Alexander Sellei | 09.09.2025
Der Renault Clio ist das meistverkaufte französische Auto aller Zeiten und wirtschaftliches Standbein für Renault. Nun bringt der Hersteller den Kleinwagen in seiner sechsten Generation.
Mit dem Comeback von Klassikern wie dem R5 hat Renault zuletzt viel Geschick bewiesen. Das Zusammenspiel automobiler Geschichte und neuer Antriebstechnik bringt dem französischen Konzern derzeit viel Aufmerksamkeit und neue Sympathien. Doch bei der Neuauflage des Brot- und Buttermodells Clio darf nichts schiefgehen. Er ist Volumenmodell, Markenidentität und Alltagsheld im B-Segment zugleich – mithin ein wirtschaftliches Standbein, das auch künftig tragen muss.
Nach fast 17 Millionen verkauften Einheiten weltweit und einem Stammplatz an der Spitze der europäischen Zulassungsstatistiken wird bei der sechsten Generation wenig dem Zufall überlassen. Der Clio bleibt klassischer Schrägheck-Kleinwagen auf Renaults modularer CMF-B-Plattform, die ausschliesslich für Hybrid- und Verbrenner-Antriebe konzipiert wurde.
E-Modelle wie R5 oder R4 nutzen eine separate EV-Basis – eine Trennung, die höhere Entwicklungskosten bedeutet. Aber: «Wir haben uns bewusst für zwei dedizierte Plattformen entschieden – eine für Elektroautos, eine für Hybrid- und Verbrenner-Modelle. Nur so lässt sich das volle Potenzial jeder Antriebsart ausschöpfen», begründet Produktmanager Nicolas Laruaz die Strategie.
Das Exterieur zeigt eine tiefgreifende Überarbeitung zum Vorgänger. Die neue Silhouette orientiert sich am Konzeptfahrzeug Emblème und wirkt merklich aggressiver: bullige Front mit rhombenverziertem Kühlergrill, darunter eine breite Öffnung, die Appetit auf einen Clio RS macht.
Die Dimensionen wachsen beträchtlich: Das Fahrzeug streckt sich um sieben Zentimeter auf 4.12 Meter Länge und um vier Zentimeter auf 1.77 Meter Breite. Der Radstand wuchs um acht Millimeter auf 2.59 Meter. Der Kofferraum fasst 391 Liter (Hybrid 310 Liter) bei einer um vier Zentimeter abgesenkten Ladekante.
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Im Gegensatz zur grundlegend überarbeiteten Karosserie setzt Renault beim Innenraum auf bewährte Rezepte aus der aktuellen Modellfamilie. Das digitale Cockpit folgt dem R5-Schema mit zwei 10.1-Zoll-Displays – jedoch nur in höheren Ausstattungen. Die Basisversion Evolution erhält ein kleineres Display ohne Navigation. Das OpenR Link System mit Google-Integration, Echtzeit-Navigation und kabelloser Smartphone-Anbindung bleibt teureren Varianten (ab Ausstattung Techno) vorbehalten.
Die Topversion Esprit Alpine bietet Sportsitze mit verstärktem Seitenhalt, blaue Alpine-Ziernähte und wechselbare Ambientebeleuchtung mit 48 Farboptionen. Bis zu 29 Assistenzsysteme sind verfügbar.
Bei den Motoren ist die Auswahl begrenzt. Den Einstieg bildet ein 1.2-Liter-Dreizylinder mit 85 kW (115 PS), wahlweise mit Handschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe. Für südeuropäische Märkte gibt es eine LPG-Variante des gleichen Motors mit 88 kW (120 PS), die besonders in Italien gefragt ist.
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Das Herzstück bildet der Full Hybrid E-Tech mit 116 kW (158 PS) Systemleistung. Der 1.8-Liter-Vierzylinder leistet 80 kW (109 PS) und arbeitet mit einem 36 kW (49 PS) starken Elektromotor sowie einem 15 kW (20 PS) starken Starter-Generator zusammen. Eine 1.4-kWh-Batterie speichert die Energie. Das Multi-Mode-Getriebe nutzt vier Übersetzungen für den Verbrenner und zwei für den E-Motor. Der Normverbrauch liegt bei 3.9 Litern auf 100 Kilometer, die CO₂-Emissionen bei 89 Gramm pro Kilometer.
Für Renault steht viel auf dem Spiel: Der Clio zeichnet etwa 15 Prozent des europäischen Konzernumsatzes verantwortlich und ist das meistverkaufte französische Auto aller Zeiten. Die Hybridversion soll Renaults Elektrifizierungsstrategie vorantreiben, ohne die profitable Verbrenner-Kundschaft zu verlieren.
Preise gibt es offiziell noch nicht, für den Einstiegsbenziner ist von rund 22‘000 Franken und beim Hybrid von rund 26‘000 Franken die Rede. SP-X/AR