Slalom-SM In Bure feierte Philip Egli seinen 51. Tagessieg
bei einem Slalom zur Schweizer Meisterschaft. Dabei lief es Lukas Eugster so gut. Hoffnungen machten sich aber auch andere.
Lukas Eugster blickte Richtung Zielgerade, als er sich aus dem Cockpit seines Ligier JS 53 schälte. Hielt er Ausschau nach seinem ewigen Gegner Philip Egli, der seinen zweiten und letzten Lauf beim Slalom in Bure JU noch nicht beendet hatte? «Nein, ich bin etwas verwirrt. Mit ist, als fehlte bei einem Tor eine Pylone. Kann das sein?» Am liebsten hätte er gleich einen Blick auf die Videoaufnahmen seiner Fahrt geworfen.
Der verunsicherte Eugster passte nicht ins Bild, zu souverän hatte er die über fünf Kilometer lange und damit längste Strecke im Kalender der diesjährigen Schweizer Slalommeisterschaft gemeistert. Eugster hatte Egli, der zwei Wochen zuvor in Bière VD seinen 50. Tagessieg bei einem Slalom zur Schweizer Meisterschaft gefeiert hatte, im Griff. Beim ersten Trainingslauf in Bure distanzierte Eugster Egli über zwölf Sekunden, nach dem zweiten Trainingslauf waren es 1.24 und nach dem ersten Rennlauf noch 0.478 Sekunden.
Worauf es ankommt
Danach hatte Eugster grinsend gemeint: «Heute läuft es super. Bei den Slaloms zuvor in Frauenfeld und Bière machte ich jeweils im ersten Lauf einen Fehler, weshalb ich im zweiten schnell sein musste, was herausfordernd ist, wenn du gleichzeitig den Lauf fehlerlos hinter dich bringen willst.» Philip Egli, der seine Box auf dem Kasernengelände von Bure neben Eugster aufgestellt hatte, werkelte gelassen am Dallara F393: «Wir haben ja noch einen Rennlauf, auf den kommt es an.»
Nach dem zweiten Rennlauf gratulierte Lukas Eugster
abermals Philip Egli zum Tagessieg. Zum 16. Mal in den 26 Slaloms seit
2019 wurde Eugster nun schon Zweiter hinter Egli. Dieser hatte in Bure
den Sieg mit einer Laufzeit von 2:25.734 Minuten doch noch geholt. Ein
bisschen überall auf der Strecke habe er zugelegt, meinte der Glarner,
aber restlos zufrieden sei er trotzdem nicht: «Zweimal brachte ich den
dritten Gang nicht gleich rein.» Und Eugster? Dessen zweiter Rennlauf
wurde nicht gewertet, die nur scheinbar verschollene Pylone stand im
Schatten: «Ich übersah sie und liess das Tor aus. Aber letztlich war ich
nur eine Zehntelsekunde schneller als im ersten Lauf. Im Kampf gegen
Egli hätte es also nichts genützt.»
«Wie macht er das?»
Auf den letzten Metern um den Sieg gebracht wurden auch
andere Konkurrenten. In der Kategorie Interswiss bis 2000
Kubikzentimeter gratulierte Arnaud Donzé am Ende Stephan Burri. Im Kampf
um den Gesamtsieg bei den Tourenwagen sorgte Christian Bralla bei
vielen Gegnern für ungläubiges Kopfschütteln. «Unglaublich! Wie macht er
das?», hörte man sie im Ziel tuscheln.
Der VW-Scirocco-Pilot Burri lag nach dem ersten
Rennlauf noch 0.7 Sekunden hinter dem VW-Golf-Piloten Donze. «Ich habe
schlecht geschlafen, ich habe Bauchschmerzen, vielleicht bin ich auch zu
nervös. Der erste Lauf missglückte. Ich muss wach werden», hatte Burri
vor der Entscheidung noch gesagt. Um fast drei Sekunden verbesserte er
sich im zweiten Durchgang! Donzé dagegen brachte sich selbst um die
Lorbeeren. «Mein zweiter Rennlauf war schlecht, mir unterlief ein
Torfehler. Dumm gelaufen», meinte er.
«Ja, dieser Sieg überraschte auch mich»
Um fast vier Sekunden schneller war im zweiten Rennlauf
Christian Bralla. Der Fiat-Pilot war als Gesamtsiebter bester
Tourenwagenpilot. Wie beim Slalom zuvor in Bière. Aber beim
Saisonauftakt in Frauenfeld hatte der 19-jährige Matthias Bischofberger
die Nase vorn. «Ja, dieser Sieg überraschte auch mich», meinte er. Mit
seinem Porsche 997 GT3 war für ihn der Tourenwagensieg auch in Bure in
Griffnähe.
