Daniela Augsburger – Eine Familienangelegenheit

Werner J. Haller | 11.04.2024

Slalom-SM Daniela Augsburger gehört zum Nachwuchs in der Schweizer Slalommeisterschaft. Für 2025 verfolgt die Bernerin trotzdem schon 
ein ambitioniertes Projekt.

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Älter als Daniela Augsburger: Den 33-jährigen Opel Corsa A fährt die Bernerin seit zwei Saisons bei Slaloms.

Es musste ja so kommen. Daniela Augsburger ist im Fahrerlager aufgewachsen, ihr Vater Urs Wüthrich fuhr Slaloms und Bergrennen, ebenso ihr Götti Hans Wüthrich, der einst sogar die Rallye Dakar unter die Räder nahm (AR 5/2024). «Mein Vater erklärte mir in Kinderjahren alles rund um den Rennsport. Er nahm mich beispielsweise mit, wenn er die Piste besichtigen ging. Und er betonte mehrmals, dass es ein ganz, ganz spezielles Gefühl sei, wenn man im Rennwagen sitze und schnell fahre», sagt Daniela Augsburger. «Irgendwann, ich war noch ein Kind, hätte ich mich in sein Auto gesetzt und gesagt: ‹Ich werde Rennfahrerin.› So jedenfalls erzählte mir meine Mutter diese Geschichte.»

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Daniela und Mike Augsburger: Sie fährt, er schraubt – und liebäugelt mit dem Fahrersitz.

Es dauerte aber noch sehr viele Jahre, bis Daniela Augsburger ihre Rennfahrerkarriere in Angriff nahm. Zu sehr war sie mit der Aus- und der Weiterbildung zur Pflegefachfrau beschäftigt, heute arbeitet sie bei der Neurorehabilitation im Spital Riggisberg BE. Sie war annähernd 30-jährig, als sie ihre Rennfahrerkarriere doch noch in die Gänge brachte. «Es stimmte plötzlich für mich – und auch für Mike.» Mit ihrem Ehemann ist Daniela Augsburger seit zwölf Jahren zusammen, «unsere Eltern kannten sich schon länger – und von wo wohl? Klar, vom Rennplatz her.» Vor den Pandemiejahren legte sich das Paar zuerst einen Hund zu, kaufte dann einen Camper, «und irgendwann sagten wir uns, jetzt brauchts eigentlich nur noch ein Auto und ein Anhänger», erinnert sich Mike Augsburger.

Irgendwann ist es soweit

Der Mechaniker hatte Lust, ein Rennauto aufzubauen. «Ich hätte das nicht geschafft, weil ich technisch zu wenig versiert bin», gibt Daniela Augsburger zu. «Und: Ich habe Vertrauen in Mike und seine Arbeit, was mir sehr wichtig ist! Rennen zu fahren hat viel zu tun mit dem Vertrauen in das Material, das du bewegst.» Auch wenn sie für die Technik nicht verantwortlich sei, habe sie doch immer darauf bestanden, das Auto zu gestalten, sagt Mike Augsburger im Gespräch mit der AUTOMOBIL REVUE und zwinkert seiner Frau zu. «Aber ich habe auch schon sehr viel gelernt über Autos», wirft sie ein.

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Aufgewachsen im Fahrerlager: Papa Urs Wüthrich fuhr schon in den 1990er-Jahren den Mazda 323.

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Aufgewachsen im Fahrerlager: Als Tochter von Urs Wüthrich war Daniela Augsburger von klein auf Zaungast bei Autorennen.

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Aufgewachsen im Fahrerlager: Als Mädchen fasste Daniela Augsburger hinter dem Lenkrad den Entschluss, Rennfahrerin zu werden.

Irgendwann werde ihre Zeit kommen, irgendwann werde alles zusammenpassen, habe Vater Urs schon immer gesagt. Daniela Augsburger sei zuerst bei einer Testfahrt als Co-Pilotin in einem Rallye-Auto gesessen, erzählt sie. «Die Tempobolzerei gefiel mir aber immer schon irrsinnig gut, deshalb wusste ich bald, dass ich lieber selber hinter dem Lenkrad sitzen wollte.» Seit 2022 fährt Daniela Augsburger in ihrem Opel Corsa A mit Jahrgang 1991 Slaloms. «Vorerst, weil ich Erfahrung sammeln will. Ich will sicher auch einmal Bergrennen fahren, aber bei Slaloms sind die Sturzräume bisweilen noch grösser.» In den Tagesranglisten eines Slaloms findet man sie auf den hinteren Plätzen, «was aber nicht heisst, dass ich keine Ziele habe. Primär will ich mir die Freude am Rennsport erhalten. Ich fahre sozusagen gegen mich selbst. Ich will mich Jahr für Jahr verbessern, schneller werden.» Im Unterschied zu ihrem Vater führe sie aber nicht akribisch Buch über Rennen und Laufzeiten. «Ich habe vieles im Kopf. Ich weiss, wie ich eine Strecke im Vorjahr gefahren bin, wo ich Fehler gemacht habe und in welcher Kurve ich noch Zeit gewinnen kann. Mittlerweile kenne ich mein Auto sehr gut, ich kann sagen: Ich bin eins mit ihm.»

Ein stärkerer Motor muss her

Diese Saison wird Daniela Augsburger aber zurückstehen müssen, «was mich wurmt, weil es mich schon reizt, Rennen zu fahren». Der Opel bekommt einen neuen Motor. «Von einem 1.4-Liter-Achtventiler zu einem 1.6-Liter-16-Ventiler. Das Material ist bestellt, aber Zeitdruck gibt es keinen», sagt Mike Augsburger. Er übernimmt noch dieses Jahr von seinem Vater die Garage Augsburger in Uetendorf BE. «Innerhalb der E1-Klasse rutsche ich damit ins gleiche Startfeld wie mein Vater, gegen den ich dann fahre», erklärt Daniela Augsburger und freut sich schon diebisch. Wer weiss, vielleicht fordert sie bald auch ihr Ehemann heraus: «Irgendwann werde ich auch noch ins Auto sitzen und mitfahren.» Es muss ja so kommen. 

Fotos: Werner J. Haller, Archiv Augsburger

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