Renault 4 E-Tech: Ein Klassiker kommt elektrisch zurück

„Elektroautos sind meist sehr clean designt“, sagt Paula Fabregat, Design Projects Direktorin für Fahrzeuge des A- und B-Segments bei Renault. „Mit dem R4 bringen wir jetzt die Emotionen in diese Fahrzeuge“.

Das Original des zwischen 1961 und 1992 gebauten kastigen Kleinwagens steht nicht nur für das Lebensgefühl der wilden 60er und 70er, für Aufbruchstimmung, Freiheit und Massenmobilisierung mit dem Auto, sondern auch für Markenerfolg. Mit mehr als acht Millionen verkauften Fahrzeugen ist der R4 das erfolgreichste Modell von Renault.

Jetzt also ist der R4 wieder da – genauer gesagt, er wird Anfang kommenden Jahres wieder auf den Strassen sein. Auf Anhieb ist er als R4 zu erkennen, auch wenn er natürlich zeitgemäss modern auftritt. Die Seitenstreifen auf den vorderen Türen, das dritte Seitenfenster, die kantige Form und als Option das Canvas genannte Rollverdeck: Das macht beim Beobachter sofort „Klick“.

Öffnet man die Türen und den Kofferraum, zeigen sich auch die inneren Werte, für die der R4 immer bekannt war: Trotz kompakter Aussenmasse genug Platz für eine Familie, reichlich Ladevolumen im Kofferraum. In Zahlen: 420 Liter fasst der Kofferraum, davon entfallen 35 Liter auf ein Bodenfach, in dem nicht nur das Ladekabel Platz findet.

Es kann auch dazu dienen, hohe Gegenstände wie eine Pflanze zu transportieren, denn die Abdeckungen lassen sich zur Seite wegklappen. Und wenn das Transportgut schmutzt, weil es zum Beispiel verdreckte Wanderschuhe sind, kann der komplette Einsatz herausgenommen und abgespült werden.

Auf 4.14 Meter Länge bietet der R4 also ordentlich Stauraum, wenn man Rücksitze und Beifahrersitz umklappt, ergibt sich eine Ladefläche von 2.20 Metern, genug für ein ausgewachsenes Surfboard. Die Ladekante zum Kofferraum ist dabei – wie beim Vorbild – sehr tief angesetzt, 60.7 Zentimeter müssen nur überwunden werden, um Gepäck in den Kofferraum zu heben.

Die Basis für den neuen R4 bildet die AmpR-Small-Plattform des Renault-Konzerns, auf der auch schon der R5 aufbaut. Beim Radstand hat man dem R4 jedoch acht Zentimeter mehr spendiert, bei der Fahrzeuglänge sind es sogar 22 Zentimeter mehr. Das macht sich beim Kofferraum ebenso bemerkbar wie vor allem auf den hinteren Plätzen.

Durch die hohe Dachform (Fahrzeughöhe: 1.57 Meter) gelingt auch der Einstieg problemlos, die Kopffreiheit entspricht mit 85.3 Zentimetern in etwa dem Renault Captur. Der R4 ist, so Paula Fabregat, „elegant, chic und ein vielseitiges, praktisches Auto“.

Technisch sind sich R4 und R5 sehr ähnlich. Es stehen zwei Motoren und zwei Batteriegrössen zur Wahl. Mit der 40-Kilowattstunden-Batterie soll der R4 eine Reichweite von 300 Kilometern (nach WLTP) erreichen, mit 52 Kilowattstunden Speicherinhalt sollen es 400 Kilometer sein. Das sind jeweils rund zehn Kilometer weniger als beim flacheren und leichteren R5.

Als Antrieb dient ein stromerregter Elektromotor an der Vorderachse, der entweder 90 kW (120 PS) und 225 Newtonmeter Drehmoment liefert oder in der stärkeren Version 110 kW (150 PS) und 245 Newtonmeter.

Als erstes Elektromodell von Renault wird der R4 das One-Pedal-Driving erlauben. Die Rückgewinnung von Energie durch Rekuperation fällt auf Wunsch so stark aus, dass sich das Fahrzeug bis zum Stillstand verzögern lässt, ohne die hydraulische Bremse zu betätigen. Dazu dienen auch zwei Paddel am Lenkrad, mit denen sich die Rekuperationsintensität anpassen lässt.

Weil der R4 mit seiner Bodenfreiheit von 181 Millimetern vielleicht auch einmal auf etwas rauerem Gelände bewegt wird – auch wenn es ihn nicht mit Allradantrieb gibt – bietet Renault zwei zusätzliche Fahrmodi an. In All Terrain und in Snow wird die Übertragung der Antriebskraft so angepasst, dass der R4 nicht im Sand oder Schnee steckenbleibt.

Geladen werden kann der R4 an einer Wallbox oder AC-Ladesäule mit 11 kW Ladeleistung, an einer Schnelladesäule sind 80 kW (kleine Batterie) oder 100 kW (grosse Batterie) möglich. Die Software erlaubt neben einer Ladeplanung auf langen Strecken auch die Vorkonditionierung der kalten Batterie, um höhere Ladeleistungen zu erzielen.

Der R4 kann allerdings auch Energie wieder abgeben, über die Funktion Vehicle2Load lassen sich Elektrogeräte betreiben oder der Akku des Elektrovelos aufladen. Für die Schweiz noch Zukunftsmusik, in Frankreich und Deutschland aber demnächst Realität, ist die Einbindung der Fahrzeugbatterie ins Stromnetz. Nach Vereinbarung mit dem Stromanbieter dient der R4 als Puffer, um zum Beispiel bei viel erneuerbaren Energien im Netz diese zu speichern – und bei Strombedarf wieder abzugeben.

Auch beim Thema Sicherheit ist der neue R4 up to date, insgesamt 26 Fahrerassistenzsysteme unterstützen die Fahrerin. Darunter sind auch zwei Seitenradars, die den Raum hinter dem Auto überwachen und vor Verkehrsteilnehmern warnen, damit nicht die Tür geöffnet wird und dadurch ein Velofahrer zu Schaden kommt.

In drei Ausstattungslinien wird der R4 im kommenden Jahr auf den Markt kommen, Evolution, Techno und Iconic genannt. Durch eine Vielzahl an Felgen, Farben, Stickern oder die austauschbare Blende des Schalthebels ergeben sich 670 Konfigurationsmöglichkeiten.

Der Renault 4 E-Tech electric wird in sieben Farben angeboten: Glacier White, Urban Grey, Starry Black, Carmin Red, Terracotta Brown, Hauts-de-France Green und Cloud Blue. Der Farbton Hauts-de-France Green ähnelt dabei stark der Lackierung Île-de-France Blue von 1961 – auch hier wieder ein Rückgriff auf den erfolgreichen Urahn.

Gebaut wird der Renault 4 E-Tech in Frankreich. Das Fahrzeug wird in Maubeuge montiert, der Motor am Standort Cléon und die Batterie ab März 2025 in Douai.

Zu Preisen machte Renault noch keine Angaben. Zum Vergleich: der Renault 5 kostet mit grosser Batterie und 110 kW (150 PS) 32‘500 Franken, mit kleiner Batterie und schwächerem Motor sind 25‘000 Franken als Grenze angepeilt.