Rustikal Mit der neuen Generation des Swift beweist Suzuki, dass man auch heute noch mit klassischen Werten überzeugen kann. Ein sparsamer Motor und simple Ausstattung reichen dazu aus. Solange der Preis stimmt.
Optisch hebt sich die neue Generation des Suzuki Swift durch eine Kante an der Schulterlinie und versetzte hintere Türgriffe vom Vorgänger ab.
Was ist denn da neu? Eigentlich ziemlich vieles, selbst wenn der neue Swift auch in seiner siebten Generation unverkennbar ein Swift ist und sich optisch stark am Vorgänger anlehnt. Evolution statt Revolution lautete das Motto in der Designabteilung. Die kompakte Länge von 3.86 Metern hat er beibehalten, den Radstand von 2.45 Metern ebenso. Auch die hübschen Rundungen der Karosserie sind ihm erhalten geblieben. So sind es vor allem die neuen Scheinwerfer, die auffallen, und die dynamisch gezeichnete Kante an der Schulterlinie, die sich als Verlängerung der Motorhaube bis an die Heckleuchten durchzieht. Ausserdem trägt der kleine Japaner das Logo nicht mehr im Grill, sondern neu oberhalb davon. Und die zuvor in der C-Säule versteckten hinteren Türgriffe sind jetzt wieder konventionell ausgeführt.
Optisch charakteristisch behält der Swift auch weiterhin seine steilen Windschutz- und Heckscheiben bei, was nicht nur eine gute Rundumsicht ermöglicht, sondern auch die Platzausnutzung verbessert. Vor allem auf den hinteren Plätzen ist diese beeindruckend, für einen Kleinwagen zeigt sich der Swift äusserst geräumig. Auch grössere Erwachsene fühlen sich kaum eingeengt, die Beinfreiheit ist ausreichend und die Kopffreiheit grosszügig. Dass ein Fahrzeug in diesem Segment komfortabel Platz bietet für vier Erwachsene ist nicht selbstverständlich. Der Kofferraum fällt mit 265 Litern klassenüblich aus, negativ fallen aber weiterhin die relativ hohe Ladekante und die Stufe in der Ladefläche bei umgeklappter Rückbank auf. Praktisch ist die Ablagefläche auf dem Armaturenbrett vor dem Beifahrer.
Simpler Saugmotor
So weit, so bekannt – wir haben aber Neues versprochen. Und landen damit beim Antrieb. Suzuki hat die Motorenpalette radikal zusammengestrichen, bloss noch eine Motorisierung gibt es im Swift. Und die ist tatsächlich neu, auch wenn es sich im ersten Moment nicht so anhört. Unter der Haube arbeitet nämlich ein 1.2 Liter grosser Dreizylinder-Benziner mit 61 kW (82 PS). Dieselbe Leistung gab es bereits im Vorgänger – damals aber noch aus vier Zylindern. Auf eine Unterstützung durch einen Turbolader verzichtet Suzuki, und eine Direkteinspritzung ist ebenfalls nicht verbaut. Serienmässig wird über ein manuelles Fünfgang-Getriebe geschaltet, optional gibt es ein stufenloses CVT. Das hört sich erst einmal alles sehr archaisch an, aber es funktioniert. Und fühlt sich erfrischend konventionell an. In Zeiten hochgradiger Elektrifizierung sind solche simplen Kleinwagen rar geworden.
Leider, muss man sagen. Denn vielen Kunden reicht ein simpler Kleinwagen aus. Sie brauchen kein SUV mit Hunderten von Newtonmetern Elektro-Drehmoment, sondern bewährte Mechanik und einen vernünftigen Preis. Und genau das bietet der Suzuki Swift. In der Basisversion kostet er 19 990 Franken – und kommt erst noch mit 15-Zoll-Stahlfelgen. Wo findet man heutzutage denn so etwas noch? Diese erfrischende Einfachheit von Suzuki hat ihren ganz eigenen Charme. In der Top-Ausstattungslinie mit dem treffenden Namen Top kostet der Swift knapp 27 000 Franken. Dafür ist dann aber alles enthalten, was das Modell zu bieten hat. Optional sind nur noch Kleinigkeiten wie Fussmatten oder eine Schale für das kabellose Laden des Mobiltelefons. Alles kostet bloss noch wenige Hundert Franken Aufpreis, nicht Zehntausende. Im Test hatten wir die auf 1000 Stück limitierte Sonderausführung First Edition, die sich primär dadurch auszeichnet, dass sie eben die First Edition ist und das mit Schriftzügen an der Seite und am Heck zu Schau stellt. Abgesehen davon bietet sie kaum Mehrwert, wenn man von der neongrünen Spoilerlippe einmal absieht.
Die 82 PS Motorleistung schreien nicht gerade nach purem Fahrspass, aber der Swift bereitet dennoch Freude dank seines gut abgestuften Getriebes. Dazu kommt der praktische Allradantrieb, den es in diesem Segment kaum mehr gibt. Über eine Viskokupplung wird automatisch die Hinterachse zugeschaltet, wenn die Vorderräder an Grip verlieren.
