Gut zwei Jahre lagen zwischen der Übernahme von Opel durch PSA im Februar 2017 und der Einführung der fünften Generation des Opel Corsa im Mai 2019. Zu wenig Zeit, die neuen Designcodes der Konzeptstudie GT X Experimental (2018) noch auf den Kleinwagen zu übertragen. Die Neuauflage des Corsa macht dieses Versäumnis wett, er orientiert sich nun am Design der restlichen Modellpalette. Wie Astra, Grandland und Mokka übernimmt er die Vizor-Front, das schwarz lackierte Band, das die neu gestalteten Scheinwerfer miteinander verbindet. Auch die Stossfänger wurden überarbeitet, und an der Heckklappe taucht ein Corsa-Monogramm auf.
Technisch basiert der Kleinwagen aus Rüsselsheim (D) auf der CMP-Plattform der Stellantis-Gruppe. Während die Benzinmotoren beibehalten wurden, gibt es nun zwei 48-Volt-Mildhybride mit 74 kW (100 PS) und 100 kW (136 PS) Leistung sowie eine neue, zweite Elektroversion. Die seit Markteinführung angebotene Variante mit 100 kW (136 PS) ist weiterhin als Edition Electric im Programm, sie wird ergänzt durch den Corsa GS Electric. Angetrieben wird er von einem Permanentmagnet-Synchronmotor von Emotors, einem Joint Venture des französischen Zulieferers Nidec Leroy-Somer mit Stellantis. Die Maschine leistet 115 kW (156 PS). Zum neuen Antriebsstrang gehört eine neue Batterie mit überarbeiteter Chemie und Aufbau der Zellen. Nur noch 102 anstelle von 216 Zellen sind verbaut, der Akku hat eine Kapazität von 54 kWh, von denen 51 kWh nutzbar sind. Das Bordladegerät leistet an einer Wallbox 11 kW, an einer Schnellladestation mit Gleichstrom (DC) beträgt die Ladeleistung 100 kW. Das ist ein eher durchschnittlicher Wert, aber immerhin kann die Batterie so in rund 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufgeladen werden, was nur geringfügig besser ist als bei der schwächer motorisierten Edition Electric. Der interessanteste Aspekt des neuen Modells ist jedoch nicht die Ladegeschwindigkeit, sondern die Reichweite. Mit 405 Kilometern im kombinierten WLTP-Zyklus für den Corsa GS Electric im Vergleich zu 354 Kilometern für die Standardversion Edition Electric machte sie zumindest in der Normmessung einen grossen Sprung nach vorne. In der Realität sind das 310 Kilometer Reichweite, wenn man den Verbrauch auf der AR-Normrunde zum Massstab nimmt, der bei frühlingshafter Temperatur 16.1 kWh/100 km betrug. Damit kommt der stärkere E-Corsa rund zehn Prozent weiter als das Einstiegsmodell.
Wenig Änderungen an Bord
Im Sportmodus, in dem die volle Leistung von 156 PS zur Verfügung steht, hat die Vorderachse Schwierigkeiten, die Kraft auf den Asphalt zu übertragen, besonders wenn die Bedingungen nicht ideal sind (Gefälle, nasse oder laubbedeckte Strassen). Dennoch ist die Leistung gut, der GS Electric benötigt 8.1 Sekunden für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h, das schwächere Modell braucht dazu 8.7 Sekunden. Ansonsten ist der Corsa so dynamisch wie ein kleines französisches Stadtauto – und das ist er ja schliesslich auch, wenn man es ganz genau nimmt. Die Lenkung ist präzise und gut abgestimmt. Die Aufhängung ist straff, wie es sich gehört. Das alles wird durch das relativ geringe Gewicht des Fahrzeugs unterstützt, das unter 1500 Kilogramm liegt. Im Stadtverkehr wird der Fahrer die B-Taste zu schätzen wissen, mit der er stärker regenerativ bremsen kann. One-Pedal-Driving ist nach wie vor nicht möglich.