Elmar Brümmer | 01.09.2025
Der Grand Prix der Niederlande hat gezeigt, wie souverän der junge Oscar Piastri bereits Rennen gewinnt und ein grosser Antwärter auf den Titel ist. Zandvoort hatte mit Isaack Hadjar einen weiteren jungen Piloten, der zum Kandidat an der Seite von Superstar Max Verstappen bei Red Bull reift. Aber auch die Altstars sind nicht vergessen: Valtteri Bottas und Sergio Pérez entern 2026 die Cadillac-Cockpits.
Was für ein Jungbrunnen, diese Formel 1: Den Grand Prix der Niederlande gewinnt mit seinem ersten Start-Ziel-Sieg ein unglaublich souveräner Oscar Piastri, gerade 24 und nun so viele Grand-Prix-Erfolge auf dem Buckel wie sein Manager Mark Webber. Dritter wird, nach gerade einmal 15 Einsätzen in der Königsklasse, der Franzose Isaack Hadjar, 20 Jahre jung. Am Rande der Rennstrecke in Zandvoort verkündet Mercedes-CEO Ola Källenius, dass sein Konzern nun aktiv im Kartsport in die die Suche nach Deutschlands nächstem Superstar einsteigen wird. Und was macht Cadillac, der Neuzugang unter den Formel-1-Rennställen im kommenden Jahr? Die US-Amerikaner setzen auf Oldtimer.
Zurück aus der Renn-Rente
Die Edelreservisten Sergio Pérez (35) und Valtteri Bottas (in Zandvoort 36 geworden) kehren aus der Renn-Rente zurück. Das ist die Sicherheitsvariante, durchaus verständlich bei einem Team, das eilig zusammen gepuzzelt werden muss. Pérez, gestärkt auch durch reichlich Sponsorengeld, hat in der Tat ja auch noch eine Rechnung mit der Formel 1 offen, er gilt als Reisser – was er bei Red Bull besser bewiesen hat als jeder andere Verstappen-Nebensitzer. Bottas mag ja ein versierter Mann sein, aber der Finne hatte seine Chance bei Sauber, und konnte sie nicht nutzen. Weder für sich, noch für den Hinwiler Rennstall, der sich mehr Impulse erhofft hatte.
Was kann da noch kommen? Cadillac mit seinen Ferrari-Leihmotoren
droht ein schwierigeres Jahr als die Saison 2021, die Haas durchmachen
musste, als die US-Amerikaner mit veraltetem Material und verunsicherter
Truppe unterwegs war. Damals wurde die Karriere von Mick Schumacher
irreparabel beschädigt, und vielleicht war dass das warnende Beispiel
für Cadillac-Statthalter Graeme Lowdon, der das Hinterfeld der Formel 1
aus seiner Zeit bei Marussia bestens kennt. Alle Formel-1-Routiniers
begrüssen natürlich das Vertrauen, auf erfahrene Piloten zu setzen – aus
eigenem Interesse. Die nächste Generation aus der Formel 2 drängelt ja
schon reichlich genug, Talent und Aggressivität haben sichtbar
zugenommen, wie gerade diese Saison zeigt.
Positiv und motivierend
«Einer wie Sergio hat
sicher einen hohen Wert für ein neues Team», sagt auch Max Verstappen,
der vor zehn Jahren der allerjüngste Fahrer in der Königsklasse war. Bei
den aktuellen Renn-Rentnern aber bleibt die Frage, wer von wem am
meisten lernen kann. Was ordentliche, späte Comebacks angeht, kann am
ehesten der aktuelle Sauber-Pilot Nico Hülkenberg Auskunft geben, der
lange ein Dasein als Edelreservist fristen musste, ehe er mit 35 bei
Haas einen späten Frühling erlebte. Der heute 38 Jahre alte Deutsche
sagt: «Für mich war die Pause sehr positiv und erfrischend, ich habe sie
damals gebraucht. Aber das ist meine Erfahrung, und jeder ist anders.» Audi jedenfalls hat besonderen Wert auf eine ausgewogene Kombination von
Jung und Alt für das neue Werksteam gelegt – etwas, das sich Cadillac
so noch nicht traut.
Die Racing Bulls als erklärtes Nachwuchsteam des Red-Bull-Konzerns
haben natürlich einen genau gegensätzlichen Auftrag, sie sollen den
nächsten Champion aus eigenem Haus heranziehen. Immer wieder hat das gut
funktioniert, auch wenn der Verschleiss an Talenten hoch ist. Isaack
Hadjars starker Auftritt in den Dünen zeigt, was Vertrauen in die Jugend
wert sein kann. Das Lob von seinem Vorbild Verstappen wiegt fast mehr
als der Porzellan-Pokal von Zandvoort, der dann auch noch beim Teamfoto
zu Bruch ging: «Er ist fantastisch gefahren, ein Rookie hat es mit
diesen Autos nicht einfach. So, wie er das Rennen an diesem Wochenende
zu Ende gebracht hat, ist das Podium absolut verdient.»
Der eher schüchterne Franzose, der das Trauma vom peinlichen Ausfall
in Melbourne besiegt zu haben scheint, spricht von der Erfüllung eines
Traums. Aber er hofft natürlich, dass da noch mehr kommt: «Ich stand von
Anfang an unter Druck, aber ich habe mich immer auf der Bremse
verteidigt. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich das Tempo habe, um
viele Punkte zu kämpfen.» Das soll nicht auf dieses Wochenende
beschränkt bleiben. Und wer weiss, ob er 2026 nicht Seite an Seite mit
seinem Idol in einem Team fährt...
Resultate GP Niederlande 2025
WM-Stand Fahrer
WM-Stand Konstrukteure
Fotos: Red Bull, Mercedes, Sauber