Opel Corsa e – Leicht optimiert

AR-Testteam | 18.04.2024

Facelift Der Opel Corsa erhielt im Rahmen einer Modellpflege nicht nur eine neue Optik, sondern auch eine zweite Elektrovariante mit mehr Reichweite.

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Der neue Corsa unterscheidet sich vor allem an der Front von seinem Vorgänger.

Gut zwei Jahre lagen zwischen der Übernahme von Opel durch PSA im Februar 2017 und der Einführung der fünften Generation des Opel Corsa im Mai 2019. Zu wenig Zeit, die neuen Designcodes der Konzeptstudie GT X Experimental (2018) noch auf den Kleinwagen zu übertragen. Die Neuauflage des Corsa macht dieses Versäumnis wett, er orientiert sich nun am Design der restlichen Modellpalette. Wie Astra, Grandland und Mokka übernimmt er die Vizor-Front, das schwarz lackierte Band, das die neu gestalteten Scheinwerfer miteinander verbindet. Auch die Stossfänger wurden überarbeitet, und an der Heckklappe taucht ein Corsa-Monogramm auf.

Technisch basiert der Kleinwagen aus Rüsselsheim (D) auf der CMP-Plattform der Stellantis-Gruppe. Während die Benzinmotoren beibehalten wurden, gibt es nun zwei 48-Volt-Mildhybride mit 74 kW (100 PS) und 100 kW (136 PS) Leistung sowie eine neue, zweite Elektroversion. Die seit Markteinführung angebotene Variante mit 100 kW (136 PS) ist weiterhin als Edition Electric im Programm, sie wird ergänzt durch den Corsa GS Electric. Angetrieben wird er von einem Permanentmagnet-Synchronmotor von Emotors, einem Joint Venture des französischen Zulieferers Nidec Leroy-Somer mit Stellantis. Die Maschine leistet 115 kW (156 PS). Zum neuen Antriebsstrang gehört eine neue Batterie mit überarbeiteter Chemie und Aufbau der Zellen. Nur noch 102 anstelle von 216 Zellen sind verbaut, der Akku hat eine Kapazität von 54 kWh, von denen 51 kWh nutzbar sind. Das Bordladegerät leistet an einer Wallbox 11 kW, an einer Schnellladestation mit Gleichstrom (DC) beträgt die Ladeleistung 100 kW. Das ist ein eher durchschnittlicher Wert, aber immerhin kann die Batterie so in rund 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufgeladen werden, was nur geringfügig besser ist als bei der schwächer motorisierten Edition Electric. Der interessanteste Aspekt des neuen Modells ist jedoch nicht die Ladegeschwindigkeit, sondern die Reichweite. Mit 405 Kilometern im kombinierten WLTP-Zyklus für den Corsa GS Electric im Vergleich zu 354 Kilometern für die Standardversion Edition Electric machte sie zumindest in der Normmessung einen grossen Sprung nach vorne. In der Realität sind das 310 Kilometer Reichweite, wenn man den Verbrauch auf der AR-Normrunde zum Massstab nimmt, der bei frühlingshafter Temperatur 16.1 kWh/100 km betrug. Damit kommt der stärkere E-Corsa rund zehn Prozent weiter als das Einstiegsmodell.

Wenig Änderungen an Bord

Im Sportmodus, in dem die volle Leistung von 156 PS zur Verfügung steht, hat die Vorderachse Schwierigkeiten, die Kraft auf den Asphalt zu übertragen, besonders wenn die Bedingungen nicht ideal sind (Gefälle, nasse oder laubbedeckte Strassen). Dennoch ist die Leistung gut, der GS Electric benötigt 8.1 Sekunden für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h, das schwächere Modell braucht dazu 8.7 Sekunden. Ansonsten ist der Corsa so dynamisch wie ein kleines französisches Stadtauto – und das ist er ja schliesslich auch, wenn man es ganz genau nimmt. Die Lenkung ist präzise und gut abgestimmt. Die Aufhängung ist straff, wie es sich gehört. Das alles wird durch das relativ geringe Gewicht des Fahrzeugs unterstützt, das unter 1500 Kilogramm liegt. Im Stadtverkehr wird der Fahrer die B-Taste zu schätzen wissen, mit der er stärker regenerativ bremsen kann. One-Pedal-Driving ist nach wie vor nicht möglich.

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Im Innenraum sind die Veränderungen weniger sichtbar, auch wenn das Infotainmentsystem besser als zuvor ist. Auf den Rücksitzen und im Kofferraum ist das Platzangebot begrenzt. Die Verarbeitung ist im Grossen und Ganzen gut.

Im Innenraum sind die Neuerungen, die das Facelift mit sich bringt, nicht besonders auffällig. Der Corsa übernimmt nicht das modernere Bildschirmdesign, das im Mokka eingeführt wurde. Dafür aber wurde die Leistung des Zehn-Zoll-Bildschirms durch den Einsatz eines stärkeren Prozessors erhöht, was zu flüssigerer Bildwiedergabe und verbesserter Reaktion auf Befehle führt. Der alte Schalthebel wurde durch den Cursor ersetzt, der in allen Stellantis-Produkten zu finden ist. Alle wesentlichen Funktionen findet man schnell und intuitiv. Die Verarbeitung gibt nicht wirklich Anlass zur Kritik, das Platzangebot zumindest auf den hinteren Plätzen aber schon – hier leiden die Passagiere unter dem Mangel an Beinfreiheit. Dass der Kofferraum in einem Kleinwagen Abstriche verlangt, ist klar, aber die 267 Liter im Corsa sind für ein Auto mit gut vier Metern Länge doch eher unterdurchschnittlich.

Opel verlangt 32 790 Franken für den Corsa Edition Electric und 36 990 für den GS Electric, der besser ausgestattet ist. Ob mehr Leistung, grössere Reichweite und zusätzliche Ausstattung den Aufpreis von 4200 Franken wirklich rechtfertigen, muss jeder für sich beantworten. 

Testfazit

Der Opel Corsa in der leicht optimierten Variante ist spürbar besser im Vergleich zum vor einigen Jahren eingeführten und immer noch angebotenen Modell. Schade, dass sich Opel diese Verbesserungen extra bezahlen lässt, statt sie serienmässig in allen elektrischen Corsa anzubieten.

Fotos: Vesa Eskola, Text: Olivier Derard

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