Michael Burri erfuhr im Krankenhaus von Sitten, dass er Schweizer Meister 2024 ist. Als Opfer eines schrecklichen Unfalls kam der Mann aus Prévôtois wie durch ein Wunder mit dem Leben davon. Der Sieg bei der Rallye du Valais ging an den Neuenburger Jonathan Hirschi und seine französische Teamkollegin Mélanie Tandille (Foto, Citroën C3).
Mehr als 80 Teilnehmer, darunter der deutsche Prinz Albert von Thurn und Taxis (Skoda Fabia), aber Jos Verstappen, ehemaliger Formel-1-Pilot und Vater von Weltmeister Max Verstappen, nahmen am Finale der Schweizer Rallye-Meisterschaft, der Rallye du Valais, teil. Auch der Neuenburger Jonathan Hirschi und seine Partnerin Mélanie Tendille (Citroën C3) waren dabei, sie waren am Freitagmorgen noch amtierende Schweizer Meister und Vorjahressieger im Wallis. Ein Team, das sich dieses Jahr für neue Herausforderungen entschieden hat, für die französische Rallye-Asphaltmeisterschaft, der weltweit anspruchsvollsten dieser Kategorie.
Ein kleiner Punkt
Und dann ist da noch diese mehr als erstaunliche Situation zu Beginn des Finallaufs: Nur ein kleiner Punkt trennt Michaël Burri/Gaëtan Aubry (Skoda Fabia Evo) von Mike Coppens/Christophe Roux (ebenfalls Skoda Fabia Evo). Das Duo, das nach der du Valais vor dem anderen liegt, wird gekrönt. Egal, was passiert. Niemand kann sich zu diesem Zeitpunkt der Geschichte vorstellen, dass dieses Rennens, dieses spannende Saisonfinale, zur Horror-Show wird.
Burri legte die erste Bestzeit vor und schlug Coppens um 35 Hundertstelsekunden zwischen Ayent und Arbaz. Hirschi verlor 2.65 Sekunden, übernahm aber die Führung nach der nächsten Wertungsprüfung, den 16.12 Kilometern zwischen Bramois und Saint-Martin. Auf der dritten Wertungsprüfung war Coppens an der Reihe, aber auch er konnte sich nicht entscheidend von den Konkurrenten absetzen. Im Ziel der vierten von zwölf Wertungsprüfungen trennten Coppens, Burri und Hirschi keine einzige Sekunden – unglaublich!In der Gesamtwertung lag Von Thurn und Taxis bereits 25 Sekunden zurück, Jonathan Michellod gar deren 30.
Dreikampf zu Beginn der Rallye du Valais: Jonathan Hirschi und seine Copilotin Mélanie Tandille.
Dreikampf zu Beginn der Rallye du Valais: Mike Coppens
Dreikampf zu Beginn der Rallye du Valais: Michaël Burri
Dann machte Coppens einen Fehler: „Der Schaden beträgt rund 10'000 Franken. Es war eine neue Wertungsprüfung bei der Valais, auf einer breiten und schnellen Strasse. Ich habe den Streckenaufschrieb
nach der ersten Durchfahrt leicht verändert und einen kleinen Fehler
gemacht: An einer Stelle blieb ich etwas zu lange im fünften Gang, bevor
ich in den vierten Gang wechselte, ich war weder auf der Bremse noch
auf dem Gaspedal, das Auto rutschte weg, ich fand mich im Gras wieder,
drehte mich und landete in einer Mauer. Schade, es war eine tolle
Saison. Jetzt muss ich, bevor ich an die Saison 2025 denke, erst einmal
Lösungen für die Reparatur finden."
Der Schreck
Noch schlimmer traf es einige Minuten später Michaël Burri. Ein
Augenzeuge berichtet: „Mehrere Krankenwagen und zwei Hubschrauber waren
vor Ort, das Auto überschlug sich und blieb mehrere hundert Meter
unterhalb der Strasse im Wald von Saint-Martin liegen.“ Das Rennen wurde
neutralisiert. Am frühen Freitagabend teilte die Organisation mit: „Die
beiden Besatzungsmitglieder wurden ins Spital von Sitten gebracht, sie
sind beide bei Bewusstsein und in einem beruhigenden Zustand“. Olivier
Burri, der Vater von Michaël, der mit dem brandneuen Toyota GR Yaris
Rally 2 startete, meinte Stunden später: „Wir warten auf die Ergebnisse
des CT-Scans...“.
Hinter Sieger Hirschi klassiert: Jaroslaw Koltun
Hinter Sieger Hirschi klassiert: Albert von Thurn und Taxi
Hinter Sieger Hirschi klassiert: Nicolas Lathion
Hinter Sieger Hirschi klassiert: Pascal Perroud
Nach dem Ausfall von Coppens ist Michaël
Burri Schweizer Rallye-Meister. Vor allem aber ist er am Leben, nach
einem Sturz, der von einigen auf fast 700 Meter geschätzt wird. „Uns
geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte Burri junior am
Sonntagnachmittag gegenüber dem Verband Auto Sport Schweiz. “Das Auto
ist völlig zerstört, ich habe ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.