Nur ein Porsche-Konkurrent war noch
schneller als der Teenager: Altmeister Christoph Zwahlen. Der 51-jährige
Thurgauer, 2010 und 2012 Schweizer Slalommeister in einem Opel Kadett,
sagte aber schon nach dem ersten Rennlauf: «Im ersten Durchgang läuft es
mir öfter gut, im zweiten dagegen weniger. Ich werde älter.» Bralla
dagegen blieb sichtlich entspannt. Er lachte noch bei einem Telefonat –
bevor er sich zum Sieg aufmachte, mit über zwei Sekunden Vorsprung auf
Bischofberger und über dreieinhalb auf Zwahlen, der noch von Burri
überholt wurde.
1.1 Sekunden trennten 2023 Marcel Maurer als Dritten
vom Tagessieg. Am Wochenende wurde er wieder Dritter, aber es trennten
ihn fast vier Sekunden von Egli. «Ich komme nicht mehr mit, ich werde
wohl alt», meinte Maurer mit einem Schmunzeln. Er wehrte noch den
Angriff von Jungspund Lionel Ryter ab, 0.7 Sekunden lag der Walliser
hinter dem Berner. Wozu Ryter wohl fähig ist, wenn er sich einmal nicht
mit Motorproblemen an seinem Tatuus-Renault herumschlagen muss?
Fünf Fahrer mit Punktemaximum bei Halbzeit
Die Schweizer Slalommeisterschaft hat nach den drei Läufen in Frauenfeld, Bière VD und Bure JU die Halbzeit erreicht. Schon am nächsten Wochenende können beim Doppellauf in Ambri TI Vorentscheidungen fallen. Deshalb der Blick auf die Zwischenrangliste.
Noch fünf Fahrer sind ohne Verlustpunkte, bisher je 60 Zähler (20 pro Kategoriensieg) auf dem Konto haben Christian Bralla (Fiat X1/9, Kategorie E1 bis 2000 cm3), Stephan Burri (VW Scirocco, Interswiss), Jean-François Chariatte (Bild, Fiat X1/9, E1 bis 1600 cm3), Philip Egli (Dallara F393 EPR-7, E2-Singleseater) und Lukas Eugster (Ligier JS 53 Evo 2, E2-Sportcars). Setzen sie in den verbleibenden Läufen in Ambri und Chamblon VD (22./23. Juni) ihre Siegesserien fort, käme jeder dieser Piloten exklusive des Streichresultats auf bestenfalls 100 Zähler. Bisher wurde Meister, wer in seiner Kategorie bei allen Rennen die meisten Gegner schlug. Dieses Jahr hat aber das Gesamtklassement mehr Gewicht als die Kategorie. Insofern würde Egli Meister, weil er als mehrfacher Tagessieger die meisten Gegner hinter sich gelassen hätte. Der bevorstehende Doppellauf wird für Egli zur Bewährungsprobe: In den beiden vergangenen Jahren verlor er jeweils einen Tagessieg an Lukas Eugster.
Die Reglementsanpassung begrüsst der zweifache Schweizer Slalommeister Christoph Zwahlen (2010 und 2012): «Jahrelang hatten nur Tourenwagenpiloten Chancen auf den Titel. Ich finde es nur fair, dass nun auch Formel- oder Sportwagenfahrer eine Chance erhalten.» WHJ
Resultate
Schweizer Slalommeisterschaft. 3. Lauf, Bure JU. Strecke: 5.3 km, 110 Tore. Gesamtklassement: 1. Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, 2:25.734 Minuten (beste Zeit aus zwei Läufen). 2. Lukas Eugster, Ligier JS 53 Evo 2, 2:26.622. 3. Marcel Maurer, Formel Renault, 2:29.687. 4. Lionel Ryter, Tatuus Renault 2.0, 2:30.388. 5. Jeremy Noirat, Norma M20 F, 2:35.883. 6. Stéphane Maréchal, Renault Tatuus FR 2.0, 2:40.764. 7. Christian Bralla, Fiat X1/9, 2:45.742. 8. Joffrey Salomon, Jedi Jedi, 2:46.480. 9. Matthias Bischofberger, Porsche 997 GT3 Cup, 2:47.778. 10. Stephan Burri, VW Scirocco, 2:49.052. 11. Christoph Zwahlen, Porsche 997 GT3 Cup, 2:49.399. 12. Arnaud Donzé, VW Golf HPR, 2:51.306. 13. Antonino Scolaro, Nova NP03, 2:52.900. 14. Jürg Ochsner, Opel Kadett, 2:53.092. 15. Nicolas Cattin, Porsche 991.1 GT3 Cup, 2:53.247. 16. Aramis Cereghetti, BMW M5 E34, 2:54.012. 17. Jean-Paul Chiquita, Porsche GT3 Cup RPM, 2:54.500. 18. Jannis Jeremias, VW Golf, 2:54.892. 19. Jérôme Nicolet, Peugeot 308 Racing Cup, 2:56.667. 20. Thomas Frei, Opel Kadett C, 2:57.636. 21. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 2:58.159. 22. Roger Hürzeler, Opel Kadett C, 2:58.393. 23. Luca Barboni, Renault Clio 3 Cup, 2:58.723. 24. Anthony Gurba, Formel Arcobaleno, 2:58.868. 25. Patrick Vallat, VW Golf 16V, 2:59.081. 26. Jean-Marc Salomon, Ford Fiesta Evo 2, 2:59.364. 27. Hugo Mascaro, BMW E30 323i, 2:59.400. 28. Tom Huwiler, BMW E30 HRT, 2:59.782. 29. Pierre Lovey, Mazda 323, 2:59.961. 30. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 3:00.185. – 101 Fahrer gestartet, 96 klassiert.
