu kommen schwarze Akzente und goldgeschmückte Logos. Fünf Gramm Gold finden sich an jedem Auto, sieben Kilogramm sind es bei allen insgesamt.
Über das Auto ziehen sich Safety Stripes. Die gab es schon in den 70ern und heissen so, weil sie Vorausfahrenden klarmachen sollten, dass hier etwas Schnelles ankommt – und man besser Platz machen sollte. Wer genauer hinsieht, erkennt das ursprüngliche Porsche-Logo, wie es alle Heritage-Modelle ziert. Die Räder im Design des Sport Classic haben eine eigene Einpresstiefe, und auf dem Entlüftungsgitter des Motors steckt eine Plakette. Seitlich prangt eine dicke «70» als Anspielung auf die besungene Dekade.
Paschamuster überall
Im Innenraum findet sich das von Porsche in den 70ern ersonnene Pascha-Muster. Es zieht sich über die Sitze, die Türtafeln, das Armaturenbrett, ja sogar über die Innenseite des Schlüsseletuis und des Handschuhfachs. Kontrastnähte und eine Türprojektion mit waberndem Logo sind weitere Details des Sondermodells.
Seinen Traum-911-Spirit-70 kann man im neuen 3D-Konfigurator gestalten, wo es auch fiktive Plakate sowie Filme über die Entstehungsgeschichte des Modells zu sehen gibt. Den Zugang dazu gibt es allerdings nur mit der VR-Brille Apple Vision Pro. Allein für die Erfahrung lohnt es sich schon fast, eine zu kaufen. Mit dem Konfigurator kann man sich den Porsche in Lebensgrösse virtuell ins Wohnzimmer stellen, sich reinsetzen und nach Lust und Laune konfigurieren.
Jetzt profitieren: Zwei AR-Ausgaben zum Preis von einer!
Technisch bleibt alles beim Alten, beziehungsweise beim Neuen des Turbo-Hybrid-Boxermotors mit 541 PS. Also nur ein paar neue Farben und Dekore? Mitnichten: «Man kann sich den Aufwand nicht jedes Mal leisten, neue Karosserieteile für eine Kleinserie herzustellen. Beim Sport Classic mit Entenbürzel und extra adaptierter Handschaltung sprechen wir von Entwicklungskosten in Richtung 100 Millionen. Der Spirit 70 liegt immer noch knapp im zweistelligen Millionenbereich», erklärt Apenbrink.
Immense Entwicklungskosten
Wo das herkommt? Zum Beispiel von Details wie dem schwarzen Boostknopf am Lenkrad – der rote hätte farblich nicht gepasst – oder den grünen statt blauen Anzeigen im Digitalcockpit. Kleinigkeiten, vermeintlich, die zusammen aber rund 100'000 Franken an Entwicklungskosten verschlangen. Selbst das Blinkergeräusch wurde durch das mechanische Klickgeräusch eines Relais ersetzt. Und dann wäre da noch die Herstellung selbst. Jeder Spirit 70 wird nach Fertigstellung von der Produktionslinie genommen und kommt anschliessend in die Exklusivmanufaktur. Dort werden dann Platzhalterteile durch vorproduzierte Teile ersetzt, die am Band nicht montiert werden können. Die Platzhalterteile dürfen aus Qualitätsgründen nicht wiederverwendet werden. 14 Stunden dauert die Behandlung in der Exklusivmanufaktur. Zum Vergleich: Durchschnittlich verbringen Porsche mit Exklusivumfängen dort nur zwei Stunden.
Nun redet Porsche noch nicht über Geld, doch das Sondermodell wird sicher nicht zum Sonderpreis angeboten werden. Dafür wird die Limitierung erneut auf 1500 Exemplare angehoben. Vermutlich werden sich die meisten Besitzer der beiden vorherigen Modelle einen kaufen, doch auch Neukunden sollen nicht leer ausgehen. Sicher ist eine höhere Stückzahl auch Porsches Brieftasche zuträglich. Selbstredend gibt es auch die typische Porsche-Uhr zum Spirit 70 (s. AR 02/25). Der Chronometer fürs Handgelenk erfreut sich wachsender Beliebtheit. Mittlerweile entscheiden sich rund 30 Prozent dafür, Tendenz steigend – trotz oder wohl gerade wegen des Preises von rund 10'000 Franken.
Es kommt noch was
Als nächstes folgt dann der vierte und letzte Heritage-911 als Hommage an die 1980er-Jahre. Porsche verspricht, er sei wieder aufwändiger, inklusive technischen Änderungen. Ob es ein Coupé, ein Cabrio oder ein Targa wird, ist noch nicht klar. Könnte man sich auch andere Porsche in der Reihe vorstellen als den 911? Vielleicht, sagt Boris Apenbrink. «Wir haben uns bei den Heritage-Modellen für den 911 entschieden. Andere Modelle könnte man danach ins Auge fassen, vielleicht ohne Limitierung. Als erstes könnte man sich sicher einen Boxster vorstellen. Aber es muss passen, wir wollen nicht einfach Pepitamuster im Auto verlegen, weil wir es haben.»
Fotos: Porsche
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