Motorsportfans könnte es auffallen, dass die Augen des 20-jährigen Grégory de Sybourg jenen von Jo Siffert gleichen. Besonders auffällig ist aber das Schweizer Kreuz auf dem Helm. Aber Sifferts Helm, sein Markenzeichen, war rot, de Sybourg hat die Farbe seines Kopfschutzes bewusst anders gewählt, sie ist dunkel. Grégory de Sybourg ist der Enkel des Schweizer Rennidols Jo Siffert. Von 1962 bis 1971 fuhr Siffert 96 Formel-1-Grand-Prix, von denen er zwei gewann, 1968 in Brands Hatch (GB) und 1971 in Spielberg (A). «Ich wollte mir zuerst eine Karriere mit meinem Namen aufbauen, bevor ich bekannt machte, dass ich der Enkel von Jo Siffert bin. Von nun an aber, weil die letzten beiden Saisons positiv verlaufen sind und ich mit dem ADAC GT Masters einen neuen, deutschen Markt betrete, erinnere ich gern an meinen Grossvater. Denn wenn Opa in der ganzen Schweiz sehr beliebt war, war er es natürlich auch in Deutschland. Vor allem bei BMW, für die Marke fuhr er in der Formel 2», sagt Grégory de Sybourg.
Der Freiburger, der im Januar 20 Jahre alt wurde, beeindruckt durch seine Ruhe. «Dass ich nicht den Familiennamen meines Grossvaters trage, hat es mir sicher einfacher gemacht, in die Karriere zu starten. Ich wurde weniger beobachtet. Als Grossvater tödlich verunglückte, war Mama zwei Jahre alt. Wir sprechen zu Hause nicht ständig über Grossvater. Trotzdem weiss ich seit Kinderjahren, wer er war. Denn da sind sein Helm, Bilder, Fotos, Zeitungsartikel und viel Post. Aber auch die vielen Fans, die jeweils am 24. Oktober, wenn sich Grossvaters Unfall in Brands Hatch 1971 jährt, an die Grabstätte pilgern. All das hat mich natürlich geprägt. Ich war, glaube ich siebenjährig, als mir richtig bewusst wurde, wer Jo Siffert war», erklärt Grégory de Sybourg.
Damals war noch nicht abzusehen, dass auch der Enkel dereinst Rennfahrer werden würde: «In diesem Alter orientiert man sich natürlich an den Eltern. Diese können sich für Fussball oder Eishockey interessieren. Die Passion meines Papas war früh die Fliegerei, weshalb ich immer in den Himmel geschaut habe. Ich erinnere mich, dass Mama eines Tages sagte: ‹Nein, wenn man Siffert-Blut hat, schaut man auf den Asphalt.›» Mutter Véronique nahm achtmal an der Rallye des Gazelles teil, einem Frauenrennen in Marokko. «Die Begeisterung für den Motorsport war in unserer Familie schon immer vorhanden. Einen Rennwagen zu fahren, war auch ein Kindheitstraum von Papa, aber er hatte nicht genug Geld», sagt de Sybourg.
Vom Prototyp zum GT-Rennwagen
Nach dem Kartsport wechselte Grégory de Sybourg 2022 in den Sprintcup by Funyo, wo er einen Sportprototyp mit 1.6-Liter-Motor eines Peugeot 308 GTI fuhr. Das Fahrzeug hatte rund 270 PS und war 670 Kilogramm leicht. Im vergangenen Jahr glänzte der Siffert-Enkel mit seiner Freiburger Teamkollegin Karen Gaillard im Sportprototypen-Wettbewerb Ultimate Cup, die beiden holten vier Podestplätze und wurden Gesamtzweite der Wertung der Piloten mit Nova-NP-02-Rennwagen. Unterstützt wurde de Sybourg von der Dimab-Gruppe, einem wichtigen BMW-Händler in der Westschweiz.