Formel 1 – Doppelte Langeweile beim Stossverkehr

Elmar Brümmer | 26.05.2025

Beim Grand Prix von Monaco holte Lando Norris zum Gegenschlag aus. Der McLaren-Pilot gewann diese Saison sein zweites Rennen, nachdem der Titelfavorit drei Siege seines Teamkollegen Oscar Piastri verkraften musste. Nachdem Norris die Poleposition erobert hatte, war der Sieg in den engen Strassen von Monaco aber keine Überraschung mehr.

Monaco 2025

Es gibt keinen Platz auf der Welt, der verrückter ist, um ein Formel-1-Rennen zu fahren – einfach deshalb, weil es keinen Platz gibt. Die Alternative wäre es, ein bisschen Land im Yachthafen aufzuschütten, um so etwas wie eine Überholzone zu schaffen. Aber da werden die Monegassen vermutlich nicht mitmachen. Deshalb müssen alle Fans weiterhin damit leben, dass der Grand Prix von Monaco ein Autokorso bleibt, der über die Startposition entschieden wird.

Eine Idee ist gescheitert

Die Idee, mit zwei Pflicht-Boxenstopps und drei Reifenmischungen den achten WM-Lauf deutlich spannender zu machen, ist am Sonntag gescheitert. Die ersten Vier – Lando Norris, Charles Leclerc, Oscar Piastri und Max Verstappen – kamen in unveränderter Reihenfolge ins Ziel. Alles, was sich dahinter nach vorn schieben konnte, hat mit Ausfällen oder cleverer Blockade-Taktik durch die Teamkameraden zu tun. Die Racing Bulls und Williams haben die strategische Chance, nach vorn zu kommen, am besten genutzt. Aber selbst Carlos Sainz gab zu: «Das ist etwas, das ich selbst nicht mag und auch nicht sehen möchte. Doch wir waren gezwungen, mitzuspielen.»

Norris Monaco 2

Lando Norris: Der zu Saisonbeginn hochgehandelte Titelfavorit hat auf die Siegstrasse zurück gefunden.

Ocon Monaco

Eine gescheiterte Idee: Zwei obligatorische Boxenstopps (hier Esteban Ocon von Haas) sollten mehr Spannung beim Monaco-GP bringen.

Sainz 1 Monaco

Carlos Sainz: «Das ist etwas, das ich selbst nicht mag. Doch wir waren gezwungen, mitzuspielen.»

Titelverteidiger Max Verstappen, der seinen letzten Zwangs-Stopp erst in der vorletzten Runde absolvierte, zeigte sich ebenso desillusioniert, obwohl er in der Gesamtwertung weiter in Schlagdistanz zu den McLaren-Piloten bleibt: «Auf dieser Piste kannst du nicht wirklich Rennen fahren, ganz egal, ob du einen Stopp machen musst oder zehn.» Den Frühbremsern zuzugucken, das war über weite Strecken fast schon peinlich.

Die Hoffnung der Formel-1-Kommission für die Regeländerung war eine andere: Zwei Stopps sollten für die doppelte Spannung sorgen. Vielleicht auch das zweifache Chaos, Serienbesitzer Liberty Media hätte gegen spektakuläre Bilder sicher nichts gehabt. Der Vertrag mit dem Automobile Club de Monaco läuft bis 2031, da muss dringend etwas gegen die fortgesetzte Langeweile getan werden. Doch Mercedes-Teamchef Toto Wolff hält das Rennen unter der neuen Voraussetzung trotzdem nur für «lauwarm».

Nervig und gefährlich

Dazu noch für alle, die keine Zeitenmonitore haben, höchst unübersichtlich. Als sich Isack Hadjar und Liam Lawson sowie Carlos Sainz und Alexander Albon im Mittelfeld gegenseitig Zeitfenster freiblockten, war das nur für richtige Taktik-Freaks spannend. Für die Gegner auf der Piste war die Verlangsamung nervig und zum Teil gefährlich. Selbst Spitzenfahrer wie WM-Tabellenführer Oscar Piastri konnte der zusätzlichen Herausforderung wenig abgewinnen. «Ich muss erst mal wieder mein Gehirn entwinden», klagte der Australier nach den endlosen strategischen Meetings.

Verstappen Monaco

Max Verstappen: «Auf dieser Piste kannst du nicht wirklich Rennen fahren, ganz egal, ob du einen Stopp machen musst oder zehn.»

Wolff Monaco

Mercedes-Chef Toto Wolff (r., mit Valtteri Bottas): «Es ist ein Qualifying-Rennen.»

Brown Monaco

McLarens Zak Brown: «Der Stress war deutlich höher.»

