Klaus Justen | 25.07.2024
Wenn es in die Ferien geht, müssen sich Schweizer Autofahrer auf unterschiedliche Systeme für die Bezahlung der Autobahngebühren einstellen. So teuer ist die Benutzung in den europäischen Nachbarländern.
Die Schweizer Autobahnvignette hat doppelten Charme: Das System ist einfach, und 40 Franken pro Jahr sind im europäischen Vergleich günstig. Mit einer digitalen Vignette gibt es seit diesem Jahr auch eine eine Alternative zur Klebevignette.
Im Nachbarland Österreich ist die digitale Version schon seit Jahren Realität. Damit ersparen sich Touristen den Stopp an der Grenze, um eines der drei möglichen Pickerl zu kaufen. Über den Webshop der Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag (wählt man die gewünschte Vignettenlaufzeit aus, hinterlegt die Fahrzeugdaten und bezahlt per Kreditkarte oder Paypal.
Aber Achtung: Wegen des österreichischen Konsumentenschutzes sind die Zweimonats- und die Jahres-Vignette erst 18 Tage nach Kauf gültig. Wer kurzfristig nach Österreich fährt, kann einen kleinen, aber zulässigen Trick anwenden: Im Onlineshop muss man angeben, ob man privat oder als Unternehmer kauft. Für Unternehmer entfällt der Käuferschutz, die Maut gilt sofort. Vignetten mit kurzer Laufzeit (ein oder zehn Tage) können auch Privatkäufer zur sofortigen Nutzung kaufen. Das gilt ebenfalls für die digital bezogenen Streckenmaut-Tarife, etwa für die Fahrt durch den Arlberg-Strassentunnel.
Vorteil für Wechselkennzeichen
Die digitale Vignette ist ans hinterlegte Fahrzeug-Kontrollschild gebunden. Vorteil für Besitzer mehrerer Fahrzeuge mit Wechselkennzeichen: Wenn sie häufig in Österreich sind, können sie sich für die Jahresvignette entscheiden und diese auf allen Autos mit dem gleichen Kontrollschild nutzen.
Zügelt man in einen anderen Kanton und erhält ein neues Kontrollschild, kann man dieses umschreiben. Das kostet aber 18 Euro Gebühren, lohnt sich also nur bei der Jahresvignette.
In Ländern mit streckenbezogener Maut wird die Bezahlung der Autobahngebühren schon einmal stressiger, zumal in der Hauptreisezeit, wenn sich an den Zahlstellen lange Schlangen bilden. Ausserdem muss man bei so genannten Freeflow-Mautsystemen, bei denen nur das Kennzeichen erfasst wird, hinterher selber dafür sorgen, den fälligen Betrag online zu bezahlen. Dafür kann man vorab in den einzelnen Ländern Kennzeichen und Zahldaten hinterlegen. Komfortabler ist es jedoch, sich ein digitales Erfassungsgerät an die Windschutzscheibe zu kleben. Eine solche Mautbox heisst in Italien Telepass. Die Mautgesellschaften in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien arbeiten mit der gleichen Technik, die Box kann länderübergreifend eingesetzt werden.
Wo gibt es die Mautbox? Internet oder Automobilklub
Wer den bequemen Weg gehen will, besorgt sich die Box bei seinem Automobilklub. Der ACS bietet Mitgliedern seine Mautbox „Fulli Nomade +“ für 29 Franken an, für den Zeitraum der Nutzung werden in Frankreich 1.70 Franken pro Monat, in Italien, Spanien und Portugal 2.40 Franken pro Monat verrechnet. Kosten entstehen nur in Monaten, in denen mindestens eine Strecke in einem Land gefahren wird.
Beim TCS gibt es den Telepass zur Kurzzeit- oder Langzeitmiete. Mitglieder können sich für 12 Franken und einen Monat mit der Box ausrüsten. Wer häufig international unterwegs ist, zahlt als TCS-Mitglied 48 Franken im Jahr, der Standardpreis beträgt 114 Franken.
