Onlinedienste im Auto: So funktionieren Apple Carplay und Android Auto
Mario Hommen | 17.03.2025
Autos altern, Smartphones bleiben jung – und mit ihnen das Infotainment im Fahrzeug. Zumindest gilt das, wenn Apple Carplay oder Android Auto an Bord sind.
Ansätze, Mobiltelefone mit dem Bordsystem im Auto zu verbinden, gab es schon lange vor Carplay und Android Auto. Das erste Serienfahrzeug mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung war die 2001 eingeführte Neuauflage des 7er BMW. Ab 2002 integrierte Mercedes diese Funktionen in sein Comand-System.
Der erste grosse Schritt in Richtung Vernetzung des Fahrer-Smartphones mit den zunehmend verbreiteten Infotainmentsystemen war die Einführung von MirrorLink im Jahr 2011. MirrorLink war ein früher Standard für die Integration von Smartphones in Autos, der zunächst von Nokia und dann vom Car Connectivity Consortium (CCC) für eine grössere Anzahl von Automobilherstellern entwickelt wurde.
Es war ein offener Standard. Zunächst liessen sich damit Inhalte von Nokia-Mobiltelefonen auf dem Zentraldisplay spiegeln. Später war dies auch für Android-Geräte möglich. Mirrorlink war jedoch nur eine kurze Blütezeit beschieden. Es hatte Potenzial, litt aber unter Kompatibilitätsproblemen, langsamer Performance und mangelnder Unterstützung durch die Hersteller.
Premiere von Apple Carplay im Ferrari FF
Mirrorlink wurde nie von Apple unterstützt und blieb daher für iPhone-Nutzer uninteressant. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass Apple selbst an einem Konkurrenzsystem arbeitete, das dann 2014 unter dem Namen Carplay zunächst im Ferrari FF auf den Markt kam und kurze Zeit später auch von Mercedes und Volvo angeboten wurde.
Die Software ermöglichte es erstmals, eine angepasste iPhone-Oberfläche auf die fest eingebauten Displays der Autos zu zaubern. 2015 folgte Google mit Android Auto, das eine vergleichbare Kernfunktionalität bietet. Das erste Auto mit der Google-Lösung war der Hyundai Sonata.
Beide Systeme basieren auf der Idee, dass Smartphones ihre Rechenleistung bereitstellen, während das In-Car-Display lediglich als Anzeige- und Bedienoberfläche dient.
Der Clou: Sowohl die Software als auch die Benutzeroberfläche mit ihren zahlreichen Apps bleiben stets updatefähig und können um neue Funktionen und Anwendungen erweitert werden. Das Problem der Veralterung der Hard- und Software im Auto wird damit weitgehend auf das Smartphone ausgelagert.
Echtzeit-Verkehrsinformationen übers Smartphone im Auto nutzen
Ein weiterer Vorteil der Smartphone-Integration: Das mobile Endgerät vernetzt das Fahrzeug mit dem Internet, was unter anderem intelligente Funktionserweiterungen wie die Integration von Echtzeit-Verkehrsinformationen in die Routenführung ermöglicht.
Die Funktionsweise der Connectivity-Technologie ist denkbar einfach: Nach Anschluss und Anmeldung des Smartphones an das Bordsystem im Auto – entweder per Kabel oder bei neueren Modellen meist drahtlos per Bluetooth – kann der Fahrer in den Carplay- oder Android-Auto-Modus wechseln. Dabei wird die gewohnte Benutzeroberfläche des Smartphones an die Nutzung im Fahrzeug angepasst.
Grosse Symbole, klare Strukturen und eine vereinfachte Bedienung sorgen dafür, dass der Fahrer so wenig wie möglich abgelenkt wird. Die Steuerung erfolgt über Touchscreen, Drehregler oder Sprachsteuerung– Siri bei Apple, Google Assistant bei Android. Dank Sprachsteuerung können Anrufe getätigt, Nachrichten diktiert oder Podcasts abgerufen werden, ohne dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen muss.
Ein weiterer zentraler Vorteil ist die tiefe Integration von Navigationsanwendungen. Viele Autofahrer nutzen inzwischen lieber Google Maps, Apple Maps oder Waze als das Navigationssystem des Fahrzeugs. Diese Apps sind immer aktuell und können zudem auf Echtzeit-Verkehrsdaten zurückgreifen. Außerdem können auf dem Smartphone geplante Routen direkt im Auto abgerufen werden.
Auch Musik- und Podcast-Apps wie Spotify oder Audible sind voll integriert, ebenso Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Signal.
Beim Occasionenkauf auf Apple Carplay oder Android Auto achten
Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit der gewohnten Smartphone-Funktionen beim Fahrzeugwechsel. Steigt man von seinem Dienst-VW in einen Miet-Ford um, muss man sich nicht umstellen, denn das Infotainmentsystem zeigt immer die gleiche Benutzeroberfläche und man kann dem neuen Auto einfach sagen: «Navigiere bitte nach Hause»
Beide Konnektivitätslösungen haben sich mittlerweile als Serienstandard in den meisten Neufahrzeugen durchgesetzt. Es gibt jedoch auch Nachteile. Die Systeme sind auf die Verbindung zum Smartphone angewiesen. Fällt die Verbindung aus oder ist der Akku des Smartphones leer, stehen die Funktionen nicht mehr zur Verfügung. Zudem sind nicht alle Apps mit Carplay oder Android Auto kompatibel - vor allem aus Sicherheitsgründen, um Ablenkungen zu minimieren.
Ein weiteres Problem: Auf die Verfügbarkeit von Smartphone-Konnektivität eines Autos kann man sich noch lange nicht verlassen. Beim Occasionenkauf kann es daher sinnvoll sein, auf eine Ausstattung zu achten, die beide Konnektivitätslösungen beinhaltet. Wählt man ein Auto ohne Carplay und Android Auto, könnte das On-Board-Infotainment bald etwas altbacken wirken. SP-X/AR