Formel 1 – Lando Norris kommt, Peter Sauber geht

Elmar Brümmer | 08.12.2025

Lando Norris reichte der dritte Platz beim abschliessenden Grand Prix von Abu Dhabi zum Weltmeistertitel. Vorgänger und GP-Sieger Max Verstappen war einer der ersten Gratulanten (Foto). Und Nico Hülkenberg holte die letzten Punkte für das Schweizer Sauber-Team.

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Nach 1457 Tagen Regentschaft von Max Verstappen hat die Formel 1 einen neuen Champion, den erst 35. Piloten der Geschichte, der die Nummer Eins tragen darf. Lando Norris konnte im zugespitzten Finale von Abu Dhabi die Nerven behalten und sich dank eines dritten Platzes gegen den überragenden Tagessieger Verstappen durchsetzen. Am Ende sind es zwei Pünktchen, die den Briten zum Weltmeister krönen. Mit dem 26-Jährigen aus Bristol hat die Formel 1 einen ungeheuer emotionalen Frontmann bekommen, der unmittelbar nach der Zieldurchfahrt von Abu Dhabi in Tränen ausbrach. Aber die Coolness, mit dem er in den Emiraten allem Druck und allen Psychospielchen trotzen konnte, zeigt auch, dass Lando Norris keineswegs ein unverdienter Champion ist. Ähnlich wie Verstappen hatte er in dem entscheidenden Saisondrittel einer Achterbahnsaison eine grandiose Aufholjagd hingelegt.

Ein richtiger Mannschaftskapitän

Schon vor dem Showdown in Abu Dhabi hat Norris seine Gefühle offengelegt: «Formel-1-Weltmeister zu werden wäre alles für mich, denn es würde bedeuten, dass mein bisheriges Leben ein Erfolg war. Ich hätte meinen grössten Traum verwirklicht.» Das hat er jetzt erfolgreich abgehakt, allen Zweiflern getrotzt – und endlich auch einmal Max Verstappen. Der Niederländer, der die Rolle als Aussenseiter zwischendurch richtig genossen hatte, ist 2025 vielleicht sogar die stärkste Saison seiner Karriere gefahren, sie hat ihn abseits des Cockpits zu einem richtigen Mannschaftskapitän von Red Bull werden lassen. Die Revanche unter völlig neuen technischen Bedingungen, die schon Ende Januar ersten Testfahrten unterzogen werden, sorgt für neue Hochspannung. Ist der Erfolg von Norris der Beginn einer neuen Ära – oder bleibt er das, was seine Landsleute ein One-Hit-Wonder nennen?

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Max Verstappen: Der Niederländer gewann den GP Abu Dhabi und hatte die beiden McLaren-Piloten Lando Norris (l.) und Oscar Piastri im Griff.

Wie so oft, wenn etwas Neues beginnt, bedeutet das auch einen Abschied. Damit ist nicht nur das traurige Ende von Motorenlieferant Renault gemeint, oder der künftige Verzicht auf die Ground-Effect-Rennwagen, was vor allem ein völlig desolater Lewis Hamilton begrüssen wird. Auch die bisherige Überholhilfe DRS und die Hybridmotoren gehen in Pension, doch den schmerzhaftesten Verlust hat die Schweiz zu verkraften. Mit der Übernahme durch Audi verschwindet nach 33 Jahren der Name Sauber aus den Ergebnislisten, der dort erstmals beim Grand Prix von Südafrika 1993 aufgetaucht war – gleich mit einem fünften Platz von JJ Lehto.

Sauber und Zehnder beim Abschied dabei

Teamgründer Peter Sauber, dessen Motorsportunternehmen insgesamt 55 Jahre alt geworden ist, war mit Gattin Christiane (der Namensgeberin aller Sauber-Rennwagen vom C1 bis zum C45) von den neuen Besitzern nach Abu Dhabi eingeladen worden, um der Abschiedsvorstellung beizuwohnen. Auch der ehemalige Sportdirektor Beat Zehnder erlebte das emotionale Adieu vor Ort mit, zu dem Nico Hülkenberg im 617. WM-Lauf des Schweizer Rennstalls immerhin noch zwei Punkte beisteuern konnte.

Clarge 2025 Abu Dhabi Grand Prix Saturday

Bemerkenswertes Vermächtnis: Teamchef Jonathan Wheatley (l.) zollt Teamgründer Peter Sauber grössten Respekt.

2025 Qatar Grand Prix Sunday

Letzter Gang: Nico Hülkenberg macht sich bereit für den letzten Sauber-Start.

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Letztes Sauber-Rennen: Nico Hülkenberg (v.) holte die letzten Punkte, Gabriel Bortoleto wurde Elfter.

2025 Qatar Grand Prix Friday

Zwei, die sich mögen: Nico Hülkenberg (l.) und Gabriel Bortoleto sind nächstes Jahr Audi-Piloten.

Der 82 Jahre alte Peter Sauber hat längst seinen Frieden damit gemacht, dass in Hinwil alle Zeichen nur noch auf Audi stehen, es ist nach Mercedes und BMW der dritte deutsche Automobilkonzern, der aus dem Zürcher Oberland Anlauf auf Erfolge in die Formel 1 nimmt. Natürlich schmerzt es den Teamgründer immer noch ein wenig, aber der Stolz überwiegt: «Ich habe mich mit dem Schritt in den Motorsport in etwas verbissen, was eigentlich in der Schweiz nicht geht. Immer wieder wurde ich gefragt, warum ich das mache. Weil ich erst beweisen wollte, dass es geht. Und dann, dass es vorwärtsgeht. Der Weg war immer das Ziel. So sind wir dort angekommen, wo wir heute sind.» Ein letztes Mannschaftsfoto in der Boxengasse, das war es dann.

Bemerkenwertes Vermächtnis

Auch dieser Abschied ist ein Anfang, Neueinsteiger Audi muss sich mindestens so beweisen wie Lando Norris. Teamchef Jonathan Wheatley blickt in Abu Dhabi ein letztes Mal zurück: «Ich möchte Peter Sauber meinen aufrichtigen Dank für sein bemerkenswertes Vermächtnis aussprechen, und dafür, wie er diesen Rennstall geformt hat. Wir werden ihn mit Stolz vertreten und gehen nur Optimismus, Entschlossenheit und einem klaren Ziel vor Augen als Audi-Werksteam in die Zukunft.»

Resultate Grand Prix Abu Dhabi

WM-Endstand Fahrer

WM-Endstand Konstrukteure

Fotos: McLaren, Red Bull, Sauber

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