Werner J. Haller | 30.11.2023
Langstrecken-WM Mick Schumacher, der Sohn von Michael Schumacher, debütiert in
der Langstrecken-WM. Dort kam auch die Karriere des Vaters in die Gänge – beim Schweizer Team Sauber.
Die Langstreckenweltmeisterschaft expandiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Mit der Ära der Hypercars und damit günstigerem Motorsport ziehen die Langstrecken-WM und allen voran das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (F) die Hersteller an wie das Licht die Mücken. Toyota, Porsche, Peugeot, Cadillac und sogar Ferrari waren in der abgelaufenen Saison unter anderem mit Hypercars am Start. Für kommendes Jahr gibt es Einstiegspläne von BMW und Lamborghini in die Langstrecken-WM, fest steht, dass Alpine beim Saisonauftakt Anfang März in Katar dabei sein wird.
Zum Fahrerkader des französischen Rennstalls gehört auch Mick Schumacher, hiess es vergangene Woche. Der 24-jährige Deutsche, der in der Schweiz zur Welt kam, sass bei den Testfahrten der Alpine A424 vergangene Woche im spanischen Jerez erstmals hinter dem Lenkrad eines Prototyps. «Ich freue mich darauf, endlich wieder Rennen fahren zu dürfen. Das zurückliegende Jahr war für mich auch schwierig, weil ich in der Formel 1 keine Rennen fahren konnte», meint er auf die Frage der AUTOMOBIL REVUE zum Vertrag mit Alpine in der Langstrecken-WM. Mick Schumacher gewann 2018 die Formel-3-EM und zwei Jahre später den Titel in der FIA Formel 2. 2021 debütierte er in der Formel 1, wo er während zweier Saisons für das Haas-Team fuhr. Der sechste Platz beim Grand Prix von Österreich 2022 blieb aber sein bestes Resultat. Auf dieses Jahr hin kam Schumacher zwar beim grossen Mercedes-Rennstall mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton unter, allerdings nur als Reservepilot.
«Mick hat Erfahrung auf höchstem Niveau. Es ist sein erster
Ausflug in den Langstreckenrennsport, aber sein Enthusiasmus und sein Wille,
sich uns anzuschliessen, sind spürbar. Ich bin sicher, dass er eine
Bereicherung sein wird», sagt Bruno Famin, seit diesem Jahr Vizepräsident von
Alpine Motorsport und zuvor in der Formel 1 bei Peugeot und Alpine tätig. Das
Alpine-Kader für die zwei Hypercars in der WM 2024 setzt sich zusammen aus
Schumacher, Nicolas Lapierre, Matthieu Vaxivière, Charles Milesi, Ferdinand
Habsburg und Paul-Loup Chatin. «Wir verbessern uns mit jedem Test. Die gute
Nachricht ist, dass es bisher keine bösen Überraschungen gab», sagt Famin.
«Die Langstrecken-WM wächst derzeit enorm. Sie ist eine gute Möglichkeit für mich, um zu zeigen, dass ich es noch kann. Und letztlich liebe ich den Motorsport, und ich liebe es, Rennen zu fahren.» Dennoch müsse er diese neuen, im Vergleich zur Formel 1 schwereren Rennwagen, aber auch die unterschiedlichen Rennabläufe im Langstreckenrennsport, beispielsweise mit Fahrerwechseln, erst kennenlernen. Der einzige Bezug von Mick Schumacher zur Langstrecken-WM ist – sein Vater. Bevor Michael Schumacher als siebenmaliger Weltmeister zur Formel-1-Legende wurde, fuhr er unter anderem Langstreckenrennen. Er gehörte 1990 und 1991 mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger zu den jungen Wilden, die beim Mercedes-Team von Sauber mit Sitz in Hinwil ZH unter anderem von Jochen Neerpasch und Jochen Mass betreut wurden. «Papa ist mein Bezug zum Langstreckenrennsport. Ein interessanter Faktor, jetzt, da ich selber in diese Rennserie einsteige», sagt Mick Schumacher.
Zwei entscheidende Gründe
Es habe auch andere Möglichkeiten neben der Langstrecken-WM gegeben, die US-amerikanische Indycar-Meisterschaft zum Beispiel. Zwei Gründe hätten den Ausschlag gegeben, sagt Schumacher: «Einerseits ist es mir wichtig, dass ich weiterhin bei Mercedes bleibe, denn die Formel 1 ist mir wichtig. Andererseits sehe ich mich am ehesten in der Langstrecken-WM.» Die Freude darüber, endlich wieder Rennen fahren zu können, überwiegt. Mick Schumacher betont das im Gespräch immer wieder. «Die Langstrecken-WM ist sicher eine Umstellung. Alpine hat hohe Ansprüche. Ich hoffe, dass ich mit meinen Kenntnissen zu guten Leistungen beitragen kann.» Sorgen macht er sich nicht allzu viele. «Letztlich ist es Rennsport. Und die Essenz des Rennsports ist es, schnell zu fahren.»
Mick Schumacher: Von der Formel 1 in die Langstrecken-WM
Fotos: Alpine, Haas, Mercedes, Sauber