Ein wenig Elektrifizierung gibt es dann doch auch noch. Der Suzuki Swift verfügt über ein 12-Volt-Mildhybridsystem. Ein integrierter Startergenerator verbessert die Effizienz beim Beschleunigen und sorgt während des Schiebebetriebs für Energierückgewinnung in eine unter dem Fahrersitz verbaute Lithium-Ionen-Batterie. Wer sich übrigens für den Swift mit dem stufenlosen CVT-Getriebe anstelle der Handschaltung entscheidet, muss auf den Allradantrieb verzichten.
Sparsamer Kleiner
Um Benzin zu sparen, braucht es nicht viel. Es reicht aus, ein kleines Auto zu fahren, das den alltäglichen Mobilitätsbedarf abdeckt. Im Test verbrauchte der Swift im Durchschnitt 4.6 Liter auf 100 Kilometer, auf der AR-Normrunde 4.3 Liter. Und wer besonders sparsam fährt, bringt den Verbrauch sogar auf unter vier Liter. Die Lenkung des neuen Swift ist präziser und direkter im Vergleich zum Vorgängermodell. Die Fahrwerksabstimmung bleibt direkt, was bedeutet, dass Unebenheiten eher unsanft an die Insassen weitergegeben werden. Das kann bei längeren Fahrten störend werden, passt jedoch gleichzeitig gut zum soliden und simplen Charakter des Fahrzeugs.
Allem rustikalen Charakter zum Trotz mangelt es dem Swift natürlich nicht an Elektronik. Diese kommt in Form diverser neuer Assistenzsysteme. Dazu gehören der serienmässig verbaute Totwinkelwarner, der Querverkehrswarner, ein Spurhalteassistent sowie ein Abstandstempomat. Der Geschwindigkeitswarner lässt sich nicht deaktivieren, was nerven kann, wenn man versehentlich doch einmal zu schnell unterwegs ist oder das Fahrzeug ein Tempolimit falsch erkennt. Ungewöhnlich in der heutigen Zeit sind die analogen Rundinstrumente für Drehzahl und Geschwindigkeit. Doch sie haben sich seit Jahrzehnten bewährt und funktionieren zuverlässig. Was will man mehr? Zusätzlich gibt es serienmässig ein Neun-Zoll-Touchscreendisplay für Infotainmentsystem und Navigation. Was bei deutlich teureren Autos oftmals noch ordentlich Aufpreis kostet, ist im Swift bereits in der Basis serienmässig: eine kabellose Verbindung des Smartphones über Android Auto und Apple CarPlay.
Ein einfacher Kleinwagen: Der Suzuki Swift vertraut auf klassische Werte, einfache Bedienung, Stoffsitze und viel Hartplastik.
Das reicht aus für die Alltagsmobilität und hält den Preis tief.
Dass noch von Hand geschaltet werden darf, macht Spass.
Einfach gehalten
Die Innenausstattung ist natürlich einfach gehalten. Typisch für das Kleinwagensegment wird der Innenraum dominiert von sehr viel Hartplastik. Angesichts des Preises des Swift ist das auch nicht weiter störend – auch da gibt es deutlich teurere Autos, die auch nicht mehr Leder einsetzen, geschweige denn ihre Oberflächen unterschäumen. Apropos Leder: Die Sitzbezüge sind in allen Versionen serienmässig aus Stoff. Eine Option für Leder bietet Suzuki für alle Ausstattungslinien an. Die Sitzheizung ist in der Basisvariante optional, in den teureren Ausstattungslinien Serie.
Natürlich, der Swift wirkt etwas aus der Zeit gefallen mit seinen analogen Instrumenten und seinem schlichten Auftreten. Aber dass Suzuki auch nach rund vierzig Jahren Bauzeit des Swift noch am Konzept des einfachen Kleinwagens mit einem sparsamen und dafür etwas weniger leistungsstarken Motor festhält und ihm erst noch einen Allradantrieb gönnt, macht Freude. Gerade in einer Zeit von stetig ansteigenden Neuwagenpreisen ist ein günstiger Kleinwagen eine willkommene Alternative.
Die ersten tausend Schweizer Kunden erhalten den Swift in der First Edition.
Testfazit
Der Suzuki Swift überzeugt mit klassischen Kleinwagenwerten, die heute schon fast in Vergessenheit geraten sind. Mit einem kleinen, sparsamen Benzinmotor, Handschaltung und einem attraktiven Preis bietet er all das, was für viele ausreicht: günstige Mobilität mit einer kleinen Prise Fahrspass.
Testergebnis 71/100
Antrieb 15/20
Ein sparsamer Dreizylinder-Saugmotor und ein Fünfgang-Handschaltgetriebe reichen aus, um von A nach B zu kommen. Dazu gibt es im Swift erst noch Allradantrieb.
Fahrwerk 10/15
Die Lenkung wurde gegenüber dem Vorgänger verbessert, das Fahrwerk gibt Schläge aber immer noch etwas unsanft an die Insassen weiter.
Innenraum 18/25
Das Platzangebot des Suzuki Swift ist für ein Auto im Kleinwagensegment vorbildlich, vor allem auf den Rücksitzen. Der grosszügige Einsatz von Hartplastik ist klassenüblich.
Sicherheit 9/15
Bei den Sicherheits- und Assistenzsystemen ist alles Nötige an Bord. Die Bremsleistung ist unterdurchschnittlich.
Budget 19/25
Der Suzuki Swift beweist, dass Individualmobilität nicht teuer sein muss, wenn man bereit ist, auf viel Schnickschnack zu verzichten. Das ist selten geworden und gefällt.