Ganzjahresreifen im Test: Die Qualitätsunterschiede sind beträchtlich

Klaus Justen | 25.06.2025

Ganzjahresreifen werden bei Autofahrern immer beliebter: Das lästige Umstecken zur Winter- und Sommersaison kann man sich so sparen. Allerdings kommt es sehr darauf an, für welchen Pneu man sich entscheidet. Jeder zweite Reifen in einem aktuellen Test ist eher mit Vorsicht zu geniessen.

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Allerdings hat der Test des deutschen Automobilclubs ADAC (und seiner Partnerclubs TCS in der Schweiz und ÖAMTC in Österreich) auch eine positive Nachricht: Vier der insgesamt 16 getesteten Reifen des Formats 225/45 R17 schnitten mit der Gesamtnote «gut» ab. Das ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem letzten Test von Ganzjahresreifen im Jahr 2024 – da gab es nur einen guten Reifen.

Allerdings hat der Test 2025 auch eine negative Komponente: Vier Reifen wurden mit «mangelhaft» benotet und sind damit nicht empfehlenswert, vier weitere Reifen erhielten die Note «ausreichend» und sind damit nur bedingt besser.

Alle Reifen wurden sowohl bei winterlichen Bedingungen auf Eis und Schnee sowie bei sommerlichen Temperaturen getestet. Ein wichtiger Prüfpunkt war das Verhalten auf nasser Fahrbahn. Hier ergaben speziell die Bremsversuche aus Tempo 80 erhebliche Unterschiede. Die Bremswege seien «teils alarmierend lang», so das Fazit.

Der Testwagen mit dem besten Reifen in diesem Prüfpunkt, der Continental All Season Contact, stand bereits nach 31.3 Metern, während der schlechteste Reifen, der Arivo Carlorful A/S, erst nach 42.6 Metern stand. Das sind 11.3 Meter mehr – oder um es anders auszudrücken: An dem Punkt, als der Wagen mit dem Conti bereits stand, hatte das Testauto mit dem Arivo-Reifen noch 41 km/h auf dem Tacho.

Bremswege von Ganzhajresreifen

Ganzjahresreifen im Test: Bremswege auf nasser Fahrbahn

Testergebnisse im Detail: Welches sind die besten Ganzjahresreifen?

Zu den Gesamtergebnissen: Mit einer Gesamtnote von 2.3 (nach der deutschen Notenskala) liegen der Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 sowie der Continental AllSeasonContact 2 vorn. Zwei weitere Reifen erhielten ebenfalls noch die Gesamtnote «gut», nämlich der Pirelli Cinturato All Season SF 3 und der Bridgestone Turanza All Season 6 (jeweils Note 2.5).

Alle vier Kandidaten schaffen es laut ADAC, den grundsätzlichen Zielkonflikt zwischen gutem Grip im Sommer bei hohen Temperaturen und dem im Winter auf Eis und Schnee bei niedrigen Temperaturen gut aufzulösen.

Dem Conti gelingt es als einzigem Reifen im Test sowohl bei der Bewertung zur Fahrsicherheit als auch zur Umweltbilanz ein «gut» zu erzielen. Der Pneu von Goodyear liegt zwar im Endergebnis gleichauf mit dem Conti, wirkt bei sommerlichen Temperaturen aber nicht ganz so präzise. Genügend Sicherheitsreserven hat aber auch er und punktet besonders beim Bremsen und Handling auf nasser Straße sowie bei der Umweltbilanz (Note 1.6). Aber auch mit dem Pirelli Cinturato und dem Bridgestone Turanza ist man nach ADAC-Angaben sicher unterwegs, leicht Federn lassen beide lediglich auf winterlicher Fahrbahn.

Vier weitere Reifen erhielten die Gesamtnote «befriedigend»: Michelin Crossclimate 2 (Note 2.7), Dunlop All Season 2 (Note 2.9), BFGoodrich Advantage All-Season (Note 2.9) und Viking FourTech Plus (Note 3.0).

Michelin, Dunlop und BFGoodrich haben ihre Stärken auf winterlicher Fahrbahn, der Dunlop ist zudem noch bei den Umwelteigenschaften top. Der Viking ist in keinem Bereich besonders gut oder schlecht, so dass bei ihm der Preis entscheiden könnte.

Nur mit «ausreichend» schneidet Continentals Budget-Marke Barum mit dem Quartaris 5 ab (Note 3.9) und ist damit nach ADAC-Meinung nicht empfehlenswert. Enttäuschend aber auch der Vredestein Quatrac Pro+ sowie der Nexen N'Blue 4Season 2, ebenso der Superia Ecoblue2 4S.

Neben den preiswerten, in China produzierten Arivo Carlorful A/S gesellen sich Petlas Multi Action PT565, CST Medalion All Season ACP1 und APlus AS909 zu den Kandidaten, die mit «mangelhaft» abschneiden.

Grosse Differenzen zeigen sich auch bei der Laufleistung. So hält der Goodyear voraussichtlich rund 68‘000 Kilometer, bis sein Profil abgefahren ist und schlägt damit alle anderen Testkandidaten deutlich. Um diese Laufleistung zu erreichen, bräuchte man zwei Sätze vom Superia Ecoblue2 4S – billig gekauft heisst also noch lange nicht, dass man auch wirklich spart.

Laufleistung von Ganzjahresreifen

Laufleistung von Ganzjahresreifen

Für wen sind Ganzjahresreifen der richtige Pneu?


Bei der Entscheidung, ob man auf Ganzjahresreifen wechselt, sollte man immer sein individuelles Fahrprofil zu Grunde legen. Wer hohe jährliche Fahrleistungen hat und dabei häufig auf der Autobahn unterwegs ist, und dass auch noch im Sommer bei hohen Temperaturen und hoher Beladung, ist mit der klassischen Kombination aus Sommer- und Winterreifen besser beraten.

Wer hingegen den Grossteil seiner Fahrstrecken auf Landstrassen oder in der Agglomeration zurücklegt, eine niedrige Jahresfahrleistung hat und auch nicht allergrösste Ansprüche an Präzision und Rückmeldung am Lenkrad stellt, findet inzwischen auf dem Markt geeignete und empfehlenswerte Ganzjahresreifen.

Fotos/Grafiken: ADAC

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