Manchmal muss man stillstehen. Schlicht um wieder zu Atem zu kommen. Bisweilen ist es aber auch das Schicksal, das uns zur Ruhe zwingt. So wie im Fall von Martin Oliver Bürki. Der 38-jährige Berner gewann Ende Juni des vergangenen Jahres nach einer aufreibenden Saison erstmals den Titel in der Schweizer Slalommeisterschaft. Rund ein halbes Jahr später stirbt sein Schwiegervater Christoph Mattmüller. Der Garagist ist in der Schweizer Rennsportszene kein Unbekannter. Es ist klar, dass sich Martin Oliver Bürki, selbst Mechaniker, erstmal um die Familie und die Garage Mattmüller Motorsport in Bolligen BE kümmert. Trotzdem schlucken Fans, als sie das Meisterauto von Bürki auf Facebook zum Verkauf ausgeschrieben sehen. Der schwarze BMW M-Power E33 war in jedem Fahrerlager ein Blickfang, den die Fans gerne unter die Lupe nahmen. «Er ist eine Mischung aus einem BMW E30 und einem E36, deshalb habe ich daraus kurzerhand meine eigene BMW-Baureihe E33 kreiert», verriet Bürki einst der AUTOMOBIL REVUE.
«Ich muss das Auto nicht verkaufen. Aber wenn jemand kommt und wir uns über den Preis einig werden, dann ist der BMW weg», sagt Martin Oliver Bürki. «In diesem Fall hätte ich dann definitiv kein Auto, welches ich in dieser Saison bei Slaloms oder Bergrennen einsetzen könnte.» Kopfzerbrechen bereitet ihm das aber nicht. Es sei aufgrund der jüngsten Ereignisse nicht das Ziel, dieses Jahr den Titel zu verteidigen. «Im Moment sehe ich vor allem für die erste Saisonhälfte schwarz. Mir Renntermine herauszupicken, fällt schwer, weil ich derzeit schlicht zu viel um die Ohren habe. Ich werde die Fahrerlizenz sicher lösen, vielleicht fahre ich trotzdem einmal bei einem Rennen vor. Aber der Aufwand dafür wird minimal sein, nicht so akribisch wie im letzten Jahr», sagt Bürki. Der BMW sei parat, es stünden höchstens ein paar kleine Wartungsarbeiten am Motor an. «Aber es eilt nicht. Mir ist auch klar, dass ich den BMW gegebenenfalls nicht derart am Limit bewegen werde. Ich will ihn ja nicht einschiessen, denn er steht zum Verkauf bereit.»
Es wäre sowieso anders gekommen
Ganz bestimmt wäre es für Bürki aber auch ohne Todesfall in der Familie ein Übergangsjahr in seiner Rennsportkarriere geworden. «Auf Biegen oder Brechen hätte ich den Titel sicher nicht verteidigt. Vielmehr wäre ich in die Saison gestartet, hätte bei zwei, drei Slaloms meine Chancen ausgelotet und mich gegebenenfalls auch schon frühzeitig auf Bergrennen konzentriert», verrät Bürki. Wegen einer Reglementsänderung auf diese Saison hin verändert sich zudem der Titelkampf. Die Anzahl der geschlagenen Gegner in einer Rennkategorie ist nach wie vor von Bedeutung, aber neu fällt auch die Anzahl geschlagener Gegner in der Gesamtrangliste, der Tageswertung, ins Gewicht. Wir erinnern uns: Philipp Egli in einem Formel-3-Dallara und Lukas Eugster in einem Ligier JS53 teilten sich die Tagessiege der letzten zwei Jahre. «Piloten mit weniger Gegnern in ihren Klassen werden nicht mehr so extrem benachteiligt», verspricht sich der Verband Auto Sport Schweiz.