Teamkollege Gaëtan Aubry hat einen Bänderriss im Knöchel.“
Hirschi, der logische Sieger
Der ehemalige Schweizer Meister Jonathan Hirschi war bei der Rallye
du Valais nach den Unfällen von Coppens und Burri der logische Sieger.
Aber auch er blieb nicht gänzlich fehlerlos. Auf der berühmten, sehr
anspruchsvollen Sonderprüfung Les Cols, auf der auch Jonathan Michellod
verunfallte, musste auch Hirschi zaubern.
„Diese Rallye ist immer wunderschön, ich kann nicht genug davon
bekommen. Das Tempo war von Anfang an sehr hoch. Rallye keine exakte
Wissenschaft, man kann sich auf sein Bauchgefühl verlassen, aber es ist
noch besser, wenn der Kopf eingeschaltet ist", meinte Hirschi. Zum
Unfall von Burri hatte er auch eine Meinung: "Die Strasse, an der
Michaël verunfallte, führt zur Mülldeponie von Saint-Martin. Ich
verstehe nicht, warum es an dieser Stelle nicht wenigstens eine
Leitplanke gibt. Man denke nur an eine Mutter, die im Winter dort auf
einer Eisplatte ausrutschen könnte. Aber, Michaël hatte Glück. Als ich
den Hubschrauber gesehen habe, machte ich mir grosse Sorgen.“
Am Ende gewann Jonathan Hirschi mit 1:17.6 Minuten Vorsprung auf den
Polen Jaroslac Koltun (Skoda Fabia) und 1:35.8 Minuten vor Von Thurn und
Taxis. Als Vierte und Fünfte komplettierten die hervorragenden Nicolas
Lathion/Marine Maye und Pascal Perroud/Yannick Roche (beide Skoda Fabia)
das Schweizer Podium.
Prominenter Konkurrent: Jos Verstappen, ehemaliger Formel-1-Pilot und Papa von Weltmeister Max Verstappen.
Olivier Burri: „Das muss 50 oder 60 Überschlägen entsprechen“
Automobil Revue: Olivier Burri (Foto), wie geht es Ihrem Sohn Michaël am Sonntagabend?
Olivier Burri: Wir sind beruhigt. Michaël hat sich einer zweiten Computertomographie unterzogen, die bestätigt, dass es keine Blutung in seinem Gehirn gegeben hat. Er hat natürlich mehrere Prellungen erlitten, der Schock war schrecklich. Copilot Gaëtan Aubry hat neben den gerissenen Bändern auch einen gebrochenen Knöchel.
Wie haben Sie diese Momente erlebt?
Es war schrecklich. Ich war bereits im Ziel der Sonderprüfung. Über das Teamradio, in dem jede Mannschaft mitteilt, dass sie die Prüfung beendet hat, erhielt ich eine Nachricht: „Coppens out, Michaël ist Champion.“ Dann rief mich mein Teamkollege Christophe Roux an, um mir zu gratulieren. Zur gleichen Zeit war Michaël dran, ich verstand aber kein Wort, er konnte noch nicht im Ziel sein. Ich hörte nur Schreie. Es war schrecklich.
Einige sprachen von einem Sturz aus fast 700 Metern Höhe....
Laut Rega erfolgte die Rettung 615 Meter unterhalb der Strasse. Das muss 50 oder 60 Überschlägen entsprechen. Zum Glück hatte er einen Skoda! Ein Skoda ist solide, und der Käfig hielt perfekt stand.
Jeder wusste, dass man an dieser Stelle lieber nicht verunfallen sollte, oder?
Als der Rennleiter mir vor ein paar Wochen die Skizzen dieser Wertungsprüfung zeigte, sagte er: „Da darf man nicht rausfahren!“. Ich antwortete ihm, dass wir solche Stellen kennen, ich hatte sie immer mit „perfekte Aussicht auf das Paradies“ umschrieben. Nun, solche Stellen werden mit einem oder zwei Kreuzen markiert, und man weiss, dass man sich nicht den geringsten Fehler erlauben darf. Und normalerweise kommt man damit durch.
Trotzdem passierte es…
Von Anfang an war der Kampf zwischen Michaël, Mike Coppens und Jonathan Hirschi unglaublich hochstehend. Sie fuhren eine Sekunde pro Kilometer schneller als im letzten Jahr. Gab es eine kleine Unkonzentriertheit bei Michaël, als er mitbekommen hatte, dass Coppens aus der Rallye ausgeschieden und Michaël damit Meister war? Ich weiss es nicht. Ein Zuschauer sagte mir später, dass Michaël etwas weiter oben einen Randstein leicht berührt hatte. War es demnach ein Reifenschaden? Unmöglich zu sagen.