Berg-SM – Meisterprüfungen bestanden

Werner J. Haller | 10.09.2024

Der neue Meister Robin Faustini nahm am Gurnigel schon Fahrt auf Richtung 2025, und Bruno Sawatzki (Bild) drehte beim vorletzten Lauf zur Schweizer Bergmeisterschaft den Spiess um.

Sawatzki

Noch bevor Robin Faustini Ende August beim Bergrennen in Oberhallau SH den Titel in der Schweizer Bergmeisterschaft für Rennwagen frühzeitig im Sack hatte, hatte er betont, dass er bereits Richtung nächstes Jahr schaue. Er wolle, so der Aargauer, mit seinem neuen Auto, einem Nova-NP01-Prototypen, Rekorde von Marcel Steiner und Eric Berguerand brechen und so auch zeigen, dass ihm der Titel nicht in den Schoss gefallen sei. Steiner und Berguerand hatten die Berg-SM seit 2010 dominiert und je sechs Titel geholt. Am vergangenen Wochenende beim Bergrennen am Berner Gurnigel mit einer Streckenlänge von dreieinhalb Kilometer holte sich Faustini den Rekord mit einer Laufzeit von 1:38.788 Minuten. Er war damit um über eine halbe Sekunde, genauer um 632 Tausendstelsekunden schneller als Marcel Steiner im Vorjahr.

Motivation für das nächste Jahr

Der entthronte Rekordhalter und Meister war am Gurnigel als Taxifahrer für Fans auch anwesend und staunte nicht schlecht ob der neuen Rekordzeit. Steiner, der sich dieses Jahr von seinem Rennwagenbauer Lobart trennte und deshalb kein Auto hat, meinte: «Ich sehe Robins Rekordfahrt als Motivation für meine Rückkehr im kommenden Jahr.» Der Gesamtsieg am Gurnigel war Faustini dank seiner Rekordfahrt kaum zu nehmen: Im zweiten Rennlauf hatte starker Regen eingesetzt, was zu Verzögerungen führte, weshalb der dritte Rennlauf von der Rennleitung gestrichen wurde. Am Ende hatte Faustini über zehn Sekunden Vorsprung auf den Gesamtzweiten und Markenkollegen Thomas Amweg und über 20 Sekunden auf den Tagesdritten Roland Bossy in einem Tatuus-Formel 2.

Faustini

Robin Faustini: Applaus von den Fans für den Rekord am Gurnigel.

Amweg

Thomas Amweg: Der Gurnigel-Sieger von 2019 wurde Zweiter.

Bossy

Roland Bossy: Dritter der Tageswertung.

Steiner

Marcel Steiner: Enthronter Meister und Rekordhalter.

Einen Rekord stellte am Gurnigel auch Bruno Sawatzki mit einer Laufzeit von 1:59.560 Minuten in der Kategorie Interswiss auf. Der Liechtensteiner brauchte die Bestmarke, um seinen Titel bei den Tourenwagen verteidigen zu können. Der Rekord und die wichtigen Zusatzpunkte waren es, die Sawatzki im zweiten und verregneten Rennlauf «mit der Handbremse im Kopf» fahren liessen. «Ich war zu zurückhaltend, ich hätte sicher fünf Sekunden schneller fahren können», gab Sawatzki zu. Die Klassenkonkurrenz war ihm so noch sehr, sehr nahegekommen.

Den Spiess umgedreht

Vor dem Saisonfinal am kommenden Wochenende beim Bergrennen Châtel-St-Denis–Les Paccots FR hat Sawatzki im Meisterduell mit Roger Schnellmann den Spiess umgedreht. Schnellmann hatte nach dem Rennen in Oberhallau die Zwischenwertung zwar angeführt, mahnte aber schon damals, dass Konkurrent Sawatzki nach dem Gurnigel-Bergrennen wohl neuer Leader sein würde. «Bruno kann dort den Rekord und damit die zwei Zusatzpunkte holen. Ich dagegen werde die Bestmarke von Reto Meisel niemals erreichen», sagte Schnellmann. Der Pilot eines gewaltigen Mitsubishi Lancer Evo 8 J-Spec schaffte am Wochenende eine Laufbestzeit von 1:52.732 Minuten – 2022 hatte Reto Meisel in seinem Meisterjahr den Rekord mit einem Mercedes SLK 340 auf 1:48.840 Minuten gedrückt.