So blieb es dabei, dass das Qualifying der spannendste Teil des teuren Spektakels war, wie schon so oft. Denn da hatten die Top-Piloten freie Fahrt, und sie nutzten die in einem Herzschlag-Finale auch zu Streckenrekorden. Eine Veränderung hätte nur die erste Kurve im Rennen bringen können, doch in der hielten sich alle – auch ob der taktischen Ungewissheit – eher zurück. «Es ist ein Qualifying-Rennen», sagt Toto Wolff ernüchtert, dessen Piloten im Übrigens nichts mit den Punkten zu tun hatten.

McLaren-Boss Zak Brown sah natürlich nur den Triumph, den ersten für die Briten seit Lewis Hamilton im Jahr 2008, und war sich sicher, dass die Fernsehzuschauer seine Aufregung teilen würden. Zugeben musste er US-Amerikaner immerhin, dass es am Kommandostand anstrengender geworden ist: «Das Ergebnis mag gleich aussehen, aber der Stress war deutlich höher.»

«It's Monaco, Baby!»

Lando Norris, der zum ersten Mal seit dem Saisonstart wieder auf der Poleposition stand und auch den ersten Sieg seit Melbourne einfahren konnte, liegt nicht nur wieder in Schlagdistanz zum Teamrivalen Oscar Piastri, er spricht auch davon, dass sich einen seiner Kindheitsträume erfüllt habe: «Es fühlt sich unglaublich an, nach einem so harten langen Rennen.» Der Brite hatte vor dem Start Landsmann Jenson Button vor seinem Auto stehen sehen und entschieden, dass dieser sein Maskottchen sein werde. Button hatte 2009 mit dem Brawn-Mercedes an der Côte d'Azur gewonnen. Norris klaute sogar Buttons Jubelruf im Cockpit: «It's Monaco, Baby!»

Grand Prix von Monaco. 8. Lauf. Gesamtklassement: 1. Lando Norris (GB), McLaren-Mercedes, 78 Runden, 1:40:33.843 Stunden (=155.295 km/h). 2. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 3.131 Sekunden zurück. 3. Oscar Piastri (AUS), McLaren-Mercedes, 3.658. 4. Max Verstappen (NL), Red Bull-Honda, 20.572. 5. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 51.387. 6. Isack Hadjar (F), Racing Bulls-Honda, 1 Runde zurück. 7. Esteban Ocon (F), Haas-Ferrari, 1 Rd. 8. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls-Honda, 1 Rd. 9. Alexander Albon (T), Williams-Mercedes, 2 Runden zurück. 10. Carlos Sainz (E), Williams-Mercedes, 2 Rdn. 11. George Russell (GB), Mercedes, 2 Rdn. 12. Oliver Bearman (GB), Haas-Ferrari, 2 Rdn. 13. Franco Colapinto (RA), Alpine-Renault, 2 Rdn. 14. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber-Ferrari, 2 Rdn. 15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin-Mercedes, 2 Rdn. 16. Nico Hülkenberg (D), Sauber-Ferrari, 2 Rdn. 17. Yuki Tsunoda (J), Red Bull-Honda, 2 Rdn. 18. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 3 Runden zurück. – Ausfälle: Fernando Alonso (E), Aston Martin-Mercedes (36. Runde, Antrieb); Pierre Gasly (F), Alpine-Renault (7., Unfall). – 20 Fahrer gestartet, 18 klassiert.

Schnellste Runde: Norris, 78. Runde, 1:13.221 Minuten (=164.067 km/h).

Poleposition: Norris, 1:09.954 Minuten (=171.729 km/h).

Stände. Fahrer: 1. Piastri, 161 Punkte (4 Saisonsiege). 2. Norris 158 (2). 3. Verstappen 136 (2). 4. Russell 99. 5. Leclerc 79. 6. Hamilton 63. 7. Antonelli 48. 8. Albon 42. 9. Ocon 20. 10. Hadjar 15. 11. Stroll 14. 12. Sainz 12. 13. Tsunoda 10. 14. Gasly 7. 15. Hülkenberg 6. 16. Bearman 6. 17. Lawson 4. – Konstrukteure: 1. McLaren 319 (6). 2. Mercedes 147. 3. Red Bull 143 (2). 4. Ferrari 142. 5. Williams 54. 6. Haas 26. 7. Racing Bulls 22. 8. Aston Martin 14. 9. Alpine 7. 10. Sauber 6.

Nächster Lauf: Grand Prix von Spanien, Barcelona, 1. Juni 2025.

Fotos: Red Bull, McLaren, Haas, Mercedes, Williams

Kommentare

Keine Kommentare