Slalom-SM – Cool, cooler, Philip Egli

Werner J. Haller | 02.05.2024

Slalom-SM In Frauenfeld wurde das Titelrennen eröffnet. Ambitionen auf den Sieg meldeten einige Piloten an, aber Philip Egli wies sie in die Schranken.

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Der 49. Karrieresieg: Philip Egli, Gewinner beim Saisonauftakt der Schweizer Slalommeisterschaft in Frauenfeld.

Schon im ersten Trainingslauf kratzte Lukas Eugster an der Zweiminutenmarke. Von ­einer Fabelzeit schwärmte der Speaker beim Auftakt zur Schweizer Slalommeisterschaft auf der Allmend in Frauenfeld. In 2:00.52 Minuten liess Eugster in seinem Ligier JS53 Evo 2 den seit 2021 3.2 Kilometer langen Kurs hinter sich. Philip Egli in seinem Dallara F393 EPR-7 brauchte bei seinem ersten Trainingsdurchgang genau zwei Sekunden länger. Zurück im Fahrerlager verriet der Glarner: «‹Oha, der Lukas hat einen rausgehauen›, ging es mir durch den Kopf, als ich die Zeit hörte. Aber es geht noch schneller!»

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Der Slalom-Dominator: Philip Egli feiert in Frauenfeld den nunmehr neunten Sieg.

Egli nahm die Kampfansage seines Kumpels mit einem Lächeln hin – im letzten Jahr hatte er gleichenorts schliesslich mit einer Zeit von 2:00.38 Minuten gewonnen. Im zweiten Training knackte Egli schliesslich mit 1:58.53 Minuten die Zwei-
minutenmarke. Diese Zeit unterbot der Glarner im Rennen nicht mehr, war aber in beiden Rennläufen der einzige Pilot, der unter zwei Minuten blieb. In neuer Rekordzeit von 1:58.87 Minuten holte Egli in Frauenfeld den neunten Erfolg in Serie, den 49. Tagessieg insgesamt bei einem Lauf zur Schweizer Slalommeisterschaft. «Das war ein perfekter Saisonstart. Viel besser geht es nicht, denn meine Zeiten waren ja recht nahe beieinander», meinte der Slalom-Dominator.

Neue Titelkandidaten

Der perfekte Saisonstart kommt Egli gelegen. Dieses Jahr will er nicht nur um Tagessiege kämpfen – er will den Titel (s. AR 17/2024). Bisher war das aber aufgrund des sportlichen Reglements nicht möglich, doch der Verband Auto Sport Schweiz (ASS) passte dieses auf die neue Saison hin an. Erstes Kriterium bleibt das Streichresultat (das schlechteste Ergebnis eines Piloten während der Saison). Entscheidend zum Saisonende ist im Fall von Punktegleichheit mehrerer Piloten neu, wie viele Gegner im Tagesklassement geschlagen wurden. Erst dann entscheidet die Anzahl geschlagener Gegner in der Fahrzeugkategorie. Dieses letzte Kriterium machte es in der Vergangenheit möglich, dass eben nicht Formelpilot Egli, der seit seinem Premierensieg am 13. Oktober 2013 in Ambri TI von 73 Slaloms 49 gewann (67%), Meister wurde, sondern Fahrer in geschlossenen Autos und mit deutlich mehr Gegnern in der eigenen Kategorie.

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Zwei auf dem Vormarsch: Lukas Eugster ist Philip Eglis grösster Konkurrent, der Motor seines Ligier JS53 bekam ein grösseres Luftansaugsystem.

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Zwei auf dem Vormarsch: Lukas Eugster ist Philip Eglis grösster Konkurrent, der Motor seines Ligier JS53 bekam ein grösseres Luftansaugsystem.

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Zwei auf dem Vormarsch: Lionel Ryter fährt erst seine zweite Saison, wird von der Konkurrenz aber sehr gelobt.

Von der neuen Regel will aber auch ein anderer profitieren. Lukas Eugster meinte nach dem ersten und famosen Trainingslauf in Frauenfeld unumwunden und mit breiten Grinsen im Gesicht: «Meister will ich werden!» Der St. Galler war im Training schon 0.7 Sekunden schneller als letztes Jahr im besten Rennlauf in Frauenfeld. Der Kurs auf der Allmend ist eng gesteckt, weshalb Eugster sich in der Vergangenheit wegen seines breiten Ligier-Sportprototyps oft im Nachteil sah. «Aber ich habe mir vorgenommen, meine Fahrlinie anzupassen, nicht mehr allzu schnell auf die Tore hin zu fahren, damit ich die Tore enger nehmen kann», meinte er in Bezug auf seine Trainingszeit. Aber vor allem haben er und sein Team über die Wintermonate kräftig am Ligier herumgeschraubt.

