Abschaltung des G3-Mobilfunknetzes: Welche Folgen hat das für Autofahrer?

Klaus Justen | 22.10.2025

Ende des Jahres wird in der Schweiz das Mobilfunknetz des G3-Standards abgeschaltet. Damit funktioniert in vielen älteren Autos der automatische Notruf eCall nicht mehr. Hat das Auswirkungen auf die Betriebserlaubnis und die MFK?

E Call TCS

Während in der Schweiz, aber auch in Island, Norwegen und Schweden die Mobilfunkanbieter im kommenden Jahr nur noch ausschliesslich nach G4- und G5-Standard Daten und Telefonie übertragen, ist man im Nachbarland Deutschland noch ein wenig langsamer und stellt vermutlich 2028 den G2-Standard ein, behält aber G3 bei.

In Deutschland haben allerdings auch Nachrichten ihre Basis (auto motor und sport), dass durch das Entfallen von eCall die Fahrzeuge nicht mehr durch die Hauptuntersuchung (umgangssprachlich TÜV) kommen.

Entsprechend ist auch bei Schweizer Autofahrern die Aufregung gross – erlischt durch die Einstellung von G3 möglicherweise die Betriebserlaubnis oder gibt es Probleme mit der Motorfahrzeug-Kontrolle (MFK)?

Die Antwort kann man kurz geben: Nein, auch wenn eCall in älteren Fahrzeugen nicht mehr funktioniert, ergeben sich keine Probleme mit der Betriebserlaubnis. Das erklärt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) ausdrücklich: «In der Schweiz besteht keine Umrüstungspflicht. Entsprechend verlieren nicht nachgerüstete Fahrzeuge auch nicht ihre Typengenehmigung.»

Der Notrufdienst eCall ist seit dem 31. März 2018 für in Europa und der Schweiz zugelassene Personen- und Lastwagen obligatorisch. Bei schweren Unfällen stellt dieses System automatisch eine Sprachverbindung zwischen den Fahrzeuginsassen und einer Notrufzentrale her.

Nach Angaben des Touring Club Schweiz (TCS) hat der Automobilclub 2024 mehr als 2700 solche Anrufe bearbeitet. Bei einem Zusammenstoss, insbesondere wenn die Airbags ausgelöst werden, übermittelt das Fahrzeug automatisch wichtige Informationen: Uhrzeit und Ort des Unfalls, Antriebsart und Anzahl der angeschnallten Insassen. eCall kann auch manuell über einen SOS-Knopf aktiviert werden.

Vor allem Autos, die vor 2018 gebaut wurden, sind potenziell von der Abschaltung von G3 stärker betroffen. Wieviele dies genau sind, können die Importeure nicht sagen. So wurden bei Marktführer VW je nach Modell zwischen 2018 und 2020 noch G3-Module verbaut. Welche davon updatefähig sind und welche nicht, muss im Einzelfall geprüft werden, so ein Sprecher von VW-Importeur Amag. «Inwiefern ein Modell tatsächlich von der Netzabschaltung betroffen ist, hängt von der verbauten OCU ab. Dies muss durch eine Einzelprüfung des VW-Partners ermitteln werden, um betroffene Fahrzeuge eindeutig zu identifizieren.» Eindeutig nicht betroffen seien alle ID.-Modelle und alle VW Modelle, die nach 2020 produziert wurden.

Ob sich tatsächlich eine teure Umrüstung der Fahrzeug-Hardware lohnt, muss jeder Autobesitzer selber entscheiden – auch abhängig davon, welche Lösungen der Garagist anbieten kann.

Deutlich sinnvoller erscheint eine andere Lösung für Autobesitzer, deren Fahrzeug aus dem eCall-Dienst hinausfällt: Im Elektronikhandel gibt es Nachrüstlösungen in Form von Adaptern, die an die 12-Volt-Steckdose im Fahrzeug oder an die Onboard-Diagnose-Schnittstelle (OBD) angeschlossen werden können. Damit sie auch kommunikationsfähig sind, müssen sie via App und Smartphone mit dem Mobilfunknetz verbunden werden.

Nicht so komfortabel wie die originale Einbaulösung, aber im Notfall ein Sicherheitsfeature.

Foto: TCS

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