Max Verstappen (Bild) ist zum vierten Mal Formel-1-Weltmeister. Beim Grand Prix in Las Vegas wurde er Fünfter hinter den Doppelsiegern von Mercedes, George Russell und Lewis Hamilton. Spannend bleibt die Konstruktseurs-WM.
Mit 27 schon Legende zu sein, damit muss man erstmal klarkommen. Vier Titel in der Formel 1, dazu noch vier in Folge, das ist nur den ganz Grossen vergönnt: Max Verstappen steht seit der kalten Samstagnacht in Las Vegas (USA) auf einer Stufe mit Alain Prost (Weltmeister 1985, 1986, 1989, 1993) und Sebastian Vettel (2010-2013). Vor ihm liegen nur noch der grosse Juan Manuel Fangio (1951, 1954, 1955, 1956, 1957) und die Rekordhalter Michael Schumacher (1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004) und Lewis Hamilton (2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020). Geschichte schreiben, darum ging es ihm aber sicher nicht in dieser verrückten Formel-1-Saison, deren Wettbewerbsdichte sich in den letzten beiden Rennen noch in der Konstrukteurs-WM zeigen wird.
Die Ein-Mann-Show
Vielmehr hat dieser Verstappen, der ähnlich polarisiert wie alle anderen grossen Champions, allen gezeigt, was er in seinem über weite Strecken der Saison unterlegenen Auto zu leisten imstande ist. Man vergleiche ihn nur mit seinem Co-Piloten bei Red Bull Racing, Sergio Pérez. (Oder lieber nicht.) Der Niederländer bleibt die beste Ein-Mann-Show der Königsklasse. Er hat damit seine Berufsehre gerettet, und die seines aus der Balance geratenen Teams ebenfalls. Schon allein deshalb gebührt ihm der Jackpot, den er mit einem fünften Platz sicherte. Darin lässt sich erkennen, wie der 27-Jährige gerade in der Krise noch weiter gereift ist.
Max Verstappen: Zuerst raste der Niederländer in Las Vegas auf Platz fünf…
…und damit zum vierten WM-Titel in Folge.
Wie sehr er gegenüber früher an der schier übermenschlichen Aufgabe
gewachsen ist, zeigt genau dieses drittletzte Rennen der Saison.
Vorsichtig taktierend, auf den Kommandostand hörend, wagte er nicht den
Angriff nach vorn – er sicherte sich lieber nach hinten gegenüber seinem
Kumpel Lando Norris ab. Die beiden härtesten Rivalen des Jahres (das
intern eskalierende Duell bei Ferrari mal ausgenommen) haben sich noch
auf dem berühmten Strip versöhnt. Norris hat findet nur Lob für den
Rivalen: „Max zeigt einfach keine Schwächen. Selbst mit einer perfekten
Saison hätte es für mich nicht gereicht." Beim Schulterklopfen fügte er
an: „Hat Spass gemacht, mit Dir zu kämpfen." Und der Triumphator
gestand, dass es nicht so einfach gewesen ist, den Titel gegen einen
Freund zu holen.
Härter und versöhnlicher
Es mag nicht die erfolgreichste Saison seiner Karriere sein, aber es
ist vielleicht die wichtigste, wie er zugibt: "Es war ein sehr
herausforderndes Rennjahr, auch für mich als Mensch und Person. Wir
haben viele Lektionen lernen müssen. Aber ich bin sehr stolz, wie wir
damit als Team umgegangen sind. Das ist schon ein sehr besonderer
Titel.“ Er ist härter geworden, weil ihn alle angefeindet haben. Aber
auch versöhnlicher, ausser im Verhältnis mit den Funktionären der FIA.
Teamchef Christian Horner, mit dem Verstappen zu Beginn des Jahres auch
so seine Probleme hatte, zeigt sich am Ende enorm beeindruckt von dem,
was sein Chauffeur abzuliefern fähig ist. Besonders dann, wenn der Druck
am grössten ist.
Mercedes: George Russell ist der souveräne Sieger des Las-Vegas-Grand-Prix,…
…zusammen mit Lewis Hamilton (l.) feierte er einen Mercedes-Doppelsieg.
Dafür brauchte es – wir erinnern uns an zehn Rennen in Folge ohne
Sieg – allen Willen, alles Können, allen Instinkt. Manches Mal musste
fühlte man sich an den grössten Boxer von allen erinnert, Muhammed Ali:
Flieg' wie ein Schmetterling, stech' wie eine Biene. Den Blick in den
Rückspiegel hat er noch nie gekannt, aber den Offensivdrang scheint
sogar in einem unterlegenen Auto weiter auszuleben. Über seine eigene
Motivation, gestand er nach dem Feierabend von Las Vegas, müsse er sich
nie gross Gedanken machen. Das bedeutet: alle Energie geht in den
Zweikampf und in seine Rolle als Mannschaftskapitän. Auch das zeichnet
die ganz Grossen aus, sie sind Egoisten und Teamplayer gleichermassen.
Der Max-Faktor hat diese Tugend über das Rennjahr noch einmal
multipliziert.
Aber das soll es noch nicht gewesen sein. Angesprochen auf das, was
in der so eng zusammengerückten Königsklasse 2026 noch kommen kann,
reicht ihm ein Satz: „Ich bin hungrig."
Ferrari: Carlos Sainz belegte vor Teamkollege Charles Leclerc Platz drei,…
…Lando Norris und McLaren müssen sich damit in der Konstrukteurs-WM noch mächtig wehren.
Resulate
Grand Prix von Las Vegas. 22. von 24 Läufen: 1. George Russell (GB), Mercedes, 50 Runden zu 6.201 km (=309.958 km), 1.22:05.969 Stunden. 2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 7.13 Sekunden zurück. 3. Carlos Sainz (E), Ferrari, 11.906. 4. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 14.283. 5. Max Verstappen (NL), Red Bull-Honda, 16.582. 6. Lando Norris (GB), McLaren-Mercedes, 43.385. 7. Oscar Piastri (AUS), McLaren-Mercedes, 51.365. 8. Nico Hülkenberg (D), Haas-Ferrari, 59.808. 9. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls-Honda, 1:02.808 Minuten zurück. 10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull-Honda, 1:03:114. 11. Fernando Alonso (E), Aston Martin-Mercedes, 1:09.195. 12. Kevin Magnussen (DK), Haas-Ferrari, 1:09.803. 13. Guanyu Zhou (CHN), Sauber-Ferrari, 1:14.085. 14. Franco Colapinto (RA), Williams-Mercedes, 1:15.172. 15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin-Mercedes, 1:24.102. 16. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls-Honda, 1:31.005. 17. Esteban Ocon (F), Alpine-Renault, 1 Runde zurück. 18. Valtteri Bottas (FIN), Sauber-Ferrari, 1 Rd. – Ausfälle: Alexander Albon (T), Williams-Mercedes (25. Runde; Motor); Pierre Gasly (F), Alpine-Renault (15., Motor). – 20 Fahrer gestartet, 18 klassiert. – Schnellste Runde (+1 Punkt): Norris, 50. Runde, 1:34.876 Minuten (=235.292 km/h). – Poleposition:Russell, 1:32.312 Minuten (=241.827 km/h).