Viel Arbeit über den Winter

Mit dem aufgemotzten Ligier ist Eugster sichtlich zufrieden. «Einerseits haben wir mit dem Fahrwerk experimentiert, andererseits ist das Ansaugsystem neu, die Luftzufuhr zum Motor ist nun wesentlich grösser. Beides funktioniert.» Bloss kam Eugster auch dieses Mal nicht fehlerfrei durch die Tore, nach dem ersten Rennlauf kassierte er deshalb zehn Strafsekunden. Auch in den beiden vergangenen Jahren hatte er in einem der beiden Läufe gepatzt. 1:0 für Egli demnach im Titelkampf? «Ich möchte einmal alle Slaloms in einer Saison gewinnen, das habe ich bisher nicht geschafft – dann könnte es dieses Jahr auch mit dem Titel klappen», hatte Egli vor dem Saisonstart zur Ausgangslage mit neuem Reglement noch gesagt.

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Schnellste Tourenwagen: Matthias Bischofberger...

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...schnappte den Sieg überraschend Christian Bralla weg.

Auch der Glarner kann bei den verbleibenden fünf Slaloms zur Meisterschaft noch verlieren und Punkte einbüssen. Eugster hatte in den beiden letzten Jahren mindestens einen der zwei Läufe in Ambri TI gewonnen. Zudem fehlte in Frauenfeld auch Marcel Maurer, der Motor seines Formel Renault war defekt. Dafür heizte Lionel Ryter in einem Tatuus-Renault den Kronfavoriten ein. Der Walliser wurde in Frauenfeld hinter Egli und Eugster erstmals Dritter, er fährt erst seine zweite Saison, doch die Loblieder auf das Talent ertönten schon vergangene Saison. «Ich will die Junior-Meisterschaft bei Slaloms und am Berg gewinnen», sagt Ryter.

Drunter und drüber

Und schliesslich ist da ja auch noch die Tourenwagenkonkurrenz. Allen voran Stephan Burri, der Bergpokalsieger und Gewinner der Interswiss-Trophy 2023. Der Scirocco-Pilot verpasste 2023 den Titel in der Slalom-SM hauchdünn, weil er bei einem der zwei Ambri-Rennen einmal Zweiter war. Burri gewann in Frauenfeld zwar trotz Schaltproblemen die Klasse Interswiss bis zwei Liter, das grösste Feld an diesem Tag, er hat im Titelkampf unter anderen auch Teamkollege Jannis Jeremias auf der Rechnung. Bloss musste sich der Polo-Pilot in der Klasse Interswiss bis 1.6 Liter von Christophe Oulevay in einem VW Scirocco geschlagen geben. Schnellster Tourenwagenpilot auf Gesamtrang vier war überraschend der erst 19-jährige Lokalmatador und Porsche-Pilot Matthias Bischofberger, der den favorisierten Christian Bralla in einem Fiat X 1/9 hinter sich verwies. Es geht drunter und drüber schon zu Beginn der Slalom-SM.

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Weitere Sieger: Stephan Burri schlug in seiner Klasse die meisten Gegner.

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Weitere Sieger: Jean-François Chariatte ist der Bürki-Erbe in der Klasse E1 bis 1.6 Liter.

Und was ist eigentlich mit den Slalommeistern? Martin Bürki wandte sich Ende 2023 von der SM ab, der Sieg im Jahr eins nach dem Abgang des neunfachen Schweizer Meister in der E1 bis 1.6 Liter – der Bürki-Klasse – gelang Jean-François Chariatte. Und in der E1 bis drei Liter sprang Hermann Bollhalder für Titelverteidiger Martin Oliver Bürki, der seinen BMW verkaufen will, ein.

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Hoch gehandelt: Jannis Jeremias musste den Sieg in der Klasse IS bis 1.6 Liter...

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...Christophe Oulevay überlassen.

