Eines muss man Mazda lassen: Ausgetretene Pfade gehen die Japaner nicht. Downsizing? Fehlanzeige. Weniger Verbrauch durch mehr Hubraum lautet die Maxime für den neuen 3.3-Liter-Diesel. Saugmotor? Macht auch kaum mehr jemand ausser Mazda. Riesige Batterien? Macht man bei Mazda nicht, die Produktion ist zu wenig umweltfreundlich. Und dann eben: Wankel. Gibt es auch wieder bei Mazda. Der MX-30 R-EV vereint gleich einige dieser Antitrends. Ob das Rezept aufgeht? Das ist eine Frage, die sich stellt, denn anders muss ja nicht zwingend immer besser sein. Auf jeden Fall kombiniert der Mazda MX-30 R-EV eine 17.7- kWh-Batterie mit einem kompakten 0.8-Liter-Einscheiben-Wankel zu einem Seriell-Hybrid. Die Räder werden ausschliesslich von einem 125 kW (170 PS) starken Elektromotor angetrieben. Der 55 kW (75 PS) starke Verbrenner dient bloss dazu, die Batterie wieder zu laden und Strom für die E-Maschine bereitzustellen – eine mechanische Verbindung zu den Rädern gibt es nicht.
Mazda Mx-30 R-EV – Immer einzigartig
AR-Testteam | 15.06.2024
R-EV Ein Seriell-Hybrid mit Wankelmotor als Range-Extender ist ein einzigartiges Konzept. Aber kann es auch überzeugen? Der Test des Mazda MX-30 R-EV gibt die Antwort.
Mazda spricht zwar lieber von einem Range-Extender als von einem Plug-in-Hybrid, am Ende ist er aber genau das. Und mit einer durchschnittlichen elektrischen Reichweite von 85 Kilometern auch gar kein schlechter, der kompakte Japaner hängt die Konkurrenz in seinem Segment ab – wenn man das Auto regelmässig zu Hause oder im Büro an den Strom anschliessen kann. Als Langstreckenstromer allerdings taugt Mazdas kleines SUV nicht, dafür ist die Reichweite zu gering und die maximale Ladeleistung zu tief. Bloss bis zu 36 kW Ladeleistung schafft der MX-30 R-EV, was bedeutet, dass die Batterie in 25 Minuten wieder zu 80 Prozent geladen ist. Aber eben, nach 90 Kilometern ist sie auch bereits wieder leer. Dann kommt der Wankel zum Zug – zwar sehr laufruhig, allerdings nicht ganz geräuscharm.
Natürlich, ein Plug-in-Hybrid muss regelmässig geladen werden, damit er seinen Vorteil ausspielen kann. Die Praxis zeigt allerdings, dass nicht alle PHEV-Fahrer das wirklich konsequent machen. Deshalb ist eben auch der Verbrauch mit leerer Batterie relevant – und da zeigt der MX-30 die typische Wankel-Problematik (der Grund, weshalb die Technologie eigentlich als längst begraben galt): seine Ineffizienz. Beim MX-30 beträgt der Verbrauch mit leerer Batterie 9.1 l/100 km. Das ist nicht nur mehr als bei vergleichbaren Hybrid-SUV, sondern auch mehr als bei reinen Benzinern in diesem Segment. Es empfiehlt sich also, die Batterie so oft wie möglich zu laden und den Range-Extender nur im Notfall zu nutzen.
Gewohnt schön
Im Interieur zeigt der MX-30 die Stärke von Mazda: eine einwandfreie Verarbeitung, eine elegante Gestaltung und einzigartige Materialien wie beispielsweise Kork in der Mittelkonsole. Heutzutage auch fast einzigartig: Das Infotainment wird nicht über einen Touchscreen, sondern über den Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole bedient. Für die Klimaanlage gibt es einen zusätzlichen Bildschirm. Die Ausstattung mit Sicherheitssystemen ist umfangreich und reicht von Querverkehrswarnung über Fussgängererkennung bis zum Spurwechselassistenten. Eine elegante Eigenheit bei Mazda: Die Warnmeldung für den toten Winkel wird nicht nur im Aussenspiegel, sondern auch im Head-up-Display angezeigt, sodass man die Meldung sieht, ohne den Blick auf die Strasse zu vernachlässigen. Freestyle-Doors nennt Mazda das Konzept mit den an der C-Säule angeschlagenen hinteren Türen, die einen einfachen Zugang in die, etwas beengte, zweite Reihe ermöglichen.
Der elegant proportionierte MX-30 R-EV kostet 42 400 Franken, 200 Franken weniger als der reine Stromer mit 35.5-kWh-Batterie und 105 kW (145 PS). Die Variante mit Zweiliter-Mildhybrid ist ausschliesslich in Japan erhältlich. Leider – denn vermutlich wäre sie die alltagstauglichste Motorisierung.
Der Wankelmotor ist einzigartig.
Testfazit
Wie von Mazda gewohnt, ist der MX-30 optisch elegant und einwandfrei verarbeitet. Mit einer kleinen Batterie und einem Wankelmotor als Range-Extender setzt der MX-30 R-EV auf ein einzigartiges Konzept – das leider nicht eben mit Sparsamkeit punktet.
Fotos: Kim Hüppin, Text: Ramon Egger
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