Formel 1 – die Berg-und-Talfahrt der Formel-1-Sorgenkinder
Elmar Brümmer | 28.07.2025
Die Formel 1 ist in die zweite, entscheidende Saisonhalbzeit gestartet, an den siegreichen Farben hat sich nichts geändert. Oscar Piastri und Lando Norris trotzen auch den Wetterkapriolen in Belgien und machen einen leicht chaotischen Grand Prix in Spa unter sich aus.
Rätselraten bei Ferrari: Warum fährt Hamilton seinem Teamgefährten Leclerc hinterher?
Piastri beweist bei seinem sechsten Saisonsieg mehr Mut und Können, er führt die WM deshalb wieder deutlicher an, ehe es am Wochenende in Budapest schon zur Revanche kommt.
Mindestens so spannend aber erscheint ein Blick auf jene Fahrer und Konstellationen, für die es gegensätzlich läuft – nicht nur in Spa-Francorchamps. Lewis Hamilton fährt trotz (oder wegen) der neuen Hinterachse am Ferrari seinem Teamkollegen Charles Leclerc, vor allem aber den eigenen Erwartungen und jenen in Maranello weit hinterher und war nach dem Sprint und der Qualifikation in den Ardennen in ein mentales Tief gerutscht.
Eine tolle Aufholjagd von ganz hinten, der siebte Platz und die Wahl zum Fahrer des Tages durch die Fans sind Balsam auf die Wunden.
Aber richtig zu erklären ist das Form-Tief durch die technische Misere allein nicht. Offenbar ist der Brite allen Bemühungen zum Trotz noch nicht bei den Italienern angekommen. Davon zeugen schon die ewigen Diskussionen über Boxenfunk mit seinem Renningenieur.
Mittlerweile listet der Rekordchampion schriftlich auf, was ihm am Auto nicht passt. Seine grösste Sorge: „Es soll mit mir nicht so enden wie bei Fernando Alonso oder Sebastian Vettel."
Max Verstappen hat seinem neuen Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies mit seinem grandios herausgefahrenen Sprint-Sieg in Belgien den perfekten Einstieg nach zwei Dekaden Christian Horner an der Rennstallspitze verschafft. Pech, dass sein Auto auf Regen abgestimmt war, aber dann mehrheitlich im Trockenen gefahren wurde. So konnte er nur Vierter werden.
Der 27-Jährige hängt sich aber so rein wie eh und je, vielleicht auch noch mehr – jetzt, wo Horner Geschichte ist. Der französische Ingenieur Mekies hat gleich zum Amtsantritt in Spa versprochen, seinen Megastar bei Laune zu halten: «Wir bauen ihm ein Auto», versprach der 48 Jahre alte Mekies in Spa, «dass es ihm leicht macht, alle Angebote auszuschlagen.»
Nach der Epoche Horner (links): Verstappen und sein neuer Teamchef Laurent Mekies (rechts)
Mercedes hat bislang mehr oder weniger ungeniert mitgeboten, die Absetzung von Horner war wohl auch eine Geste an die Verstappens, mindestens noch ein Jahr zu bleiben. Sie scheinen jetzt auch mehr zu Sagen zu haben.
Carlos Sainz, der in seinem letzten Jahr bei Ferrari eine gute Figur gemacht hatte, inszeniert sich gern als derjenige, der das Traditionsteam Williams mit seiner Erfahrung (und seiner Wut auf die Scuderia) wieder nach oben bringen kann. Nur bleibt der selbstbewusste Spanier bislang den Beweis schuldig, ganze 16 Punkte und damit WM-Platz 16 konnte er bislang einfahren, Kollege Alex Albon (54) ist ihm weit voraus, auch beim Rennen in Belgien. Der Thailänder wurde Sechster, der Madrilene dümpelte auf dem 18. Rang dahin.
Selbstbild und Realität sind nicht synchron, es scheint bei der Umstellung ähnliche Probleme wie bei Hamilton zu geben. Sainz ist dabei, Demut zu lernen. Er spüre, dass er das richtige Tempo habe, aber es sei über die erste Saisonhälfte hinweg frustrierend gewesen, konstant Ergebnisse abzuliefern. «Zurück in diesem extrem engen Mittelfeld zu sein, bringt neue Herausforderungen für mich mit. Es fühlt sich anders an als bei Ferrari», sagt der 30-Jährige, «insgesamt glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»
Merke, auch hier: Das richtige Set-Up in der Formel 1 ist nicht nur eine rein technische Angelegenheit.