Schnellmann

Roger Schnellmann: Titelkonkurrent von Sawatzki.

Beim bevorstehenden Showdown dieses Wochenende können die Tourenwagen-Meisterkandidaten Sawatzki und Schnellmann auf der seit letztem Jahr verkürzten Strecke neue Klassenrekorde aufstellen. «Ich muss genauso viele Punkte holen wie Roger», weiss Titelverteidiger Sawatzki. «Die Strecke Les Paccots kenne ich nicht, ich bin da nie gefahren. Aber ich denke, sie ist lernbar.» Der Rekord sei möglich, sagt der Porsche-Pilot, auch mit Blick auf letztjährige Laufzeiten von Marken-Konkurrenten wie Frédéric Neff (58.150 Sekunden) und Jean-Paul Chiquita (59.793). Der Tourenwagenmeister hat für die Titelverteidigung nun alle Karten in der Hand.

Geringe Titelchance

Das kann Stephan Burri nicht behaupten. Der Scirocco-Pilot liegt in der Zwischenwertung des Bergpokals für Tourenwagen bis 2000 Kubikzentimeter Hubraum immer noch hinter Jean-François Chariatte zurück. «Aus eigener Kraft kann ich den Titel nicht mehr verteidigen», stellt Burri vor dem Final am Wochenende klar. «Chariatte muss aber gewinnen. Wird er nur Zweiter, reicht es mir, berücksichtig man die Streichresultate zum Saisonende.»

Burri

Stephan Burri: Titelverteidger im Kampf um den Bergpokal.

Chariatte

Jean-François Chariatte: Der nächste Bergpokal-Champion?

Jeremias

Jannis Jeremias: Gewinner des Juniortitels.

Ryter

Lionel Ryter: Im Kampf um den Juniortitel ausgerollt.

Sawatzki und Burri eint dieses Jahr ein Umstand: Sie beide sind Titelverteidiger, 2023 gewann Sawatzki erstmals die Tourenwagenmeisterschaft und Burri den Bergpokal. Die Rolle des Gejagten stellt beide Piloten vor eine Herausforderung. «Ich kam beispielsweise beim Bergrennen Les Rangiers nicht an meine Zeiten aus dem Vorjahr heran, und Burri kämpfte auch, wie er mir sagte», erinnert sich Sawatzki. «Vielleicht ist es so, weil ich in der neuen Rolle des Titelverteidigers bin. Mein grösstes Manko dieses Jahr ist, dass ich nicht so viel Selbstvertrauen habe wie letztes Jahr. Ich hatte schon zu Saisonbeginn gesagt, dass diese neue, nicht vertraute Rolle wohl die grösste Hürde sein wird dieses Jahr.»

Der Juniormeister steht fest


Burri durfte dafür am Wochenende mit seinem Teamkollegen Jannis Jeremias anstossen. Der Berner, der einen VW Polo aus dem Burri-Rennstall fährt, sicherte sich am Gurnigel den Juniortitel. Sein grösster Konkurrent, der Walliser Heisssporn Lionel Ryter, rollte mit seinem Tatuus-Renault 2.0 schon im ersten Rennlauf aus und parkierte neben der Rennstrecke.

Darbellay

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Victor Darbellay, Platz vier.

Danny Krieg VW Golf Rallye

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Danny Krieg, Rang sechs.

Fabien Houlmann Peugeot 205 1

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Fabien Houlmann, Platz sieben.