Kategorien. Superserie (SS), bis 2000 cm3 (4 Fahrer gestartet): 1. Samuel Weibel, Subaru BRZ, 3:07.219 Minuten. – SS über 2000 cm3 (2): 1. Kevin Vuilleumier, Opel Corsa E OPC, 3:25.441. – SS Competition (2): 1. Alexandre Comby, Porsche Cayman GT4 RS, 3:11.177. – N/ISN/R1 (1): 1. Yan Montavon, Peugeot 206, 3:20.101. – PSA (7): 1. Hanspeter Thöni, Peugeot 106 16V, 3:13.441. 2. Thomas Walther, Citroën Saxo, 3:16.401. 3. Tom Gal, Peugeot 106, 3:18.614. – A/ISA/R2/R3 bis 2000 cm3 (5): 1. Iwan Brantschen, Renault Clio Ragnotti, 3:06.034. 2. Yannik Stampfli, Renault Clio, 3:16.372. 3. Quentin Salomon, Ford Fiesta, 3:19.699. – A/ISA/R2/R3 über 2000 cm3 (1): 1. Jean-Marc Salomon, Ford Fiesta Evo 2, 2:59.364. – Historic (3): 1. Arnaud Biaggi, Opel Kadett C GT/E, 3:16.017. – Interswiss (IS) bis 1400 cm3 (3): 1. Andreas Helm, VW Polo, 3:04.909. – IS bis 1600 cm3 (7): 1. Jannis Jeremias, VW Golf, 2:54.892. 2. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 2:58.159. 3. Marco Hostettler, Honda Civic, 3:09.547. – IS bis 2000 cm3 (18): 1. Stephan Burri, VW Scirocco, 2:49.052. 2. Arnaud Donzé, VW Golf HPR, 2:51.306. 3. Jürg Ochsner, Opel Kadett, 2:53.092. – IS bis 2500 cm3 (2): 1. Michael Zbinden, Opel Kadett GT/E, 3:05.245. – IS über 2500 cm3 (3): 1. Nicolas Cattin, Porsche 991.1 GT3 Cup, 2:53.247. – E1 bis 1400 cm3 (2): 1. Christian Bartlome, VW Polo, 3:03.776. – E1 bis 1600 cm3 (4): 1. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 3:00.185. – E1 bis 2000 cm3 (10): 1. Christian Bralla, Fiat X1/9, 2:45.742. 2. Roger Hürzeler, Opel Kadett C, 2:58.393. 3. Luca Barboni, Renault Clio 3 Cup, 2:58.723. – E1 bis 2500 cm3 (3): 1. Hugo Mascaro, BMW E30 323i, 2:59.400. – E1 bis 3000 cm3 (5): 1. Jérôme Nicolet, Peugeot 308 Racing Cup, 2:56.667. 2. Tom Huwiler, BMW E30 HRT, 2:59.782. 3. Christophe Maréchal, BMW 325i E30, 3:00.978. – E1 über 3000 cm3 (7): 1. Matthias Bischofberger, Porsche 997 GT3 Cup, 2:47.778. 2. Christoph Zwahlen, Porsche 997 GT3 Cup, 2:49.399. 3. Aramis Cereghetti, BMW M5 E34, 2:54.012. – E2 Sportcars (SC) bis 1400 cm3 (2): 1. Michael Chamorel, BRC 2, 3:00.630. – E2 SC bis 2000 cm3 (1): 1. Antonino Scolaro, Nova NP03, 2:52.900. – E2 SC bis 3000 cm3 (2): 1. Lukas Eugster, Ligier JS 53 Evo 2, 2:26.622. – E2 Singleseater (SS) bis 1400 cm3 (3): 1. Joffrey Salomon, Jedi Jedi, 2:46.480. – E2 SS bis 2000 cm3 (4): 1. Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, 2:25.734.
Weitere Wettbewerbe. Suzuki Swiss Racing Cup (13, alle Suzuki Swift Sport): 1. Sandro Fehr, 3:11.035 Minuten. 2. Patrick Flammer, 3:11.883. 3. Reto Steiner, 3:12.350.
Nächste Läufe: Ambri TI, 25./26. Mai 2024 (Doppellauf zur Slalom-SM).