Fahrradträger fürs Auto: Drei Transportsysteme im Vergleich

Klaus Justen | 17.08.2024

Soll das Velo mit in die Ferien oder auf den Wochenendausflug? Drei Trägersysteme stehen zur Wahl, um das Zweirad auf oder hinter das Auto zu packen.

Veloträger

Bequeme Lösung für den Velotransport: Träger, der auf die Anhängerkupplung montiert wird.

Die schönste Zeit für lange Velotouren steht noch an. Wenn die grösste Sommerhitze vorbei ist, macht es deutlich mehr Spass, sich auf zwei Rädern auf Entdecker- oder Fitnesstour zu machen. Jetzt ist ausserdem das Ende der Saison in Sicht – was zu günstigen Veloangeboten führt. Allerdings beginnen gerade für Menschen in der Agglomeration die schönsten Touren nicht direkt vor der Haustür. Ein Veloträger fürs Auto muss her.

Hat das Auto eine Dachreling serienmässig, liegt ein Dachträgersystem aus Kostengründen nahe. Denn oft ist auch schon ein Grundträger vorhanden, auf den sich die Aufsätze für Ski oder für Dachboxen montieren lassen – oder für Fahrräder. Die preiswertesten Fahrradträger (ohne Grundträger) sind schon für weniger als 50 Franken zu bekommen, sehr gute Träger renommierter Hersteller wie Thule oder Atera kosten mit einer Halterung zwischen 130 und 160 Franken.

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Preisgünstigste Lösung: Veloträger zur Montage auf dem Autodach.

Nachteil des Dachträgers: Man muss die Räder sehr hoch heben. Das macht vor allem bei Vans oder SUV keine Freude, und immer läuft man Gefahr, sein Auto zu zerkratzen. In Zeiten von schweren E-Bikes ist die Dachlösung noch unattraktiver geworden. Sie bietet sich aber an, wenn man es mit leichtem Sportgerät zu tun hat – Rennräder oder gewichtsoptimierte Mountainbikes lassen sich leicht heben. Allerdings sollte man beim Kauf des Trägers darauf achten, ob er Halterungen für Karbon-Fahrradrahmen hat.

Der Transport auf dem Dach hat aber auch einige Nachteile beim Fahren, denn die Räder verschlechtern das Fahrverhalten, vor allem bei Wind. Beachten muss man auch die erlaubte Dachlast, die durch das Gewicht der Träger und der Fahrräder nicht überschritten werden darf. Aufpassen sollte man bei Unterführungen wegen der Höhe, Tiefgaragen sind meist tabu. Auch überhängende Äste an Landstrassen oder Dachvorsprünge sollte man im Blick behalten.

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Heckträger für die Montage auf der Heckscheibe.

Heckträger: Das Modell muss zum Auto passen

Deutlich bequemer zu beladen sind Trägersysteme zur Befestigung an der Heckklappe oder auf dem Kofferraumdeckel. Günstige Angebote im Onlinehandel gibt es schon ab rund 100 Franken, Markenprodukte für spezielle Automodelle kosten das Drei- bis Vierfache. Während das Beladen des Heckträgers relativ komfortabel ist, kann die Montage des Trägers etwas fummeliger ausfallen. Der Träger wird im oberen Falz der Hecklappe befestigt, unten stützt er sich auf gummierten Auflagen ab. Gegen das seitliche Verrutschen wird der Träger mit Haltegurten fixiert. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass man ein Trägersystem auswählt, welches an das Fahrzeugmodell angepasst ist. Das erleichtert die Montage, und es besteht weniger die Gefahr, dass der Träger an falschen Stellen der Heckklappe aufliegt. Beachtenswert bei Trägern, die sich auf der Heckscheibe abstützen: Auf schlechten Strassen kann es zu Glasbruch kommen.

Einschränkungen beim Befahren von Parkhäusern oder Unterführungen gibt es nicht, dafür leidet die direkte Sicht nach hinten. Wenn die montierten Fahrräder die Rücklichter und das Kennzeichen des Fahrzeugs verdecken, müssen am Träger Leuchten und ein zusätzliches Kontrollschild angebracht werden.

