Jedes Mal, wenn Max Verstappen durch das Tor zum Fahrerlager am Circuit of the Americas schritt, musste er einen Lasso schwenkenden Neoncowboy passieren. Ein leuchtendes Beispiel für den Titelverteidiger der Formel 1, dessen einzige Mission in der entscheidenden Saisonphase es ist, die favorisierte Konkurrenz von McLaren einzufangen. Beim Grand Prix der USA ist dem Red-Bull-Piloten das auf herausragende Weise gelungen: Sieg im Sprintrennen, Poleposition, Start-Ziel-Sieg im 19. WM-Lauf. Vor Lando Norris, WM-Spitzenreiter Oscar Piastri wurde bloss Fünfter. Was für ein Ritt!
Formel 1 – …und plötzlich scheint nichts mehr unmöglich
Elmar Brümmer | 20.10.2025
Max Verstappen (Foto) kommt den McLaren-Boys Oscar Piastri und Lando Norris in der WM immer näher. Der Niederländer gewann in Austin den Sprint und den Grand Prix, Norris und Piastri blieben im Sprint sogar punktelos.
Kaum zu glauben, dass dieser Mann vor zwei Monaten noch 104 Punkte Rückstand hatte, sich selbst als chancenlos bezeichnete. Nach dem fünften Saisonsieg, seinem dritten Erfolg innerhalb der letzten vier WM-Läufe, ist er bei noch fünf ausstehenden Rennen bis auf 40 an Piastri dran, 26 sind es noch auf den ebenfalls vor ihm liegenden Lando Norris. Jeder Wirkungstreffer zählt jetzt doppelt, und die Konkurrenz wirkt angeschlagen, nicht nur nervlich. Beim Sprintrennen bugsierten sich die beiden Papaya-Fahrer gegenseitig aus dem Rennen. Piastri verfehlte zum dritten Mal in Folge das Podium, Norris schwächelte einmal mehr beim Start.
«Max ist unerbitterlich»
Schon fürchtet McLarens Teamchef Andrea Stella: «Bis zum Saisonende wird Red Bull das bessere Auto haben.» Rennstallboss Zak Brown ergänzt: «Max ist unerbittlich.» Erstmals gibt der Niederländer in Austin selbst zu: «Sicher habe ich eine WM-Chance, wenn es noch mehr Wochenenden wie dieses gibt. Von nun an müssen wir perfekt sein. Sollten wir es nicht schaffen, haben wir bis zum Schluss alles versucht und es spannend gehalten. Das ist unsere Einstellung. Es ist positiver Druck, nichts lastet auf uns.»
Der bislang so coole Piastri und der ewig bangende Lando Norris können von fehlerfreien Darbietungen seit Wochen nur träumen. Entsprechend frustriert wirken die Verantwortlichen bei den Briten. Einsatzleiter Stella versucht beschwörend auf seine beiden strauchelnden Piloten einzuwirken: «Es liegt an uns, Weltmeister zu werden. Wir müssen nur mal vor dem anderen landen.» Leicht gesagt. Bewusstsein und Selbstbewusstsein, niemand wirkt derzeit so austariert wie Verstappen und sein Team. Sie packen jede Chance bei den Hörnern.
Nur der Amtsinhaber
Wie man lästige Gegner loswerden kann, exerziert auch Mohammed bin Sulayem vor, der nicht unumstrittene Präsident der FIA. Die Statuten des Automobilweltverbandes wurden so geändert, das prinzipiell nur der Amtsinhaber eine reale Chance hat. So sieht es auch der Herausforderer Tim Meyer, dessen Vater Teddy Miteigentümer und Teamchef bei McLaren war. Der US-Amerikaner, in der Formel 1 und bei den Rennkommissaren höchst angesehen, zog vor dem Grand Prix der USA seine Kandidatur zurück. Er hätte auf jedem Kontinent ein Mitglied für das World Council für sich gewinnen müssen. Südamerika aber hat überhaupt nur eine Kandidatin, Bernie Ecclestones Gattin Fabiana, und die unterstützt schon den Emirati. Meyers Kampagne «FIA Forward», die für mehr Integrität wirbt, soll weiterleben. Mit dieser Enttäuschung für den versierten Funktionär dürften auch die Absichten der Schweizerin Laura Villars hinfällig sein. Damit blieben die Überraschungen vorerst dem Titelrennen der Formel 1 vorbehalten.
Fotos: Red Bull, McLaren
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