Noch bevor Robin Faustini Ende August beim Bergrennen in Oberhallau SH den Titel in der Schweizer Bergmeisterschaft für Rennwagen frühzeitig im Sack hatte, hatte er betont, dass er bereits Richtung nächstes Jahr schaue. Er wolle, so der Aargauer, mit seinem neuen Auto, einem Nova-NP01-Prototypen, Rekorde von Marcel Steiner und Eric Berguerand brechen und so auch zeigen, dass ihm der Titel nicht in den Schoss gefallen sei. Steiner und Berguerand hatten die Berg-SM seit 2010 dominiert und je sechs Titel geholt. Am vergangenen Wochenende beim Bergrennen am Berner Gurnigel mit einer Streckenlänge von dreieinhalb Kilometer holte sich Faustini den Rekord mit einer Laufzeit von 1:38.788 Minuten. Er war damit um über eine halbe Sekunde, genauer um 632 Tausendstelsekunden schneller als Marcel Steiner im Vorjahr.
Motivation für das nächste Jahr
Der entthronte Rekordhalter und Meister war am Gurnigel als Taxifahrer für Fans auch anwesend und staunte nicht schlecht ob der neuen Rekordzeit. Steiner, der sich dieses Jahr von seinem Rennwagenbauer Lobart trennte und deshalb kein Auto hat, meinte: «Ich sehe Robins Rekordfahrt als Motivation für meine Rückkehr im kommenden Jahr.» Der Gesamtsieg am Gurnigel war Faustini dank seiner Rekordfahrt kaum zu nehmen: Im zweiten Rennlauf hatte starker Regen eingesetzt, was zu Verzögerungen führte, weshalb der dritte Rennlauf von der Rennleitung gestrichen wurde. Am Ende hatte Faustini über zehn Sekunden Vorsprung auf den Gesamtzweiten und Markenkollegen Thomas Amweg und über 20 Sekunden auf den Tagesdritten Roland Bossy in einem Tatuus-Formel 2.
Einen Rekord stellte am Gurnigel auch Bruno Sawatzki mit einer
Laufzeit von 1:59.560 Minuten in der Kategorie Interswiss auf. Der
Liechtensteiner brauchte die Bestmarke, um seinen Titel bei den
Tourenwagen verteidigen zu können. Der Rekord und die wichtigen
Zusatzpunkte waren es, die Sawatzki im zweiten und verregneten Rennlauf
«mit der Handbremse im Kopf» fahren liessen. «Ich war zu zurückhaltend,
ich hätte sicher fünf Sekunden schneller fahren können», gab Sawatzki
zu. Die Klassenkonkurrenz war ihm so noch sehr, sehr nahegekommen.
Den Spiess umgedreht
Vor dem Saisonfinal am kommenden Wochenende beim Bergrennen
Châtel-St-Denis–Les Paccots FR hat Sawatzki im Meisterduell mit Roger
Schnellmann den Spiess umgedreht. Schnellmann hatte nach dem Rennen in
Oberhallau die Zwischenwertung zwar angeführt, mahnte aber schon damals,
dass Konkurrent Sawatzki nach dem Gurnigel-Bergrennen wohl neuer Leader
sein würde. «Bruno kann dort den Rekord und damit die zwei Zusatzpunkte
holen. Ich dagegen werde die Bestmarke von Reto Meisel niemals
erreichen», sagte Schnellmann. Der Pilot eines gewaltigen Mitsubishi
Lancer Evo 8 J-Spec schaffte am Wochenende eine Laufbestzeit von
1:52.732 Minuten – 2022 hatte Reto Meisel in seinem Meisterjahr den
Rekord mit einem Mercedes SLK 340 auf 1:48.840 Minuten gedrückt.
Beim bevorstehenden Showdown dieses Wochenende können die
Tourenwagen-Meisterkandidaten Sawatzki und Schnellmann auf der seit
letztem Jahr verkürzten Strecke neue Klassenrekorde aufstellen. «Ich
muss genauso viele Punkte holen wie Roger», weiss Titelverteidiger
Sawatzki. «Die Strecke Les Paccots kenne ich nicht, ich bin da nie
gefahren. Aber ich denke, sie ist lernbar.» Der Rekord sei möglich, sagt
der Porsche-Pilot, auch mit Blick auf letztjährige Laufzeiten von
Marken-Konkurrenten wie Frédéric Neff (58.150 Sekunden) und Jean-Paul
Chiquita (59.793). Der Tourenwagenmeister hat für die Titelverteidigung
nun alle Karten in der Hand.
