JAC e-JS1: Unterdurchschnittlich – und deswegen gut
AR-Testteam | 22.02.2024
Reduziert Viele bräuchten eigentlich gar nicht viel. Ausser Mobilität – ohne Schnickschnack. Der JAC e-JS1 bietet genau das.
Wie viel Auto braucht es? Um das Grundmobilitätsbedürfnis abzudecken, eigentlich nicht so viel. Der Durchschnitts-Schweizer fährt rund 30 Kilometer am Tag, ein Schweizer Durchschnitts-Auto ist mit 1.6 Personen belegt. Weil Durchschnitt kaum aussagekräftig ist, weil man im Fall der Fälle auch für mehr Personen und längere Strecken gerüstet sein will, kauft der Schweizer dann doch ein grosses Auto mit kräftigem Verbrennungsmotor – mit Allradantrieb, falls es doch einmal noch in die Berge geht im Winter. 211 PS hat ein durchschnittlicher Schweizer Neuwagen, und er kostet etwas über 50 000 Franken, Zusatzausstattungen nicht eingerechnet.
Aber Durchschnitt bedeutet eben auch: Viele kommen mit viel weniger klar, könnten auch einen elektrischen Kleinwagen fahren, der weniger kostet. Und täten das vielleicht sogar gerne. Aber das ist die Krux, denn günstige E-Kleinwagen gibt es hierzulande so gut wie gar nicht, mal abgesehen vom Mini-SUV Dacia Spring. In die Bresche springt Auto Kunz mit dem JAC e-JS1. Der Aargauer Importeur hat den chinesischen Kleinwagen wie schon die beiden SUV e-S2 und e-JS4 für den Schweizer Markt angepasst und homologiert.
Für Kurzstreckenfahrer
Was für viele zu klein ist, dürfte für viele auch genau richtig sein. Mit einer Länge von 3.65 Metern gehört der e-JS1 zu den kleinsten Autos auf dem Markt, bewegt sich in der Grössenordnung eines Toyota Aygo und bietet trotzdem Platz für fünf Personen. Der Raum auf den vorderen Sitzen ist ausreichend dimensioniert, sodass auch Menschen von 1.85 Metern Grösse ohne Verrenkungen sitzen können. Auf der Rückbank wird es dann natürlich ziemlich eng, zur Not aber geht auch das. Mit zwei oder sogar drei Kindern sowieso. Wer die Rückbank hauptsächlich als Ablage für Tasche und Mantel nutzt, hat erst recht kein Problem.
Der Kofferraum fasst 140 Liter unter der Hutablage. Die Rückbank lässt sich umklappen, dann sind es bis zu 400 Liter Volumen. Damit ist der JAC e-JS1 natürlich kein Lademeister. Aber für den Wocheneinkauf reicht das problemlos aus, der Kleinwagen hat genau die richtige Grösse für alle, die mit ihrem Auto nur zum Einkaufen und zurück fahren. Oder für Spitex-Mitarbeiter, die damit in den sowieso viel zu engen Städten unterwegs sind.
Der e-JS1 ist also perfekt geeignet für Wenig- beziehungsweise Kurzstreckenfahrer. Genau dafür ist auch der Elektroantrieb die richtige Wahl und viel besser geeignet als ein Verbrennungsmotor. Bis zu 330 Kilometer soll die Reichweite nach WLTP im Eco-Modus betragen, im Normal-Modus sind es immer noch 280 Kilometer. Bei einer Batteriekapazität von 31.4 kWh entspricht das einem Verbrauch von weniger als 10 kWh/100 km. Das scheint allerdings gar optimistisch gerechnet zu sein. Auf der AR-Normrunde lag der Stromverbrauch bei 14.8 kWh/100 km – das ergäbe 212 Kilometer Reichweite. Die höheren Geschwindigkeiten zehren an der Batterie, wer mit dem Auto nur in der Stadt unterwegs ist, wird nicht allzu oft an der Dose hängen.
Standardmässig ist der e-JS1 mit einem Wechselstromanschluss und einem Onboard-Charger mit 4.5 kW Ladeleistung ausgestattet. Eine Vollladung dauert rund fünf Stunden. Für Gelegenheitsfahrer ist das schon fast ausreichend, optional bietet der Hersteller auch einen Gleichstromanschluss, der mit bis zu 25 kW lädt. Der Batteriestand ist damit nach rund 40 Minuten wieder auf 80 Prozent. Der Aufpreis für den CCS-Gleichstromanschluss beträgt moderate 1000 Franken. Wer das Risiko nicht eingehen will, stundenlang an einer Ladestation zu stranden, bestellt diesen gleich mit.
Der Innenraum des JAC e-JS1 ist einfach gehalten. Das schwarze Hartplastik wird durch helle Zierelemente aufgelockert. Der Tempomat ist Serie, für die Navigation wird das Smartphone verbunden.
