Franciacorta Die Gebrüder Luyet haben beim zweiten Lauf zur Schweizer Kartmeisterschaft mit einem Doppelsieg bei den Schaltkarts überzeugt. Sie waren aber nicht die einzigen Walliser, die in Franciacorta jubeln durften.
Der Titelverteidiger ist gefordert:
Ethan Frigomosca, Titelverteidiger bei
den KZ2-Schaltkarts, jagt Samuel Luyet.
Die Gebrüder Jean (23) und Samuel (22) Luyet setzten schon in Lonato (I), beim ersten Lauf der Schweizer Kartmeisterschaft 2024, eine Duftmarke. Die beiden Walliser aus Savièse gingen dort erstmals mit ihrem eigens präparierten Motor in der Königsklasse KZ2 an den Start. In einem spannenden Rennen mussten sie sich dem Vorjahresmeister Ethan Frigomosca geschlagen geben. In Franciacorta (I), beim zweiten Lauf, drehten sie nun den Spiess um, zur grossen Freude ihres Teams, das den Doppelsieg auf der schnellsten Piste im SM-Kalender ausgelassen feierte. «Es läuft gut», meinte Jean, der ältere der Luyet-Brüder, schon während der Trainings. «Die Strecke in Franciacorta kommt unserem Motor entgegen. Dass wir schon im zweiten Rennen einen Doppelsieg feiern durften, ist der Lohn für die harte Arbeit.»
Das Racing-Gen liegt in der Familie. Bereits der Grossvater, der Vater sowie der Onkel von Jean und Samuel haben Motorsport betrieben. «Ich war zehn, als ich mein erstes Kart bekam», erinnert sich Jean, «Samuel sogar noch etwas jünger.» Beide haben in den vergangenen Jahren international für Furore gesorgt. Bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Kristianstad 2021 wurde Jean Vierter, Samuel schied mit einem Getriebeproblem auf Rang zwei liegend aus. «Wir sind schon seit mehr als zwölf Jahren dabei», sagt Jean. «Doch einen Titel haben wir noch keinen gewonnen.»
Starkes Brüderpaar in der Königsklasse:
Die erfolgreichen KZ2-Piloten Jean (l.) und Samuel Luyet mit Mutter Sylvaine.
In der Kart-SM 2024 könnte es klappen. Doch die Luyets
fahren nicht in der Schweizer Meisterschaft, um endlich einen Titel
vorweisen zu können. Sie haben sich eingeschrieben, weil sie in einem
kompetitiven Umfeld ihren Motor so weit zur Reife bringen wollen, dass
sie danach auch international damit Erfolg haben können. Denn der Traum
von einem EM- oder gar WM-Titel lebt weiter. «Wenn uns das mit dem
eigenen Motor gelänge, wäre das natürlich noch schöner», meint Jean und
gratuliert seinem jüngeren Bruder zum ersten Finalsieg. Nicht bei den
Feierlichkeiten dabei war diesmal Ethan Frigomosca. Der schnelle
Tessiner, der die Luyets bis aufs Äusserste herausfordert, beklagte
einen Kupplungsschaden.
Noch ein Walliser Sieger
Ob Zufall oder nicht, für das Wallis gab es am
Franciacorta-Wochenende einen zweiten Grund zum Jubeln. Gabriel Volpe,
15-jähriger Teenager aus Monthey, hat in der Kategorie X30-Challenge
Switzerland ebenfalls gewonnen. Wie Jean Luyet hat er nach zwei von fünf
Rennen die Führung im Gesamtklassement übernommen. Volpe war schon in
Lonato stark. In Franciacorta war er mit drei Siegen und der
Poleposition der Mann des Tages. Ganze 31 Hundertstelsekunden fehlten
ihm, um sich im Finale auch noch die schnellste Rennrunde notieren zu
lassen. Das hätte zusätzlich drei Extrapunkte gegeben. Den Grand Slam
vermieste ihm Tiziano Kuznini. Der Luzerner hatte in Volpe seinen
Meister gefunden und staunte schon nach dem Qualifying: «Der fliegt nur
so. Ich habe drei Zehntel auf einer Runde verloren. Das sind Welten.»
Bei den OK-Junioren könnte man anhand der
Ergebnislisten von Business as usual reden. Doch ganz so einfach war das
Wochenende für Meisterin Chiara Bättig aus dem Team Kartbox dann doch
nicht. Wie schon in Lonato haderte die schnelle Zürcherin im Qualifying
mit dem Topspeed. Erst ein radikaler Umbau hellte ihre Miene auf. Doch
die drei Laufsiege in Franciacorta sind trügerisch. Der Vorsprung in der
Meisterschaft auf den bisher noch sieglosen Dan Allemann, den Sohn von
Spirit-Teamchef Ken Allemann, beträgt nur 20 Punkte. Ausruhen kann sich
Bättig also noch lange nicht.