Geringe Titelchance
Das kann Stephan Burri nicht behaupten. Der Scirocco-Pilot liegt in
der Zwischenwertung des Bergpokals für Tourenwagen bis 2000
Kubikzentimeter Hubraum immer noch hinter Jean-François Chariatte
zurück. «Aus eigener Kraft kann ich den Titel nicht mehr verteidigen»,
stellt Burri vor dem Final am Wochenende klar. «Chariatte muss aber
gewinnen. Wird er nur Zweiter, reicht es mir, berücksichtig man die
Streichresultate zum Saisonende.»
Sawatzki und Burri eint dieses Jahr ein Umstand: Sie beide sind
Titelverteidiger, 2023 gewann Sawatzki erstmals die
Tourenwagenmeisterschaft und Burri den Bergpokal. Die Rolle des Gejagten
stellt beide Piloten vor eine Herausforderung. «Ich kam beispielsweise
beim Bergrennen Les Rangiers nicht an meine Zeiten aus dem Vorjahr
heran, und Burri kämpfte auch, wie er mir sagte», erinnert sich
Sawatzki. «Vielleicht ist es so, weil ich in der neuen Rolle des
Titelverteidigers bin. Mein grösstes Manko dieses Jahr ist, dass ich
nicht so viel Selbstvertrauen habe wie letztes Jahr. Ich hatte schon zu
Saisonbeginn gesagt, dass diese neue, nicht vertraute Rolle wohl die
grösste Hürde sein wird dieses Jahr.»
Der Juniormeister steht fest
Burri durfte dafür am Wochenende mit seinem Teamkollegen Jannis
Jeremias anstossen. Der Berner, der einen VW Polo aus dem
Burri-Rennstall fährt, sicherte sich am Gurnigel den Juniortitel. Sein
grösster Konkurrent, der Walliser Heisssporn Lionel Ryter, rollte mit
seinem Tatuus-Renault 2.0 schon im ersten Rennlauf aus und parkierte
neben der Rennstrecke.
Resultate
Schweizer Bergmeisterschaft.
6. Lauf, Rüti bei Riggisberg BE, Gurnigel-Bergrennen. Streckenlänge: 3.734 km. Gesamtklassement: 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 3:39.997 Minuten (Total aus zwei Rennläufen). 2. Thomas Amweg, Nova NP01-Helftec Turbo, 3:50.872. 3. Roland Bossy, Tatuus-Formel 2, 4:00.750. 4. Victor Darbellay, Tatuus-FR Evo, 4:02.049. 5. Roger Schnellmann, Mitsubishi Lancer Evo 8-J-Spec, 4:03.015. 6. Danny Krieg, VW Golf Rally Racingline, 4:03.429. 7. Fabien Houlmann, Peugeot 205, 4:08.828. 8. Dani Fauler, VW Golf 20V, 4:10.353. 9. Frédéric Fleury, Dallara, 4:12.137. 10. Hans-Peter Eller, Opel Kadett C Coupé. 4:15.224. 11. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 4:15.620. 12. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 4:16.825. 13. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 4:16.936. 14. Henri Schmidt, Formel Renault 2.0, 4:18.282. 15. Adrian Mürner, VW Golf, 4:18.983. 16. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 4:19.240. 17. Bruno Sawatzki, Porsche 991.1 Cup, 4:19.442. 18. Ruedi Fuhrer, Honda CRX F20, 4:19.474. 19. Christoph Zwahlen, Porsche 911, 4:19.936. 20. Stephan Burri, VW Scirocco, 4:19.963. 21. Kurt Tschirky, Opel Kadett C GTE, 4:20.262. 22. Jannis Jeremias, VW Polo, 4:20.382. 23. Jonas Magnin, Honda Civic Rikli Motorsport, 4:20.953. 24. Michael Kuster, Alfa Romeo Sprint, 4:21.493. 25. Tom Huwiler, BMW E30 HRT 3.0, 4:21.548. 26. Stéphane Maréchal, Renault Tatuus FR 2.0, 4:21.555. 27. Alexandre Comby, Porsche Cayman GT4 RS, 4:22.374. 28. Dominic von Rotz, Audi A4 Quattro, 4:22.512. 29. Romeo Nüssli, Ford Escort Cosworth, 4:24.157. 30. Patrick Rohrbach, BMW E30 24V, 4:24.186. – Ausfälle: U.a. Michel Zemp, Norma M20 FC; Antonio Scolaro, Nova NP03; Lilian Bittel, Renault Tatuus; Philip Egli, Dallara F393 EPR-7, Lionel Ryter, Tatuus Renault 2.0; Bruno Ianniello, Lancia Delta S4; Martin Oliver Bürki, BMW M-Power E33. – 170 Fahrer gestartet, 145 klassiert.
Kategorien. Superserie (SS) bis 2000 ccm (1 Fahrer gestartet): 1. Sylvain Chariatte, Honda Integra Type R, 4:55.333 Minuten. – SS Competition über 3000 ccm (1): 1. Alexandre Comby, Porsche Cayman GT4 RS, 4:22.374. – A/ISA/R2/R3 bis 2000 ccm (3): 1. Mathias Schläppi, Peugeot 208 R2, 4:44.232. – H bis 2000 ccm (2): 1. Julien Piccina, VW Scirocco, 4:54.481.
