Berg-SM – Perspektiven

Werner J. Haller | 19.08.2025

In der Schweizer Bergmeisterschaft ist erst Halbzeit. Dennoch war der Lauf St. Ursanne–Les Rangiers vermeintlich richtungsweisend. Für den einen oder anderen Piloten hat sich die Perspektive geändert.

Faustini myrally ch

Robin Faustini (Foto oben) rast der Konkurrenz gnadenlos davon. Der Aargauer hat seinen Nova-Rennsportwagen im Griff, so sehr, dass er am Wochenende im Jura nebst den Schweizern Gegnern auch jene aus der Berg-Europameisterschaft in die Schranken wies. Schon im Training am Samstag hatte Faustini mit einer Laufzeit von 1:42.5 Minuten für Aufsehen gesorgt – er war damit um über zwei Sekunden schneller als bei seinem zweitbesten Trainingslauf, und er war rund eine halbe Sekunde schneller als bei seinem Sieg im vergangenen Jahr.

Auch der Europameister war chancenlos

«Ich probiere es», hatte Faustini am Sonntag nach dem ersten Lauf mit einem Lächeln gesagt. Er hatte seinen Nova gerade in 1:41.381 Minuten über die fünf Kilometer lange Strecke hinauf geprügelt. Es klappte schliesslich: Die 1:40.589 Minuten bedeuten Schweizer Rekord – der Italiener Christian Merli hält mit 1:39.201 zwar noch die Bestmarke, aber am Wochenende war auch der mehrfache Europameister gegen Faustini chancenlos.

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Robin Faustini: Der Titelverteidiger bei den Rennwagen enteilt der Konkurrenz.

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Marcel Steiner: Der mehrfache Schweizer Bergmeister schaffte mit den Nova sein bisher bestes Resultat.

Zemp Eichenberger

Michel Zemp: Mit dem "kleinen" Norma noch vor Nova-Konkurrenten wie Thomas Amweg und Victor Darbellay.

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Christian Merli: Auch der mehrmalige Europameister war gegen Faustini chancenlos.

«Mehr Nerven kostete mich die Warterei wegen der vielen Unterbrüche. Zwischen meinen zwei Rennläufen lagen an die sieben Stunden», meinte Faustini. Aber die kühlere Abendluft, die angenehmen Lichtverhältnisse zur fortgeschrittenen Stunde hätten sicher auch zur schnellen Laufzeit beigetragen. «Dazu noch ein paar Optimierungen am Auto, ein kühler Kopf und hohe Konzentration – alles kam zusammen, passte. Der letzte Rennlauf war abartig gut!»

In der nationalen Meisterschaft ist Titelverteidiger Faustini der Konkurrenz ebenfalls enteilt. Der Aargauer führt die Wertung der Rennwagen mit 104 Punkten an, bereits 37 Zähler vor Michel Zemp, der beim Bergrennen Les Rangiers hinter Faustini und Ex-Schweizermeister Marcel Steiner Dritter der Schweizer Wertung wurde. Norma-Pilot Zemp verbesserte seine Trainingsbestzeit am Renntag um rund zweieinhalb Sekunden auf 1:45.480 Minuten. «Wenn ich heute nochmals so schnell fahre wie gestern, dann bin ich zufrieden», hatte der Luzerner am Sonntagmorgen noch gemeint.

Der Fahrer ist das Problem

Für Marcel Steiner war der zweite Gesamtrang das bisher beste Resultat nach seinem Umstieg von einem Lobart- in einen Nova-Rennwagen. «Ich gewöhne mich langsam aber sicher an das Auto. Mit dem Rückstand auf Robin nach dem Training war ich zufrieden, aber im Rennen… Mein Problem hier ist der Kleine Susten, die Passage mit den drei letzten Spitzkehren. Das Problem ist aber der Fahrer, nicht das Auto.»

Zwahlen myrally ch

Christoph Zwahlen: Bester Tourenwagenpilot im Kampf um Punkte in der Berg-SM.

Krieg Cornevaux

Danny Krieg: In der Berg-SM neuer Gesamtleader der Tourenwagenwertung.

Wüthrich Cornevaux Eichenberger

Simon Wüthrich: Nach einem Crash sind der Golf und die Titelchance dahin.

Bratschi Meisel myrally ch

Ronnie Bratschi (l.) und Reto Meisel: Die beiden Schweizer fetzten sich in der Berg-Europameisterschaft.

Saisonende für Wüthrich und Burri

In der Tourenwagenmeisterschaft hingegen kam es zu einem Leaderwechsel. Danny Krieg hat in der Zwischenwertung den ersten Platz eingenommen, nachdem Simon Wüthrich in Les Rangiers punktelos blieb – und das auch in der zweiten Saisonhälfte so bleiben wird. Der Berner verunfallte im zweiten Rennlauf schwer. «Mir geht es gut, aber das Herz blutet, weil das Auto Schrott ist.» Weshalb seine Golf-Turbiene eingangs der Grippon-Passage unvermittelt rechts wegscherte und in eine Leitplanke krachte, weiss Wüthrich nicht. «Schon weiter unten musste ich einmal stark korrigieren.» Ein paar Minuten vor dem Rennlauf hatte die Automobil Revue im Städtchen noch mit Wüthrich über den neuen Motor gesprochen, den er vielleicht noch diese Saison testen wollte, «aber vermutlich mache ich es wegen der Titelchance erst nächstes Jahr». So schnell kann sich eine Perspektive verändern. Wüthrich, aber auch Ex-Bergpokalgewinner Stephan Burri, haben nach Unfällen das zu frühe Saisonende bekanntgegeben.

Krieg war in Les Rangiers aber nicht schnellster Tourenwagenpilot. Dieser hiess Christoph Zwahlen. Der Porsche-Haudegen überraschte an diesem Sonntag viele Anwesende. «Ich wollte meine persönliche Bestzeit unterbieten, ich wollte eine Laufzeit von unter 2:10 Minuten schaffen.» Im Training gelang das Zwahlen noch nicht – aber am Renntag knallte er eine 2:07.640 hin! «Im zweiten Durchgang war er über eine Sekunden langsamer – aber diese 2:09.2 Minuten brauchten nach dem Crash von Wüthrich – sorry! – Eier.» Schneller als Zwahlen waren nur zwei Tourenwagen-Schweizer, Ronnie Bratschi und Reto Meisel fuhren aber in der Berg-EM mit. «Mit Bratschi auf dem Podest stehen zu dürfen, ist speziell. Wir steckten früher oft die Köpfe zusammen», meinte der zufriedene Zwahlen.

Ranglisten Berg-SM Les Rangiers 2025

Rangliste Berg-EM Les Rangiers 2025

Fotos: Werner J. Haller, MyRally.ch, Cornevaux, Christian Eichenberger

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