Dani Fauler VW Golf 20 V 1

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Dani Fauler, Rang acht.

Fleury

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Frédéric Fleury, Platz neun.

Wüthrich

Am Gurnigel auch in den Top Ten: Simon Wüthrich, zehntbester Schweizer am Gurnigel.

Fotos: Werner J. Haller

Resultate

Schweizer Bergmeisterschaft. 6. Lauf, Rüti bei Riggisberg BE, Gurnigel-Bergrennen. Streckenlänge: 3.734 km. Gesamtklassement: 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 3:39.997 Minuten (Total aus zwei Rennläufen). 2. Thomas Amweg, Nova NP01-Helftec Turbo, 3:50.872. 3. Roland Bossy, Tatuus-Formel 2, 4:00.750. 4. Victor Darbellay, Tatuus-FR Evo, 4:02.049. 5. Roger Schnellmann, Mitsubishi Lancer Evo 8-J-Spec, 4:03.015. 6. Danny Krieg, VW Golf Rally Racingline, 4:03.429. 7. Fabien Houlmann, Peugeot 205, 4:08.828. 8. Dani Fauler, VW Golf 20V, 4:10.353. 9. Frédéric Fleury, Dallara, 4:12.137. 10. Hans-Peter Eller, Opel Kadett C Coupé. 4:15.224. 11. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 4:15.620. 12. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 4:16.825. 13. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 4:16.936. 14. Henri Schmidt, Formel Renault 2.0, 4:18.282. 15. Adrian Mürner, VW Golf, 4:18.983. 16. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 4:19.240. 17. Bruno Sawatzki, Porsche 991.1 Cup, 4:19.442. 18. Ruedi Fuhrer, Honda CRX F20, 4:19.474. 19. Christoph Zwahlen, Porsche 911, 4:19.936. 20. Stephan Burri, VW Scirocco, 4:19.963. 21. Kurt Tschirky, Opel Kadett C GTE, 4:20.262. 22. Jannis Jeremias, VW Polo, 4:20.382. 23. Jonas Magnin, Honda Civic Rikli Motorsport, 4:20.953. 24. Michael Kuster, Alfa Romeo Sprint, 4:21.493. 25. Tom Huwiler, BMW E30 HRT 3.0, 4:21.548. 26. Stéphane Maréchal, Renault Tatuus FR 2.0, 4:21.555. 27. Alexandre Comby, Porsche Cayman GT4 RS, 4:22.374. 28. Dominic von Rotz, Audi A4 Quattro, 4:22.512. 29. Romeo Nüssli, Ford Escort Cosworth, 4:24.157. 30. Patrick Rohrbach, BMW E30 24V, 4:24.186. – Ausfälle: U.a. Michel Zemp, Norma M20 FC; Antonio Scolaro, Nova NP03; Lilian Bittel, Renault Tatuus; Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, Lionel Ryter, Tatuus Renault 2.0; Bruno Ianniello, Lancia Delta S4; Martin Oliver Bürki, BMW M-Power E33. – 170 Fahrer gestartet, 145 klassiert.