Die andere Zukunft des Suzuki-Cups

Der Suzuki Swiss Racing Cup ist der grösste Markencup der Schweiz. Beim Saisonauftakt in Frauenfeld standen 14 Fahrer am Start. Als der Markenpokal von Suzuki Schweiz beim Slalom in Interlaken BE 2019 lanciert wurde, waren es aber noch 39 Fahrer, darunter auch der Schwinger Remo Käser. Die Idee von Suzuki war es, mit dem Cup zu zeigen, dass man sich mit einem seriengefertigten Swift Sport gemütlich durch den Alltag bewegen, aber ebenso bei Rennen flott Gas geben kann. Nachdem der Cup seit 2022 für Swift Sport mit Hybridmotoren ausgeschrieben ist, ist das Ende der Promotionstournee absehbar, weil Suzuki keine Swift Sport mehr baut. «2025 wird es den Cup wie bisher sicher nicht mehr geben, weil das Auto in dieser Form nicht mehr gebaut wird», sagt Karl Flammer, Suzuki-Händler in Glarus und «Cup-Papa».

Den Suzuki-Cup in der Schweiz gebe es seit 14 Jahren, sagt Flammer, «aber nicht immer war er ein offizieller Cup wie heute, wo er von Emil Frey und Suzuki Schweiz getragen wird, Ich muss Suzuki wirklich ein Lob aussprechen». Eine Zukunft für den Markenpokal könne es durchaus geben, sagt Flammer. «Es ist vorstellbar, dass einige Fahrer weitermachen. Sie könnten ihre Autos dann beispielsweise mit einem Überrollkäfig ausstatten, so könnten sie auch bei Bergrennen starten. Denn sind wir kein offizieller Cup mehr, dürfen die Fahrer an die Autos Hand anlegen.» Suzuki Schweiz würde zwar auch in Zukunft Unterstützung anbieten, sagt Flammer weiter, «ganz einfach, weil der Rennsport mit guten Fotos tolle Werbung ist. Aber die Organisation der Rennklasse und alles darum herum müsste jemand anderes übernehmen. Wir klären das nun ab.»

Am Wochenende in Frauenfeld setzte Sandro Fehr ein Zeichen. Der Titelverteidiger gewann den ersten von sechs Läufen zum letzten offiziellen Suzuki Swiss Racing Cup. WHJ

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Resultate

Schweizer Slalommeisterschaft. 1. Lauf, Frauenfeld, Allmend. Strecke: 3.2 km, 49 Tore. Gesamtklassement: 1. Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, 1:58.87 Minuten (Bestzeit aus zwei Läufen). 2. Lukas Eugster, Ligier JS53 Evo 2, 2:01.23. 3. Lionel Ryter, Tatuus-Renault, 2:03.46. 4. Matthias Bischofberger, Porsche, 2:10.87. 5. Christian Bralla, Fiat X 1/9, 2:11.92. 6. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 2:12.35. 7. Stéphane Maréchal, Renault-Tatuus, 2:12.37. 8. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 2:13.94. 9. Stephan Burri, VW Scirocco, 2:14.18. 10. Manuel Santonastaso, BMW 320 E21, 2:14.92. 11. Christoph Zwahlen, Porsche 911, 2:15.19. 12. Willi Jenni, Porsche 997 GT3 Cup, 2:15.23. 13. Jean-Paul Chiquita, Porsche 997 GT3 Cup, 2:15.65. 14. Danny Krieg, VW Golf Rally, 2:15.82. 15. Jürg Ochsner, Opel Kadett C, 2:15.95. 16. Marco Geering, Opel Kadett C GT/E, 2:15.99. 17. Arnaud Donzé, VW Golf, 2:16.12. 18. Thomas Frei, Opel Kadett C, 2:16.62. 19. Nicola Roberto, Peugeot 205, 2:16.99. 20. Ferdi Waldvogel, BMW M3, 2:17.09. 21. René Tschirky, Opel Kadett C, 2:17.13. 22. Anthony Gurba, Formel Arcobaleno, 2:17.59. 23. René Leutenegger, Opel Kadett C, 2:17.81. 24. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 2:18.61. 25. Aramis Cereghetti, BMW M5 E34, 2:18.62. – 128 Fahrer gestartet, 127 klassiert.