E1 bis 1400 ccm (7): 1. Beat Zimmermann, VW Schneider Polo 16V, 4:30.046. 2. Valentin Dähler, Mini Cooper, 4:36.429. 3. Hans Wüthrich, Mini Cooper S, 4:28.351. – E1 bis 1600 ccm (14): 1. Hans-Peter Eller, Opel Kadett C Coupé. 4:15.224. 2. Jean-François Chariatte, Fiat X1/9, 4:19.240. 3. Jannis Jeremias, VW Polo, 4:20.382. – E1 bis 2000 ccm (16): 1. Danny Krieg, VW Golf Rally Racingline, 4:03.429. 2. Fabien Houlmann, Peugeot 205, 4:08.828. 3. Dani Fauler, VW Golf 20V, 4:10.353. – E1 bis 2500 ccm (7): 1. Benjamin Nicole, BMW 2002 TI, 4:26.354. 2. Allan Mathey, Opel Kadett GTE, 4:27.482. 3. Steven Chiquita, BMW E30 RPM, 4:29.159. – E1 bis 3000 ccm (11): 1. Hermann Bollhalder, Opel Speedster Egmo, 4:16.825. 2. Tom Huwiler, BMW E30 HRT 3.0, 4:21.548. 3. Patrick Rohrbach, BMW E30 24V, 4:24.186. – E1 bis 3500 ccm (11): 1. Simon Wüthrich, VW Golf 2 Turbo, 4:15.620. 2. Reto Steiner, Ford Escort Egmo, 4:16.936. 3. Mario Bertocchi, BMW E36, 4:32.024. – E1 über 3500 ccm (8): 1. Roger Schnellmann, Mitsubishi Lancer Evo 8-J-Spec, 4:03.015. 2. Romeo Nüssli, Ford Escort Cosworth, 4:24.157. 3. Werner Schlegel, Mitsubishi Lancer Evo 8, 4:25.480.
Interswiss (IS) bis 1400 ccm (7): 1. Stefan Schöpfer, Audi 50, 4:41.199. 2. Stephan Moser, Toyota Yaris, 4:42.121. 3. Mark Husistein, Toyota Yaris Helftec, 4:43.104. – IS Bis 1600 ccm (9): 1. Speedmaster, VW Polo, 4:30.544. 1. Christophe Oulevay, VW Scirocco, 4:41.083. 3. Rolf Jungi, 4:42.432. – IS bis 2000 ccm (25): 1. Stephan Burri, VW Scirocco, 4:19.963. 2. Marco Geering, Opel Kadett C GTE, 4:25.178. 3. Patrick Vallat, VW Golf 2, 4:26.877. – IS bis 2500 ccm (10): 1. Christian Knaus, Opel Kadett C, 4:32.654. 2. Daniel Aeschlimann, Opel Kadett C GTE, 4:36.083. 3. Roman Marty, Opel Kadett C GTE, 4:36.730. – IS bis 3500 ccm (3): 1. Dominic von Rotz, Audi A4 Quattro, 4:22512. – IS über 3500 ccm (4): 1. Bruno Sawatzki, Porsche 991.1 Cup, 4:19.442.
TCR über 3000 ccm (3): 1. Michel Widmer, Hyundai i30 TCR, 4:28.271. – Renault Classic Cup (7): 1. Thomas Zürcher, Renault Clio 3 RS Cup, 4:32.635. 2. René Schnidrig, Renault Clio 3 Cup, 4:37.140. 3. Patrick Gerber, Renault Clio 3 RS, 4:39.593. – Renault Classic Cup 4 (1): 1. Daniel Hadorn, Renault Clio 4, 4:29.667.
E2-Silhouette bis 1000 ccm (1): 1. Vincent Caro (B), Tracking RC01B Suzuki, 4:27.712. – E2-Sportscar (SC) bis 2000 ccm (3): 1. Jimmy Froidevaux, Norma M20 F, 4:30.863. – E2-SC über 2000 ccm (2): 1. Robin Faustini, Nova NP01-Emap Turbo, 3:39.977. – E2-Singleseater (SS) bis 1600 ccm (2): 1. Anthony Gurba, Formel Arcobaleno, 4:47.199. – E2-SS bis 2000 ccm (9): 1. Roland Bossy, Tatuus-Formel 2, 4:00.750. 2. Victor Darbellay, Tatuus-FR Evo, 4:02.049. 3. Frédéric Fleury, Dallara, 4:12.137.
Nächster und letzter Lauf: Châtel-St-Denis–Les Paccots FR, 14./15. September 2024.