Komfortabel, aber teuer: Veloträger für die Anhängerkupplung

Die komfortabelste Lösung sind Transportplattformen, die auf die Anhängerkupplung aufgesetzt werden. Hat das Auto keine solche Kupplung, muss für die Nachrüstung allerdings mit einem vierstelligen Betrag gerechnet werden. Bei den Fahrradträgern selbst ist man schnell in der Preisregion von 500 Franken und mehr. Die meisten Träger sind auf den Transport von zwei Fahrrädern ausgelegt, lassen sich aber mit Erweiterungsschienen für ein drittes Rad fit machen. Damit der Kofferraum auch mit montierten Bikes zugänglich bleibt, können diese auf dem Träger nach hinten weggeklappt werden.

Die Montage eines Trägers auf der Anhängerkupplung ist recht simpel. Er wird auf den Kopf der Kupplung aufgesetzt und dann mit einem Spannhebel arretiert. Weil durch die tiefe Montageposition Kennzeichen und Beleuchtung des Fahrzeugs verdeckt sind, bringen die Fahrradträger schon die komplette Beleuchtung mit, die Stromversorgung und Steuerung erfolgt über die Steckdose der Anhängerkupplung. Auch ein Halter für das erforderliche Zusatzkennzeichen ist vorhanden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass Träger wie Fahrräder abgeschlossen werden können, damit man bei der Pause auf dem Rastplatz nicht ständig das Auto im Blick behalten muss. Nützlich sind auch Auffahrrampen, die das Handling schwerer E-Bikes erleichtern können. Wer mehrere schwere E-Velos mitnehmen will, muss die maximale Stützlast der Kupplung beachten.

Wie wirken sich Fahrrädträger auf den Verbrauch aus?

Bedenken sollte man auch, dass die Veloträger den Treibstoffverbrauch zum Teil erheblich nach oben treiben können. Am besten sind hier die auf der Anhängerkupplung montierten Träger. Bei einem Test des deutschen Automobilclubs ADAC ergab sich bei Tempo 100 ein Mehrverbrauch von 3.5 Prozent, bei Tempo 130 waren es schon 6.3 Prozent. Deutlich höher lag der Treibstoff-Aufschlag beim Heckträger mit 22.8 Prozent (Tempo 100) und bemerkenswerten 44.3 Prozent bei Tempo 130. Sogar die Dachträger schnitten hier gerade bei etwas schnellerer Fahrt eine Spur besser ab mit 24.6 Prozent bei 100 und 34.2 Prozent bei Tempo 130.

Dieser Mehrverbrauch, ermittelt mit einem Benziner, lässt sich auch auf Elektrofahrzeuge übertragen – mit entsprechenden Konsequenzen für die Reichweite. Bei längeren Fahrten müssen je nach gewähltem Träger zusätzliche Ladestopps eingeplant werden.

Sorgfalt bei der Montage des Fahrradträgers

Damit beim nächsten scharfen Bremsen nicht die teuren Zweiräder auf der Strasse landen, müssen die Träger exakt montiert werden. Im Zweifelsfall hilft der Gang zum Fachmann, zum Beispiel zum Garagisten – das ist allemal billiger als eine neue Lackierung für das zerkratzte Auto.

Träger sollten bei trockenem Wetter montiert werden, denn Nässe ist einer korrekten Befestigung abträglich. Und bevor es auf die Autobahn geht, noch einmal kontrollieren, ob Träger und Räder sicher befestigt sind. Mit gemässigtem Tempo fahren (maximal 120 km/h) und bei jeder Rast prüfen, ob sich etwas gelockert hat und Schrauben nachgezogen werden müssen. Das gilt vor allem für Heckträger, speziell wenn sie mit Spanngurten an der Karosserie fixiert werden, da sonst bei einem Ausweichmanöver die Räder ins Rutschen kommen und gegen die Karosserie schlagen.

Fahrräder beim Transport nicht mit Planen schützen, das würde die Windlast, die auf Träger und Fahrzeug wirkt, enorm erhöhen.

Alle Teile am Fahrrad, die sich lösen könnten, entfernen. Luftpumpe, Fahrradtachos, Werkzeugtaschen oder aufgesteckte Reflektoren können zum Geschoss werden

Fotos: Atera, Adobe Stock (2)

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