Langstrecken-WM Die Geschichte von Alpine ist der Motorsport. Und weil Renault mit Alpine auf der Strasse Grosses vorhat, braucht es sportliche Erfolge. Auch in der Königsklasse des Langstreckensports.
Neues Hypercar für die Langstrecken-WM: Alpine A424.
«You can’t grow without remembering your roots.» Man könne nicht wachsen, ohne sich seiner Wurzeln zu erinnern, erklärte Renaults Konzernchef Luca de Meo den aktuellen Retrotrend seines Unternehmens einmal. Die Wurzeln von Alpine liegen im Motorsport, Firmengründer Jean Rédélé fuhr sein erstes Rennen im Jahr 1951 in einem Renault 4CV. Und gewann. Ein Jahr später startete er in Le Mans. Und verlor. Das hinderte den jungen Rédélé nicht daran, eigene Sportwagen und bald auch eigene Rennwagen zu bauen. Seither ist der Name Alpine eine Konstante im Motorsport. Weniger konstant ist der Erfolg. Auf der Strasse wie auch auf der Rennstrecke.
Jetzt aber steht Alpine wieder in zwei Königsklassen am Start: in der Formel 1 und in der Langstrecken-WM. In der Formel 1 müssen bald einmal Erfolge her, da fährt das Team der Spitze hinterher. Zwei Podestplätze und ein sechster Platz in der Konstrukteurswertung sind kaum zufriedenstellend. In der Langstreckenmeisterschaft steht man ganz am Anfang einer neuen Ära. Zum ersten Mal startet Alpine bei den Hypercars.
Da zum Lernen
Dafür will man auf den Erfahrungen aufbauen, die man in den vergangenen Jahren unter anderem in der Prototypenklasse LMP2 zusammen mit Oreca sammelte. So soll der A424, wie das LMDh-Hypercar von Alpine heisst, in Zukunft Erfolge einfahren. Konkrete Prognosen will Teamchef Philippe Sinault keine abgeben, der ruhige Franzose lässt sich nicht auf die Äste hinaus. Man müsse bescheiden, aber ehrgeizig sein: «Im ersten Jahr geht es für uns darum, zu lernen. Aber bald müssen die guten Resultate kommen.»
In der ersten Hypercarsaison geht es für Alpine darum, zu lernen. Über 15 000 Testkilometer hat der A424 bereits absolviert.
In der ersten Hypercarsaison geht es für Alpine darum, zu lernen. Über 15 000 Testkilometer hat der A424 bereits absolviert.
In der ersten Hypercarsaison geht es für Alpine darum, zu lernen. Über 15 000 Testkilometer hat der A424 bereits absolviert.
In der ersten Hypercarsaison geht es für Alpine darum, zu lernen. Über 15 000 Testkilometer hat der A424 bereits absolviert.
Dass Alpine Racing nicht nur in der Formel 1, sondern
auch in der Langstreckenmeisterschaft antritt, ist Teil der Renaulution,
des grossen Planes von de Meo. Alpine, also die Marke für
Strassenfahrzeuge, will bis 2030 sieben sportliche Elektroautos auf der
Strasse haben. Schon 2026 soll die Marke dem Konzern wieder Geld
einbringen, anstatt nur zu kosten. Alpine Racing braucht man dabei für
die Markenidentität, die Erfolge im Motorsport legitimieren den
Fortbestand von Renaults sportlicher Tochtermarke. Dazu braucht es die
Erfolge in der Langstrecken-WM, denn in der Formel 1 wird Alpine in
absehbarer Zeit kaum vorne mitfahren. Und de Meos Commitment zum
Motorsport wird nicht ewig anhalten, sollten die Team in den zwei
Rennserien erfolglos bleiben.
Mit dem Start in der LMDh-Klasse spart sich Alpine die
Entwicklung eines eigenen Chassis und des Hybridsystems, die werden
gemäss Reglement von einem der Einheitshersteller übernommen. Das
Chassis für den A424 liefert Oreca, mit der Alpine bereits in der LMP2
zusammengearbeitet hat. Der Hybridantrieb stammt von Bosch, der Motor
wird zusammen mit Mecachrome am Standort Viry bei Paris entwickelt und
gebaut.
Schumacher im Cockpit
Beim Eröffnungsrennen in Katar am 3. März wird Alpine
zwei Autos an den Start schicken. Das Augenmerk wird dabei auf Fahrer
Mick Schumacher liegen, der im Cockpit des Autos mit der Nummer 36
sitzt. Der Deutsche macht kein Geheimnis daraus, weshalb er von der
Formel 1 auf die Langstrecke wechselte: «Ich hoffe, so zurück in die
Formel 1 zu kommen.» Für Alpine wird das aber vorerst nicht der Fall
sein. Nach der Reserveposition bei Mercedes und McLaren wird Schumacher
auch kommende Saison Ersatzfahrer für Mercedes in der Formel 1 bleiben.
Und dürfte auf das frei werdende Cockpit von Lewis Hamilton schielen.
Sie sollen es richten: Charles Milesi, Mick Schumacher,
Matthieu Vaxiviere, Nicolas Lapierre, Paul-Loup Chatin,
Ersatzfahrer Jules Gunon sowie Ferdinand Habsburg (v. l.).
Das ist aber Zukunftsmusik. «Ich freue mich, in der
Langstrecken-WM zu fahren. Sie ist der Formel 1 am nächsten. Und viele
Grössen der Formel 1 sind auch Langstrecke gefahren», erklärt der
24-Jährige bei der gemeinsamen Präsentation des Hypercars und des
Formel-1-Autos in Enstone (GB). Zusammen mit ihm im Auto sitzen Nicolas
Lapierre und Matthieu Vaxivière. Letzterer wurde nach den Testfahrten
eingewechselt, eigentlich hätte Charles Milesi in der Nummer 36 fahren
sollen. Dieser sitzt jetzt mit Paul-Loup Chatin und dem talentierten
Ferdinand Habsburg in der Nummer 35. Das sei die bessere Abstimmung der
Fahrer aufeinander, ist Philippe Pinault überzeugt: «Wir sind keine
Kompromisse eingegangen.»
Starke Konkurrenz
Die bisherigen Testfahrten seien bereits sehr
erfolgreich verlaufen, erklärte Philippe Pinault. Die beiden Autos
hätten bereits mehr als 15 000 Testkilometer hinter sich ohne
offensichtliche Schwachstellen. Man bleibt aber realistisch, was die
Aussichten auf gute Platzierungen angeht, schliesslich ist das Feld der
Konkurrenten gross geworden. Und stark. Ferrari tritt neu nicht mehr mit
zwei, sondern gleich mit drei Fahrzeugen an, Toyota muss die knappe
Niederlage in Le Mans im vergangenen Jahr verarbeiten und Peugeot
braucht nach den ersten beiden wenig ergiebigen Saisons konstante
Erfolge. Aber da sind auch noch BMW, Cadillac, Isotta Fraschini,
Lamborghini und Porsche, die alle – wie Alpine – in der LMDh mit
Einheitskomponenten fahren, während Ferrari, Toyota und Peugeot mit
Eigenentwicklungen antreten.
«Bald müssen gute Resultate kommen»: Teamchef Philippe Sinault zeigt sich ehrgeizig.