Rallye-SM – Alles auf eine Karte gesetzt

Jean-Claude Schertenleib | 11.07.2024

Rallye Burgund Michaël Burri holte sich bei der Rallye ­Burgund Côte Chalonnaise den ersten Saisonsieg. Der neue Meisterschaftsleader riskierte aber für diesen 
Erfolg ziemlich viel.

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Michaël Burri: Nutzte die prekären Wetterverhätnisse zum ersten Saisonsieg.

Seit dem Auftakt zur Schweizer Rallyemeisterschaft 2024 ist klar, dass nur der Walliser Mike Coppens und der Jurassier Mi­chaël Burri als Titelanwärter in Frage kommen. Denn sie sind die einzigen Piloten, die sich für alle sechs Läufe zur nationalen Meisterschaft eingetragen haben, im Unterschied zum amtierenden Meister Jonathan Hirschi. Zum dritten Lauf der Rallye-SM, zur Internationalen Rallye Burgund Côte Chalonnaise in Frankreich, waren Coppens und Burri punktgleich angereist. Burri hatte aber schon bei der Abreise bei der vorletzten Rallye gemahnt: «Der nächste Sieg gehört mir!» Burri hielt Wort. Damals konnte er allerdings nicht wissen, dass sich die Ereignisse noch vor der Rallye Burgund dramatisch zuspitzen würden.

Kürzere Rallye und sintflutartiger Regen

Ursprünglich war die 33. Rallye Burgund auf zwei Tage, auf Samstag und Sonntag, angesetzt. Weil aber in Frankreich vorgezogene Parlamentswahlen stattfanden, wurden die Wertungsprüfungen am Sonntag abgesagt, weil die Ordnungskräfte anderweitig gebraucht wurden. Die verkürzte Rallye hatte auch auf die Schweizer Meisterschaft Auswirkungen, wie Burri gleich registrierte: «Die Rallye umfasste ursprünglich über 150 Kilometer Wertungsprüfungen, nach der Absage am Sonntag waren es noch deren 105. Was bedeuete, dass es für die Rallye-SM weniger Punkte zu gewinnen gab als bei einer längeren Rallye.»

Nur 13 Teams aus der Schweiz reisten zum Lauf nach Frankreich an, der auch zur französischen Meisterschaft zählte. Die erste von acht Wertungsprüfungen gewann mit Thibault Maret auch gleich ein Schweizer. Mike Coppens riss das Ruder in der zweiten Wertungsprüfung zwar herum, geriet danach aber wie andere Konkurrenten auch in sintflutartige Regenfälle. Die dritte und mit 15.35 Kilometern längste Wertungsprüfung führten deshalb sechs schwächere Rally-3-Autos an, bester R2-Pilot war Burri auf Platz sieben (mit 21.7 Sekunden Rückstand auf die Spitze), Coppens strandete gar nur auf Rang 33 (50.5 s Rückstand). Die kleinen Autos, die spät nach den grossen zur Wertungsprüfung starteten, hatten weitaus bessere Wetterverhältnisse.

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Mike Coppens: «Die Bedingungen waren sehr schwierig.»

«Ich glaube, ich bin noch nie eine Wertungsprüfung bei so viel Regen gefahren», meinte Michaël Burri. «Über eine Distanz von 15 Kilometern gab es Aquaplaning, einmal mussten wir sogar kurz anhalten. Unter diesen Wetterbedingungen gab es bloss zwei Möglichkeiten: Entweder entschied man sich dazu, das Auto sicher nach Hause zu bringen – oder man riskierte etwas mehr als die Konkurrenz und versuchte so, eine Vorentscheidung herbeiführen.» Burri und sein Co-Pilot Gaëtan Aubry entschieden sich für die zweite Möglichkeit. Das zahlte sich aus, mit 30 Sekunden Vorsprung in der Gesamtwertung hielt Burri seinen Konkurrenten Coppens vor den verbleibenden fünf Wertungsprüfungen auf Distanz. «Die Bedingungen waren sehr schwierig», erklärte Coppens. «Die paar Minuten, die ich vor Burri gestartet bin, haben vielleicht auch noch dazu beigetragen, dass wir mehr als 30 Sekunden auf ihn verloren haben.»

Coppens’ eindrückliche Aufholjagd

Die sich abzeichnende Schmach wollte Mike Coppens natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Allein bei der sechsten Wertungsprüfung, erneut der Sainte-Hélène über die 15.35 Kilometer, zog der Schweizer Rallyemeister von 2021 alle Register und holte ein Drittel seines Gesamtrückstandes auf den Leader auf. Burri war schon zu sehr Verwalter. Auf der vorletzten Prüfung war die Rallye aber gelaufen, Coppens verlor 20 Sekunden, weil er eine Hecke traf.