Kategorien. Superserie (SS) bis 2000 ccm (1 Fahrer gestartet): 1. Sylvain Chariatte, Honda Integra Type R, 4:55.333 Minuten. – SS Competition über 3000 ccm (1): 1. Alexandre Comby, Porsche Cayman GT4 RS, 4:22.374. – A/ISA/R2/R3 bis 2000 ccm (3): 1. Mathias Schläppi, Peugeot 208 R2, 4:44.232. – H bis 2000 ccm (2): 1. Julien Piccina, VW Scirocco, 4:54.481.
E1 bis 1400 ccm (7): 1. Beat Zimmermann, VW Schneider Polo 16V, 4:30.046. 2. Valentin Dähler, Mini Cooper, 4:36.429. 3. Hans Wüthrich, Mini Cooper S, 4:28.351. – E1 bis 1600 ccm (14): 1. Hans-Peter Eller, Opel Kadett C Coupé. 4:15.224. 2. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 4:19.240. 3. Jannis Jeremias, VW Polo, 4:20.382. – E1 bis 2000 ccm (16): 1. Danny Krieg, VW Golf Rally Racingline, 4:03.429. 2. Fabien Houlmann, Peugeot 205, 4:08.828. 3. Dani Fauler, VW Golf 20V, 4:10.353. – E1 bis 2500 ccm (7): 1. Benjamin Nicole, BMW 2002 TI, 4:26.354. 2. Allan Mathey, Opel Kadett GTE, 4:27.482. 3. Steven Chiquita, BMW E30 RPM, 4:29.159. – E1 bis 3000 ccm (11): 1. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 4:16.825. 2. Tom Huwiler, BMW E30 HRT 3.0, 4:21.548. 3. Patrick Rohrbach, BMW E30 24V, 4:24.186. – E1 bis 3500 ccm (11): 1. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 4:15.620. 2. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 4:16.936. 3. Mario Bertocchi, BMW E36, 4:32.024. – E1 über 3500 ccm (8): 1. Roger Schnellmann, Mitsubishi Lancer Evo 8-J-Spec, 4:03.015. 2. Romeo Nüssli, Ford Escort Cosworth, 4:24.157. 3. Werner Schlegel, Mitsubishi Lancer Evo 8, 4:25.480.
Interswiss (IS) bis 1400 ccm (7): 1. Stefan Schöpfer, Audi 50, 4:41.199. 2. Stephan Moser, Toyota Yaris, 4:42.121. 3. Mark Husistein, Toyota Yaris Helftec, 4:43.104. – IS Bis 1600 ccm (9): 1. Speedmaster, VW Polo, 4:30.544. 1. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 4:41.083. 3. Rolf Jungi, 4:42.432. – IS bis 2000 ccm (25): 1. Stephan Burri, VW Scirocco, 4:19.963. 2. Marco Geering, Opel Kadett C GTE, 4:25.178. 3. Patrick Vallat, VW Golf 2, 4:26.877. – IS bis 2500 ccm (10): 1. Christian Knaus, Opel Kadett C, 4:32.654. 2. Daniel Aeschlimann, Opel Kadett C GTE, 4:36.083. 3. Roman Marty, Opel Kadett C GTE, 4:36.730. – IS bis 3500 ccm (3): 1. Dominic von Rotz, Audi A4 Quattro, 4:22512. – IS über 3500 ccm (4): 1. Bruno Sawatzki, Porsche 991.1 Cup, 4:19.442.
TCR über 3000 ccm (3): 1. Michel Widmer, Hyundai i30 TCR, 4:28.271. – Renault Classic Cup (7): 1. Thomas Zürcher, Renault Clio 3 RS Cup, 4:32.635. 2. René Schnidrig, Renault Clio 3 Cup, 4:37.140. 3. Patrick Gerber, Renault Clio 3 RS, 4:39.593. – Renault Classic Cup 4 (1): 1. Daniel Hadorn, Renault Clio 4, 4:29.667.
E2-Silhouette bis 1000 ccm (1): 1. Vincent Caro (B), Tracking RC01B Suzuki, 4:27.712. – E2-Sportscar (SC) bis 2000 ccm (3): 1. Jimmy Froidevaux, Norma M20 F, 4:30.863. – E2-SC über 2000 ccm (2): 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 3:39.977. – E2-Singleseater (SS) bis 1600 ccm (2): 1. Anthony Gurba, Formel Arcobaleno, 4:47.199. – E2-SS bis 2000 ccm (9): 1. Roland Bossy, Tatuus-Formel 2, 4:00.750. 2. Victor Darbellay, Tatuus-FR Evo, 4:02.049. 3. Frédéric Fleury, Dallara, 4:12.137.

Nächster und letzter Lauf: Châtel-St-Denis–Les Paccots FR, 14./15. September 2024.

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