Werner J. Haller | 13.09.2024
Jannis Jeremias ist der erste Juniormeister der neuen Ära. Der Polo-Pilot aus dem Bernbiet hatte ursprünglich ganz andere Pläne.
Beim Bergrennen am Gurnigel vergangenes Wochenende hatte Jannis Jeremias noch die Bergpokal-Wertung im Kopf, als ihm plötzlich Kollegen zum Gewinn des Schweizer Juniortitels gratulierten. Konkurrent Lionel Ryter war im ersten Lauf wegen eines technischen Defekts liegen geblieben. «Plötzlich war mir klar, dass ich das Ding gewonnen hatte», erinnert sich Jeremias. «Das freut mich sehr. Teil des Preises ist es, dass ich nun vom 23. bis 27. Oktober bei den FIA Motorsportgames in Valencia als Slalomfahrer dabei sein darf.»
Der Verband Auto Sport Schweiz hatte die Juniormeisterschaft auf diese Saison hin wieder eingeführt. Zwischen 2017 und 2019 glich sie aber einem Markenpokal, ab diesem Jahr fahren Nachwuchspiloten bis 25 Jahre in Tourenwagen- (bis 2.5 Liter Hubraum) und in Formelklassen (bis 2 Liter) mit. Gewertet wurden in der Junior-Comebacksaison je vier Slaloms und Bergrennen. «Als der Verband diese Meisterschaft Ende des letzten Jahres angekündigt hatte, war für mich sofort klar, dass ich sie gewinnen will», erinnert sich Jeremias.
Punktegleich zum Final
Vor dem finalen Lauf zur Juniormeisterschaft am Gurnigel lag Jannis Jeremias punktgleich mit Lionel Ryter an der Tabellenspitze. Beide hatten sie die zuvor sieben Wertungsläufe in ihren Kategorien gewonnen. Jeremias pilotiert einen VW Polo, Ryter einen Formel Tatuus-Renault 2.0. «Dieses Duell war hart, Lionel ist wie ich sehr ehrgeizig, bisweilen war unser Verhältnis deshalb sogar angespannt», sagt Jeremias.
Sicher ist: Jannis Jeremias ist ein würdiger Juniormeister. Bis 2022
fuhr der Berner noch einen Formel Renault 2.0, und diesen
ausschliesslich bei Slaloms. Vergangenes Jahr wechselte er in den Polo
seines Kumpels Stephan Burri, der seither einen VW Scirocco lenkt. «Auf
diese Saison hin wollte ich zuerst nur die Bergrennen fahren und um den
Bergpokal kämpfen. Als die Juniormeisterschaft wieder ins Leben gerufen
wurde, musste ich über die Bücher», erklärt der Banker, der auch
Weiterbildung betreibt. «Vier Bergrennen der diesjährigen Saison bin ich
zuvor noch nie gefahren.»
Überstunden nach Les Rangiers
Wie ernst es Jeremias mit dem Juniortitel war, zeigt auch, was nach
dem Bergrennen in Les Rangiers passierte. Der Lauf im Jura war für die
Juniormeisterschaft belanglos, spielte aber auf dem Weg zum Titel eine
entscheidende Rolle. «In Les Rangiers hatte ich einen Unfall. Schlecht,
denn eine Woche später fand das Bergrennen Oberhallau statt, ein Lauf
zur Juniormeisterschaft. Das Team und ich hatten während jener Woche
viel Arbeit und kurze Nächte. Am Polo mussten unter anderem der
Unterboden, die Hinterachse und zwei Felgen repariert werden», erinnert
sich Jeremias.
Les Rangiers hatte aber andere Auswirkungen: Der Berner wollte eigentlich auch ein Wörtchen mitreden um den Bergpokal (für Tourenwagen bis 2. Liter Hubraum). Der Nuller im Jura wiegt schwer. «Den Titel kann ich vor dem Finallauf dieses Wochenende in Châtel St. Denis nicht mehr holen. Es wäre schön, wenn ich aber zumindest auf dem Podest stehen könnte und einen Pokal mitnehmen dürfte.» Der Bergpokal ist Jeremias’ grosses Ziel für die kommende Saison.