Vielleicht mehr als die grossen Automobilhersteller hat die Renault-Gruppe, die nun durch Alpine im Automobilsport vertreten wird, die Dekarbonisierung zu einer ihrer Prioritäten gemacht. Doch als man dachte, der Hersteller konzentriere sich auf batteriebetriebene Fahrzeuge, überraschte er bei den 6 Stunden von Spa-Francorchamps (B) 2024 mit der Enthüllung des Alpenglow-Projekts.
Alpine: Ein Konzept, das einen Ausblick auf ein Serien-Hypercar gibt
Olivier Derard | 11.07.2024
Ausblick In Spa enthüllte Alpine einen atemberaubenden Prototyp mit Wasserstoffantrieb. Vorgeschmack auf ein Serien-Hypercar, das 2027 auf den Markt kommen soll.
Im Alpenglow-Konzept wird der Wasserstoff in drei zylindrischen 55-Liter-Tanks unter einem Druck von 700 bar gespeichert. Der Motor ist ein Vierzylinder-Turbomotor mit zwei Litern Hubraum und einer Leistung von 250 kW (340 PS).
«Der Alpenglow basiert auf einem Monocoque-Chassis aus Karbon und verfügt über einen Vierzylinder-Turbomotor mit zwei Litern Hubraum und 250 kW», erklärt François Champod, Direktor für Fahrzeuge bei Alpine Racing. Der Ingenieur gibt zwar keinen genauen Wert für das Drehmoment an, erklärt aber, dass es mit dem eines Verbrenners dieser Art vergleichbar sei. Der Verbrennungsmotor verfügt über ein Wassereinspritzsystem, das die Temperatur in der Brennkammer kühlt und teilweise zur Reduzierung der Stickoxid-Emissionen (NOX) beiträgt. In Bezug auf die Leistung nennt die sportliche Tochtergesellschaft des Renault-Konzerns eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h. Was die Reichweite betrifft, so spricht François Champod von einem Wert von rund 100 Kilometern auf der Rennstrecke. Für dieses erste Auto gingen die Ingenieure von einem Format aus, bei dem der Wasserstoff gasförmig gespeichert wird. Das leichte Gas wird in drei zylindrischen 55-Liter-Tanks bei einem Druck von 700 bar gespeichert.
Neue Technik
Zu den Herausforderungen, welche die Wasserstofftechnik mit sich bringt, zählt Champod auch die Temperaturkontrolle der Tanks: «Von den 700 bar, unter denen der Wasserstoff gespeichert wird, muss er mit 40 bar in den Motor geleitet werden, was bedeutet, dass wir den Druck um den Faktor 17.5 reduzieren müssen.» Dies stellt enorme Herausforderungen an den Temperaturabfall. Die Ingenieure müssen auch lernen, mit dem Luft-Wasserstoff-Gemisch umzugehen: Die untere Zündgrenze – also die Konzentration, unterhalb derer das Gemisch nicht entzündlich ist – liegt bei vier Volumenprozent. Die obere Grenze liegt mit 76 Prozent deutlich höher. Mit anderen Worten: Egal, ob das Gemisch mager oder fett ist, es entzündet sich, was nicht ideal ist, wenn man die Zündung genau kontrollieren will. Dies zwingt die Motorenhersteller dazu, die Temperatur des Gemischs und seinen Wassergehalt genau zu kontrollieren. Diese Besonderheit des Wasserstoffs erhöht das Risiko der Entzündung von wasserstoffreichen Wolken, die sich in der Nähe eines Lecks bilden können.
Bruno Famin ist der Direktor von Alpine Motorsports.
Hinter dem neuen Konzept steht das Team des bekannten Designers Anthony Vilain. «Im Vergleich zum nicht fahrenden Alpenglow-Prototyp, der vor anderthalb Jahren in Paris vorgestellt wurde, haben wir ihn in ein zweisitziges Auto umgewandelt. Im Alpenglow-Projekt gibt es zwei Lufteinlässe für die Kühlung und einen Korridor, der den Luftstrom zum Heckflügel leitet. Er ist transparent, um Leichtigkeit zu symbolisieren. All das fügt sich auf eine saubere und elegante Weise ein», erklärte der Designdirektor.
V6-Wasserstoffmotor
Vom grossen Bruder des Alpenglühens, der 2027 in Le Mans antreten wird, sagt Bruno Famin, Direktor von Alpine Motorsports, dass er über einen V6-Motor verfügen werde. Im Gegensatz zum Vierzylindermotor, der im Konzept verwendet wird und der von Benzin auf Wasserstoff umgestellt wurde, ist dieser Motor von Anfang an für den Betrieb mit Wasserstoff ausgelegt. Bei der Enthüllung des Konzepts in Spa sagte Bruno Famin auch, dass Alpine «an flüssigen Speicherlösungen» arbeite. «Das stellt uns vor neue Herausforderungen, aber diese Lösung wird uns eine grössere Reichweite ermöglichen», sagte Champod. Bruno Famin verrät noch ein letztes Detail über das Projekt: «Wir halten diese Technologie für vielversprechend, nicht nur für Rennwagen, sondern auch für Strassenfahrzeuge.» Diese Aussage ist ernst zu nehmen, denn laut dem stets gut informierten Alpine-Fachmedium «Les Alpinistes» plant die Renault-Gruppe, den Wasserstoff-Rennwagen, der 2027 in Le Mans vorgestellt werden soll, in Serie zu produzieren. Natürlich muss dies noch bestätigt werden, aber es wäre schon aussergewöhnlich.
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