Christian Eichenberger | 27.10.2025
Jonathan Hirschi feierte bei der Rallye International du Valais einen Hattrick. Nach 2023 und 2024 war der Neuenburger auch diesmal nicht zu bezwingen. Der Kampf um den Titel war bereits zugunsten von Mike Coppens entschieden. Die Plätze zwei und drei gingen an Yoan Loeffler und Sensationsmann Mathieu Zurkinden.
Es war ein würdiger Abschluss der Schweizer Motorsportsaison 2025. Wenngleich das Wetter im Wallis bei der 65. Ausgabe der Rallye du Valais sich für einmal nicht von der besten Seite zeigte. Regen und ein Kälteeinbruch auf Samstag machten den Organisatoren am dritten Tag gar einen Strich durch die Rechnung. Die längste Prüfung über den Col des Planches (29.22 km) musste wegen der weissen Pracht auf 18.04 Kilometer verkürzt werden und führte diesmal nur bis zum Col du Lein.
Einer, der sich vom Wetter nicht aus dem Konzept bringen liess, war Jonathan Hirschi. Für den Schweizer Rallye-Meister der Jahre 2022 und 2023 war die Rallye du Valais (RIV) erst die vierte Rallye in diesem Jahr. «Ich musste dieses Jahr etwas kürzer treten», meinte Hirschi. Nichtsdestotrotz hat er die RIV von der vierten Prüfung bis ins Ziel angeführt. Mit drei Bestzeiten am Freitag und vier am Samstag liess der Fahrer des Citroën C3 Rally2 nie etwas anbrennen und feiert seinen dritten Gesamtsieg in Serie. Zählt man den Triumph von 2014 dazu, als Hirschi als Gesamtvierter bester Schweizer war, war die RIV 2025 sein vierter SM-Sieg im Wallis. Für Beifahrerin Charlène Greppin, die Freundin von Bergrennfahrer Joël Volluz, war es eine Premiere.
Papa Verstappen ganz vorne dabei
Hirschis grösster Gegner war Markenkollege Jos Verstappen. Der Niederländer führte die RIV nach der ersten Prüfung am Donnerstagabend noch an. Auch am Freitagmorgen lag er und sein belgischer Beifahrer Renaud Jamoul noch bis zur dritten Prüfung in Führung. «Dafür, dass das erst meine zweite Teilnahme an der Rallye du Valais ist, und ich erst seit drei Jahren Rallyes bestreite, bin ich sehr zufrieden», meinte der Vater des viermaligen Formel-1-Weltmeisters Max Verstappen, der erst kürzlich in Belgien die nationale Rallye-Meisterschaft gewann. Hinter Verstappen sicherten sich Jonathan Michellod/Stéphane Fellay auf einem Skoda Fabia RS Rally2 den dritten Gesamtplatz. Michellod verblüffte als bester Einheimischer mit einer starken Leistung, bedenkt man, dass der junge Familienvater in diesem Jahr bisher nur eine Rallye bestritten hatte: die Rallye Monte Carlo. Die meiste Zeit verlor Michellod auf den verkürzten Pass-Prüfungen. Sonst fuhr er regelmässig unter die Top-5.
Klammert man Verstappen aus, der als Nicht-Schweizer keine SM-Punkte
bekommt, hat Thibault Maret mit seinem französischen Beifahrer Kévin
Bronner das Schweizer Podium vervollständigt. Der junge Skoda-Pilot lag
vor der letzten Prüfung noch auf Rang fünf, sicherte sich das SM-Podium
aber mit einer beherzten Schlussfahrt und einem Minivorsprung von 0.4
Sekunden auf seine Teamkollegen Mike Coppens/Christophe Roux. Das
Walliser Duo stand schon vor ihrer Heimrallye als Schweizer
Rallye-Meister 2025 fest, kam aber am Freitag nicht mit den
Pirelli-Reifen zurecht. «Unter fünf Grad ist der Grip gleich Null»,
meinte Coppens. Und auch Maret rutschte auf den Pirellis herum. «Es
fühlt sich teilweise so an, als würde man mit Sommerreifen auf Schnee
fahren.» Am Samstag besserte sich die Situation etwas, nachdem die
beiden Balbosca-Fahrer auf Michelin-Reifen gewechselt hatten.
Grosse Freude über Vizetitel
Hinter dem Schweizer Meister sicherten sich Nicolas Lathion/Michaël
Volluz (Skoda Fabia Rally2 evo) den sechsten Schlussrang vor Jérémie
Toedtli/Alexandre Chioso (Skoda Fabia RS Rally2). Platz acht ging an Yoan
Loeffler mit seinem französischen Beifahrer Aurélien Chiapello. Für
Loeffler ging es im Wallis um den zweiten Platz in der Gesamtwertung.
