Mercedes-Forschung: Der Autolack versorgt das Fahrzeug mit Strom

Automobil Revue | 26.11.2024

Ein neuartiger Lack soll Autos in rollende Photovoltaik-Anlagen verwandeln. Bei Mercedes wird intensiv an dieser Technik geforscht.

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Die bisherigen Versuche, mit PV-Modulen auf dem Wagendach beim Fahren und Parken Strom zu erzeugen, waren erfolglos. Zu gering die Erträge im Vergleich zu den Kosten.

Die Entwicklungsabteilung von Mercedes unternimmt jetzt einen neuen Anlauf. Nicht mehr mit herkömmlichen Solarzellen, sondern mit einem Lack, der auf der kompletten Karosserie aufgetragen wird und bei Lichteinfall elektrische Energie erzeugt.

Der Wirkungsgrad liegt laut Mercedes bei über 20 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau von Silizium-Panels.

Die stromproduzierende Paste wird fünf Mikrometer dick auf die Blech- oder Kunststoffteile des E-Autos aufgetragen. Ein Quadratmeter wiegt nur 50 Gramm. Auf diese Fläche kommt noch eine neuartige Farblackierung auf Nanopartikelbasis, die 94 Prozent des Sonnenlichts zur Solarschicht durchlässt.

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Unter idealen Bedingungen kann der Solarlack Strom für 12'000 Kilometer liefern

Die Techniker hoffen auf eine Serienreife in den nächsten Jahren und versprechen sich vom Solarlack erhebliche Vorteile bei Ladekosten, Ladezeit und Reichweite.

Erste Erfahrungen liefert bereits das Experimental-Fahrzeug EQXX mit seinem knapp 1.9 Quadratmeter grossen Solardach. Das produziert im Idealfall über den sonnigen Tag verteilt Strom für 25 Kilometer Wegstrecke.

Auf einem aktuellen Mittelklasse-SUV würden bis zu elf Quadratmeter der neuartigen Solarlack-Beschichtung Platz finden. Diese Fläche könnte etwa in Stuttgart «unter Idealbedingungen Energie für bis zu 12'000 Kilometer im Jahr produzieren», heisst es optimistisch aus den Entwicklungslabors. Wobei klar ist: Der Ertrag hängt entscheidend von geografischer Lage, Sonnenintensität und Beschattung ab.

Die vom Auto in Bewegung oder im Stillstand erzeugte Energie kann direkt zum Fahren verwendet oder in die Hochvolt-Batterie eingespeist werden. Beim Parken an der heimischen Wallbox könnte per Vehicle-to-Home-Technik (V2H) vom Auto erzeugte Energie etwa für Staubsauger und Kühlschrank verwendet oder in den heimischen Stromspeicher eingespeist werden.

Was noch für die Sonnen-Paste spricht: Sie kommt ohne Seltene Erden und Silizium aus, enthält nur ungiftige und problemlos verfügbare Rohstoffe. Dazu ist sie deutlich preiswerter herzustellen als übliche Solarmodule. SP-X/AR

Infografik Solarlack

Fotos: Mercedes-Benz

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