Audi Q5 55 TFSI e – Kampf mit dem Alter

AR-Testteam | 11.04.2024

Betagt Wir haben den aktuellen Audi Q5 als Plug-in-Hybrid einem Kurztest unterzogen. Und dabei festgestellt: Auch an einem Audi nagt der Zahn der Zeit unerbittlich.

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Die AR-Leser mit einem sehr guten Gedächtnis erinnern sich vielleicht: Im Sommer 2020 fuhr der Audi Q5 55 TFSI e zum Test vor, ein Plug-in-­Hybrid mit 270 kW (367 PS) Systemleistung und markengerechtem Allradantrieb. Jetzt, knapp vier Jahre später, ist er facegeliftet wieder da (die Überarbeitung liegt aber auch schon wieder drei Jahre zurück). Gleich stark, vergleichbar teuer und auch optisch ziemlich identisch. Trotz neuer Lichtsignaturen vorne wie hinten erkennt man zwischen Alt und Neu keine grossen Unterschiede. Das muss nichts Schlechtes sein. Genauso wenig wie das ebenfalls sehr vergleichbare Interieur, welches, wie man es von Audi kennt, penibel verarbeitet ist. Wie früher verfügt das Cockpit über diverse Tasten und Knöpfe, die in Verbindung mit der MMI-Schnittstelle für ein angenehm-intuitives Bedienerlebnis sorgen. Dazu trägt auch die hervorragende Grafik von Fahrerinformations- und Zentraldisplay bei.

Leicht angestaubt

All diese Vorzüge wurden auch beim Test des Vorfacelifts anno 2020 löblich erwähnt. Was vor knapp vier Jahren galt, ist heute sicher nicht falsch? Nein, ganz und gar nicht. Obwohl der Automatikwählhebel für gegenwärtige Verhältnisse riesig ist (und ein solcher Hebel sowieso eine Seltenheit geworden), der Tempomatregler hinter dem Lenkrad irgendwie 1990er-Charme hat und auch sonst wenig besonders neu oder innovativ wirkt, entpuppt sich der aktuelle Q5 als zeitgemässer Begleiter. Es läuft alles so, wie es soll. Ob Komfort-, Infotainment- oder Assistenzfunktionen, der Ingolstädter steht der Konkurrenz in nichts nach, kann alles, was diese auch kann, und bietet auch fahrwerkseitig mit der serienmässigen adaptiven Luftfederung einen gelungenen Kompromiss aus Sport und Komfort.

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Bekanntes Bild: Der facegeliftete Q5 unterscheidet sich nur in Details vom 2017 lancierten Modell, etwa bei der Lichtsignatur vorne und hinten.

In einem Punkt kann der Plug-in-Hybrid die vielen Jahre auf dem Buckel aber nicht kaschieren, nämlich eben beim Plug-in-Hybridantrieb. Im Vergleich mit dem Testwagen aus dem Sommer 2020 ist er zwar aufgefrischt, hat eine leicht grössere Batterie (14.4 statt 14.1 kWh netto), und der Zweiliter-Direkteinspritzerturbo wurde überarbeitet. Das ändert aber nichts daran, dass das Antriebssystem im Alltag nicht mehr State of the Art ist. Über die eher bescheidenen 62 Kilometer E-Reichweite nach WLTP kann man dabei noch hinwegsehen, über den fehlenden Feinschliff aber nicht. So funktioniert der Übergang vom rein elektrischen zum Hybridmodus teils ziemlich rüpelhaft, teils fällt der Benziner schon beim Start respektive Anfahren mit der Tür ins Auto – deutlich spür- und hörbar. Da fehlt Batteriepuffer.

Zu wenig neu für den Preis


Beim Fahren tritt das verglichen mit modernen Plug-in-Hybridantrieben wenig souveräne Zusammenspiel zwischen Elektro- und Benzinmotor zwar etwas in den Hintergrund, aber das Gefühl, kein neuzeitliches Auto zu steuern, verschwindet nicht mehr. In Anbetracht aller anderen durchaus positiven Qualitäten des Audi Q5 55 TFSI e wäre das kein Problem, aber alte Technik kostet bei Autos – im Gegensatz etwa zu Smartphones – eben auch Jahre nach ihrer Lancierung so viel wie neue. Unser Testwagen kommt brutto auf über 112 000 Franken.

In Sachen Verarbeitung, Materialauswahl und vor allem Bedienung lässt sich dem Audi Q5 trotz seines Alters nichts vorwerfen. Auch das Platzangebot ist immer noch gut. Andere sind nicht unbedingt besser, sie wirken einfach viel moderner.

Testfazit

Ein gutes Auto ist der Q5 55 TFSI e zweifellos, ein sehr gutes sogar. Aber die Hybridtechnik ist etwas ins Alter gekommen, und man muss schon ein sehr grosser Audi-Fan sein, um dafür so viel Geld hinzulegen. Die Händler werden sich dessen bewusst sein – und entsprechend verhandlungsbereit.

Fotos: Vesa Eskola, Text: Simon Tottoli

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