Kategorien. Superserie (SS) bis 2000 cm3 (5 Fahrer klassiert): 1. Samuel Weibel, Subaru BRZ, 2:31.75. 2. Hans­peter Tschumi, Honda Civic Type R, 2:34.82. 3. Jürg Friedli, Subaru BRZ, 2:38.56. – SS über 2000 cm3 (3): 1. Kevin Lattion, Porsche GT4 RS, 2:22.28. – Gruppe N (5): 1. Hanspeter Thöni, Peugeot 106, 2:31.49. 2. Thomas Walther, Citroën Saxo, 2:31.68. 3. Tom Gal, Peugeot 106 S16, 2:33.88. – A/ISA/R2/R3 bis 2000 cm3 (3): 1. Iwan Brantschen, Renault Clio Ragnotti, 2:27.40. – K (1): 1. Josef Wüst, Brabham BT16, 2:43.45. – Interswiss (IS) bis 1400 cm3 (7): 1. Andreas Helm, VW Polo 1, 2:20.06. 2. Stephan Moser, Toyota Yaris, 2:21.12. 3. Stefan Schöpfer, Audi 50, 2:25.05. – IS bis 1600 cm3 (11): 1. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 2:18.61. 2. Jannis Jeremias, VW Polo, 2:19.85. 3. Beat Oertig, Peugeot 106 Maxi, 2:22.55. – IS bis 2000 cm3 (22): 1. Stephan Burri, VW Scirocco, 2:14.18. 2. Manuel Santonastaso, BMW 320 E21, 2:14.92. 3. Jürg Ochsner, Opel Kadett C, 2:15.95. – IS bis 2500 cm3 (6): 1. Ferdi Waldvogel, BMW M3, 2:17.09. 2. Michael Zbinden, Opel Kadett GT/E, 2:20.18. 3. Roman Marty, Opel Kadett C, 2:21.17. – IS über 2500 cm3 (3): 1. Jean-Paul Chiquita, Porsche 997 GT3 Cup, 2:15.65. – E1 bis 1400 cm3 (3): 1. Christian Bartlome, Audi 50, 2:18.71. – E1 bis 1600 cm3 (9): 1. Jean-François Chariatte, Fiat X 1/9, 2:20.04. 2. Patrick Eggimann, Peugeot 106 MLP, 2:20.76. 3. Werner Willener, VW Golf, 2:23.98. – E1 bis 2000 cm3 (20): 1. Christian Bralla, Fiat X 1/9, 2:11.92. 2. Danny Krieg, VW Golf Rally, 2:15.82. 3. Nicola Roberto, Peugeot 205, 2:16.99. – E1 bis 3000 cm3 (13): 1. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 2:13.94. 2. Tom Huwiler, BMW E30 HRT, 2:21.59. 3. Reto Wüst, Renault Clio, 2:21.59. – E1 über 3000 cm3 (9): 1. Matthias Bischofberger, Porsche, 2:10.87. 2. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 2:12.35. 3. Christoph Zwahlen, Porsche 911, 2:15.19. – E2 Sportscars (SC) bis 1400 cm3 (2): 1. Michael Chamorel, BRC 02, 2:20.18. – E2 SC über 1400 cm3 (1): 1. Lukas Eugster, Ligier JS53 Evo 2, 2:01.23. – E2 Singleseater (SS) bis 1400 cm3 (2): 1. Anthony Gurba, Formel Arcobaleno, 2:17.59. – E2 SS über 1400 cm3 (3): 1. Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, 1:58.87.

Weitere Wettbewerbe. Suzuki Swiss Racing Cup (14, alle Suzuki Swift Sport Hybrid): 1. Sandro Fehr, 2:32.76. 2. Patrick Flammer, 2:33.23. 3. Rico Thomann, 2:34.31. – Lotus Cup, Klasse 1 (10): 1. Reto Sieber, Lotus Exige Sport 380, 2:19.20. 2. Dino Mark, Lotus Exige 410 Sport, 2:20.26. 3. Giuliano Piccinato, Lotus Exige CR, 2:21.13. – Klasse 2 (4): 1. Dino Wintsch, Lotus Exige, 2:14.31. – Schnupperkategorie (27): 1. Roman Soltermann, Mitsubishi, 2:23.17. 2. Johnny Araujo Ferreira, Audi S3, 2:33.66. 3. Daniel von Ah, Hyundai i20 N, 2:34.32. – Historische Gleichmässigkeitsprüfung (16): 1. Peter Keller, Volvo PV544. 2. Adrian Betschart, Alfa Romeo GT Junior 1300. 3. Andreas Bühler-Gyger, Volvo PV544 Sport.

Nächster Lauf: Bière VD, 4./5. Mai 2024.

Fotos: Werner J. Haller, Peter Wyss

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