Ohnehin gehört der e-JS1 mit einem Preis von 16 989 Franken zu den günstigsten Neuwagen auf dem Markt. Erst recht, wenn man die Auswahl auf Elektroautos einschränkt. Wobei das mit der Verfügbarkeit so eine Sache ist, denn aktuell hat Auto Kunz kaum Fahrzeuge an Lager. Wer auf seinen e-JS1 warten kann, kann ihn auch als Neuwagen bestellen, das extravagante Pink unseres Testwagens gibt es dann allerdings nicht, sondern bloss Schwarz, Weiss und Grau. Diese sind mit einem Preis von 17 689 Franken minimal teurer. Teure Optionen gibt es keine, das einzige, was extra kostet, ist der erwähnte DC-Anschluss.
Was es braucht, ist drin
Der Innenraum ist ansprechend gemacht. Klar, dem Preis entsprechend gibt es viel Hartplastik und Sitze aus Kunstleder, die aber dank heller Stoffeinlagen in den Sitzwangen und der Lehne optisch etwas hermachen. Das schwarze Interieur wird durch helle Elemente aufgelockert, deren etwas extravagante Farbe man als Roségold bezeichnen könnte. Damit ist der kleinste JAC auch der hübscheste in der Modellpalette.
Ein integriertes Navigationssystem gibt es nicht, dafür hat man heute das Handy. Dieses lässt sich per Kabel verbinden, dann hat das System dank Android Auto und Apple Carplay auch ein Navi. Ist das eine billige Lösung? Vielleicht, aber es sei daran erinnert, dass auch ein 400 000 Franken teurer Ferrari ohne eigenes Navi ausgeliefert wird und sich ausschliesslich auf die Konnektivität von Smartphones verlässt. Wenn ein hochmoderner Luxussportwagen sich das leisten kann, dann sei es einem günstigen Kleinwagen auch verziehen.
Sogar das kabellose Laden des Smartphones ist möglich, eine Rückfahrkamera ist Serie. Nur DAB kennt man in China nicht, die entsprechenden Empfänger hat Auto Kunz, wie bei allen JAC, nachgerüstet. Die Aktivierung über verschiedene Tastenkombinationen fällt allerdings etwas umständlich aus. Das Infotainmentsystem hängte sich im Test gelegentlich auf, nach einem Neustart lief aber wieder alles wie gehabt. Ärgerlich ist es trotzdem, vor allem weil die meisten Funktionen über den Infotainmentscreen gesteuert werden, auch die Klimaanlage oder die Aktivierung des Eco-Modus. Bei den Assistenten ist JAC zurückhaltend, ausser einem Tempomaten gibt es nichts. Damit gibt es aber auch nichts was piept und warnt und mitlenkt. Die Verantwortung liegt beim Fahrer.
Mit 45 kW (61 PS) ist der Kleinwagen etwas untermotorisiert. Im Stadtverkehr läuft er ganz gut, die Beschleunigung von 0 auf 50 km/h dauert 4.3 Sekunden, von 0 auf 80 km/h sind es 10.1 Sekunden. Gegen oben geht dem Chinesen dann die Luft aus, bei 102 km/h ist bereits die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Aber eben: Wegen immer mehr Staus und immer mehr 30er-Zonen beträgt die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit auf Schweizer Strassen 37.1 km/h. Da kann der e-JS1 plötzlich überdurchschnittlich sein.
Testfazit
Für viele muss ein Auto weder gross noch leistungsstark noch edel sein. Es muss einfach nur Fahrer und Passagiere von A nach B befördern. Genau das macht der elektrische JAC e-JS1 ganz gut. Alles Nötige ist an Bord, der Platz ist für einen Kleinwagen genügend und die Reichweite im Stadtverkehr grosszügig. Und das zu einem attraktiven Preis von unter 18 000 Franken.
Testergebnis 69/100
Antrieb 12/20
Mit 45 kW (61 PS) ist der JAC e-JS1 nicht übermässig motorisiert, für die Fahrt in der Stadt reicht es aber. Ausserorts und auf der Autobahn wird er dann aber doch eher zum Verkehrshindernis.
Fahrwerk 12/15
Die Lenkung ist leichtgängig, wie sie es für das Rangieren im engen Stadtverkehr sein soll. Das Fahrwerk ist nicht unkomfortabel abgestimmt.
Innenraum 16/25
Der Innenraum des e-JS1 ist dem Preis entsprechend simpel und mit viel Hartplastik gestaltet, Zierelemente hübschen das Interieur auf. Das Platzangebot ist ausreichend, zur Not sogar für vier Personen.
Sicherheit 8/15
Ausser einem Tempomaten gibt es keine Assistenz- und Sicherheitssysteme, die Knautschzonen sind knapp, der Bremsweg aus höheren Geschwindigkeiten doch eher lang.
Budget 21/25
Der JAC e-JS1 punktet mit seinem guten Preis. Für 17 989 Franken ist alles drin, was zu haben ist. Das ist zwar nicht viel, aber es reicht aus für ein kleines Stadtauto für Kurzstreckenfahrer.