Übers Internet lässt sich beim Anbieter maut1.de, der auch in die Schweiz liefert, eine Box beziehen, die neben dem Preis von rund 20 Franken für die Box auch knapp 20 Franken Aktivierungsgebühr sowie weitere rund 22 Franken jährlich kostet. Zusätzlich zu den streckenbezogenen Mautgebühren werden Provisionen von fünf Prozent (maut1.de) oder sieben Prozent (TCS) erhoben.
Wer dem aus dem Weg gehen will, kann auch direkt bei Telepass ein Gerät ordern und hat dabei auch die Auswahl zwischen verschiedenen Paketen. Im Paket Go werden die Monatsgebühren von 4 Euro nur bei tatsächlicher Nutzung berechnet.
Das zahlt man in den Ferienländern
Wie teuer ist die Nutzung der Autobahnen in den europäischen Reiseländern?
Österreich Die Jahresvignette für Autos, Wohnmobile oder Kleinbusse bis 3.5 Tonnen kostet 96.40 Euro, die Zweimonats-Vignette 28.90 Euro, die Zehntages-Vignette 11.50 Euro, für einen einzelnen Tag werden 8.60 Euro berechnet. Die Tarife für Töfffahrer liegen bei 38.50, 11.50, 4.60 und 3.40 Euro.
Frankreich Gebühren werden streckenbezogen erhoben. So kostet die Fahrt von Genf bis Avignon 37.60 Euro. Abrechnung entweder pauschal oder über ein Ticket, das bei der Autobahneinfahrt gezogen wird. Bei den Mautstationen wird bar oder mit Kreditkarte bezahlt – oder es wird die Télépéage-Spur benutzt und elektronisch abgebucht.
Italien Streckenbezogene Maut, die Fahrt von Lugano bis Florenz schlägt mit 77.10 Euro zu Buche. Rund um Mailand werden pauschale Gebühren erhoben. Überwiegend geschlossene Systeme, bei denen man ein Ticket zieht und bei der Ausfahrt an der Mautstation bar, mit Kreditkarte oder Viacard zahlt. Viacard ist eine Guthabenkarte, die man an Raststätten bekommt. Alternative: Nutzung von Telepass und den damit ausgeschilderten Spuren.
Tschechien Vignettenlaufzeiten von einem Tag für 200 Kronen (7.70 Fr.), zehn Tagen für 270 Kronen (10.40 Fr.), 30 Tagen für 430 Kronen (16.50Fr.) sowie einem Jahr für 2300 Kronen (88 Fr.) an. Elektronische Vignette über das Internet
Slowakei Laufzeiten von 10, 30 und 365 Tagen für 12, 17 und 60 Euro. Elektronische Vignette im Internet
Slowenien Ausschliesslich E-Vignette, Preis 16 Euro für eine Woche, 32 Euro für den Monat oder 117.50 Euro fürs Jahr. evinjeta.dars.si
Kroatien Streckenmaut, Triest bis Dubrovnik 27 Euro. Bezahlung an den Stationen, Kauf eines Transponders (15 Euro) bei den Mautgesellschaften Hrvatske Autoceste oder Bina Istra, Maut dann im Sommer um rund 20 Prozent günstiger.
Spanien Streckenbezogene Maut, Barcelona bis Marbella kostet rund 27 Euro. Zahlung an Mautstationen oder Nutzung eines Transponders für die Spuren, die mit Télépéaje ausgeschildert sind.
Portugal Streckenbezogene Maut, Lissabon bis Porto rund 22 Euro. Für mit «Electronic toll only» gekennzeichnete Strecken muss man sich vorab registrieren. Alternative ist die Miete eines Transponders bei der Strassengesellschaft Via Verde für knapp 1.50 Euro im Monat im Tarif Go Toll & Beyond – darüber lassen sich neben den Autobahngebühren auch Parkhäuser oder Ladegebühren für Elektroautos zahlen. Alternativ kann auch eine eigene Mautbox eingesetzt werden.
Fotos: Adobe Stock, Asfinag