Michaël Burri und sein Co-Pilot Gaëtan Aubry haben mit diesem ersten Saisonsieg die Führung in der Gesamtwertung der Schweizer Rallyemeisterschaft übernommen. Wegen der verkürzten Rallye in Frankreich holten sie aber nur 25 statt der üblichen 32 Punkte. Sie können ihren Vorsprung beim nächsten Lauf zur Rallye-SM Anfang September bei der Internationalen Rallye Mont-Blanc (F) ausbauen. «Eine grosse, eine sehr grosse Herausforderung!», weiss Burri. Zumal dann auch der amtierende Schweizer Meister Jonathan Hirschi wieder am Start stehen wird. Es könnte spektakulär werden. 

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Starker dritter Gesamtrang: Thibault Maret und sein Co-Pilot Kévin Bronner in einem Skoda Fabia Rally 2 Evo.

Resultate

Schweizer Rallyemeisterschaft. Rallye Burgund Côte Chalonnaise (F), 3. Lauf. 8 Wertungsprüfungen (WP), 104.79 km. Gesamtklassement: 1. Michaël Burri/Gaëtan Aubry (CH), Hyundai i20 N Rally 2, 59:12.7 Minuten. 2. Mike Coppens/Christophe Roux (CH), Skoda Fabia Rally 2 Evo, 59:43.8. 3. Thibault Maret/Kévin Bronner (CH/F), Skoda Fabia Rally 2 Evo, 1:00:34.6 Stunden. Ferner: 6. Jonathan Scheidegger/Luc Santonocito (CH), Peugeot 208 T16, 1:03:12.5 Stunden. 8. Gauthier Hotz/Michaël Volluz (CH), Peugeot 208 Rally 4, 1:03:23.1. 34. Jérôme Nanchen/Nathalie Nanchen (CH), Opel Corsa Rally 4, 1:07:44.2. 45. Philippe Broussoux/Florine Kummer (CH), Renault Clio RS Ragnotti, 1:09:13.9. 63. Claude Aebi/Justin Vuffray (CH), Renault Clio RS, 1:12:37.1. 64. Stéphane Schoeni/Loan Schoeni (CH), VW Golf 2 GTI 16V, 1:12:37.8. 70. Stéphane Wälti/Coralie Darras (CH/F), Citroën C2 R2 Max, 1:14:26.3. 79. Clément Piquerez/Mika Zaros (CH), Citroën C2 R2 Max, 1:16:57.4. (inkl. 1:50 Minuten Strafzeit). – Ausfälle: U. a. Stefano Mella/Stefano Tiraboschi (CH/I), Skoda Fabia RS Rally 2 (WP 5); Christian Joye/Agnès Eicher (CH), Citroën Saxo VTS (WP 2); N. Hernandez/M. Maurin (F), Skoda Fabia Rally 2 Evo (WP 7). – 118 Autos gestartet, 86 klassiert.

Kategorien. Junior und Switzerland-Cup: 1. Hotz/Volluz (CH), Peugeot 208 Rally 4, 1:03:23.1.

Wertungsprüfungen (WP). WP 1 (15.04 km): 1. Maret, 8:06.5 Minuten. 2. Hernandez, 0.4 Sekunden zurück. 3. Burri 3.5. – WP 2 (9.66 km): 1. Hernandez, 5:36.1 Minuten. 2. Coppens, 1.5 Sekunden zurück. 3. Burri 3.7. – WP 3 (15.35 km): 1. A. Lafont/E. Collin (F), Renault Clio RS R3T, 8:49.0 Minuten. Ferner: 7. Burri 21.7 Sekunden zurück. – WP 4 (15.04 km): 1. Hernandez, 8:18.7 Minuten. 2. Burri, 1.3 Sekunden zurück. 3. Coppens 3.3. – WP 5 (9.66 km): 1. Hernandez, 5:37.8 Minuten. 2. Coppens, 0.1 Sekunden zurück. 3. Burri 2.1. – WP 6 (15.35 km): 1. Coppens, 8:15.5 Minuten. 2. Burri, 10.7 Sekunden zurück. 3. O. Delaporte/C. Brochot (F), Renault Clio RS R3T, 28.5. – WP 7 (15.04 km): 1. Burri, 7:58.5 Minuten. 2. Maret, 5.3 Sekunden zurück. 3. Coppens 16.8. – WP 8 (9.66 km): 1. Coppens, 5:42.4 Minuten. 2. Burri, 5.2 Sekunden zurück. 3. Maret 12.4.

Nächster Lauf: Rallye Mont-Blanc (F), 5.–7. September 2024.

Fotos: Christophe Cornevaux, Christian Eichenberger

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