In Feierlaune in der X30-Challenge:
Gabriel Volpe (l.) holte alle drei Siege,
Tiziano Kuznini blieb nur das Staunen.
In der Kategorie OK-Senioren sorgte einer, der vom
Alter her locker bei den Junioren mitfahren könnte, für Schlagzeilen:
Levi Arn. Der 13-jährige Solothurner fuhr in Franciacorta wie entfesselt
und liess die Routiniers im ersten Vorlauf hinter sich. Auch im zweiten
Heat war Arn nicht zu bremsen – bis sich eine Schraube an der
Stossstange seines Karts löste. Arn musste die Box aufsuchen. Dass der
Sieg im zweiten Vorlauf an seinen erfahrenen Teamkollegen Pascal von
Allmen ging, war für Arn kein Trost. Von Allmen hatte sich zu Recht auch
gute Chancen fürs Finale ausgerechnet. Eine lose Feder machte aber auch
von Allmen einen Strich durch die Rechnung. So wurde der gebürtige
Berner Zweiter hinter Jérome Huber. Für den Innovate-Competition-Pilot
bedeutet das die Führung im Gesamtklassement. Diese hatte der Mann aus
Hütten ZH in den vergangenen Jahren schon mehrfach inne. Auf der
Zielgeraden in Richtung Titel ging dann leider immer etwas schief. Doch
diesmal solls klappen, erklärt Huber kämpferisch.
Tamm fehlt beim nächsten Rennen
Bei den Jüngsten, den Acht- bis Zwölfjährigen, ist der
Vorsprung des Leaders nach zwei Rennen am grössten. 44 Punkte trennen
Vorjahresmeister Albert Tamm vom Zweitplatzierten Nicolas Mateo Frigg
aus dem Team Ubiq Racing. Doch an Spannung mangelt es auch hier nicht.
Denn der Leader wird beim nächsten Rennen in 7 Laghi (I, 30. Juni) wegen
einer Terminkollision fehlen.
Noch liegt das Finale der Schweizer Kartmeisterschaft
am 21. September in weiter Ferne. Wenn die Protagonisten aber weiter so
Gas geben, dann wird es in Wohlen AG vermutlich in allen fünf Kategorien
zum grossen Showdown mit mehreren Titelanwärtern zugleich kommen.
Fotos: Christian Eichenberger
Resultate
Franciacorta (I). 2. Lauf. Kategorie Supermini. Rennen 1: 1. Albert Tamm (CH), Kart Republic, 9 Runden. 2. Nicola Frigg (CH), Kart Republic, 1.2 Sekunden zurück. 3. Diar Islami (CH), DR, 1.640. – Rennen 2: 1. Islami, 9 Runden. 2. Aurelio Longhitano (CH), Parolin, 0.379 Sekunden zurück. 3. Tamm 1.020. – Final: 1. Tamm, 11 Runden. 2. Luca Muzzolon, Energy Corse, 1.142 Sekunden zurück. 3. Frigg 2.437. – 25 Fahrer gestartet und klassiert.
OK-Junioren. Rennen 1: 1. Chiara Bättig (CH), IPK, 14 Runden. 2. Dan Allemann (CH), 2.341 Sekunden zurück. 3. Georgiy Zasov (CH), Energy, 3.625. – Rennen 2: 1. Bättig, 14 Runden. 2. Allemann, 0.508 Sekunden zurück. 3. Ivan Ammann (CH), 0.877. – Final: 1. Bättig, 19 Runden. 2. Aloïs Girardet (CH), Energy Corse, 0.602 Sekunden zurück. 3. Allemann 0.658. – 14 Fahrer gestartet und klassiert.
OK-Senioren. Rennen 1: 1. Levi Arn (CH), Birel, 14 Runden. 2. Pascal von Allmen (CH), Birel, 1.344 Sekunden zurück. 3. Jérôme Huber (CH), Tony Kart, 2.500. – Rennen 2: 1. von Allmen, 14 Runden. 2. Samuel Schär (CH), OTK, 2.352 Sekunden zurück. 3. Huber 2.847. – Final: 1. Huber, 19 Runden. 2. von Allmen, 1.590 Sekunden zurück. 3. Lyon Mathur (CH), Tony Kart, 4.952. – 10 Fahrer gestartet und klassiert.