Diesen holte er sich souverän. Dementsprechend gross war die Freude über
die Vize-Meisterschaft. «Es war nicht einfach, die richtige Dosierung
zu finden», meinte der Waadtländer. «Auf der einen Seite musste ich
angreifen, auf der anderen Seite auch sicher ins Ziel kommen. Dazu kamen
die schwierigen Bedingungen. Das hat es nicht einfacher gemacht. Umso
mehr freue ich mich, dass wir es geschafft haben.» Hinter Loeffler
rundeten der gewohnt angriffslustige Yohan Surroca mit seinem
französischen Co-Piloten Pierre Blot (Hyundai i20 N Rally2) und der
Jurassier David Erard (mit Beifahrer Quentin Marchand) auf einem Skoda
Fabia RS Rally2 die Top 10 ab. Für Surroca wäre womöglich mehr drin
gelegen. Ein schleichender Plattfuss auf Wertungsprüfung 8 und ein Dreher auf Wertungsprüfung 13
kosteten Zeit.
Die Geschichte der Schweizer Rallye-Meisterschaft 2025 schrieb aber
eindeutig ein anderer: Mathieu Zurkinden. Der 27-jährige Fribourger war
mit seinem Peugeot 208 Rally4 (!) als Gesamtdritter der Schweizer
Meisterschaft angereist. Dass er diesen Platz bis zum Schluss
verteidigen konnte, obwohl er diesmal in der RC4 nur Vierter wurde (der
Sieg ging an Aurélien Devanthéry), grenzt an eine Sensation und beweist,
dass man mit Konstanz und Herzblut auch mit einem «kleinen» Auto
Grosses vollbringen kann. «Eigentlich bin ich kein Fan der RIV», meinte
Zurkinden am Freitagabend. «Es gibt hier einige Einheimische, die die
Strecken einfach besser kennen. Aber ich werde mein Bestes geben. Wer
weiss, vielleicht reicht es ja doch noch.»
«Ich kann es noch gar nicht fassen»
Und wie es reichte! Zurkinden
sicherte sich nicht nur den dritten Gesamtplatz in der Schweizer
Rallye-Meisterschaft, er sicherte sich zusammen mit seinem Co-Piloten
Stéphane Pury auch den Sieg im Schweizer Rallye-Pokal für
hubraumschwächere Fahrzeuge. «Ich kann es noch gar nicht fassen», meinte
der Peugeot-Kutscher. «Wir sind ein kleines Familienteam. Ich hätte nie
gedacht, dass wir es schaffen können. Ein grosses Dankeschön an alle,
die mir zu diesem Erfolg verholfen haben.» Den dritten Platz in der
Meisterschaft sicherte sich Zurkinden trotz Punktegleichheit mit Maret.
In einem solchen Fall wird zugunsten des «kleineren» Autos entschieden.
Die Plätze zwei und drei im Rallye-Pokal gingen an Alphonse Kilchenmann/Aline
Crausaz (Suzuki Swift) respektive Claude Aebi/Justine Vuffray (Renault
Clio).
Schweizer Rallye-Junioren-Meister wurden trotz eines Ausfalls im Wallis Josué Galeuchet/Lea Crelier auf einem Peugeot 206.
Brosy zum Dritten
In der historischen Klasse, der VHC, war es BMW-Pilot Clovis Brosy
(mit Frédéric Erismann), der nach dem Tessin und der Chablais auch den
Sieg bei der «Valais» feiern durfte. Dahinter kamen zwei Porsches ins
Ziel: Nach drei aufeinanderfolgenden Ausfällen belegten Guy Trolliet und
Sébastien Moulin den zweiten Platz auf dem Podium. Eddy und Marion
Tapparel durften mit ihrem dritten Platz über den Sieg im Schweizer Cup
für historische Rallyes 2025 jubeln. Hinter Tapparel belegen Aurélien
Bouchet und Clovis Brosy die Ränge zwei und drei im Gesamtklassement.
In
der Gleichmässigkeitswertung VHRS (für historische Fahrzeuge) sicherten
sich die Seriensieger Dominique und Marylaure Udriot auf ihrem Toyota
Celica einen weiteren Triumph und den Titel.
Resultate (Modern, Historisch)
Fotos: Eichenberger, Cornevaux, Roux